EDV-Freak und Tierarzt in einem

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Eine Getreideähre, Produkt eines Berufs, der laut Verband für landwirtschaftliche Fachbildung heute zwischen Handwerk und kaufmännischen Ansprüchen steht und ein umfangreiches Wissensspektrum erfordert Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Eine Getreideähre, Produkt eines Berufs, der laut Verband für landwirtschaftliche Fachbildung heute zwischen Handwerk und kaufmännischen Ansprüchen steht und ein umfangreiches Wissensspektrum erfordert Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Diese jungen Frauen (unter ihnen Susanne Reichert, Vierte von links) und Männer erhielten ihre Urkunden zur abgeschlossenen Ausbildung als Landwirt mit (von links) Behördenleiter Herbert Lang und Bildungsberater Martin Mack sowie (von rechts) stellvertretender Vorsitzender Imelda Hetterich und Landrat Wilhelm Schneider. Foto: Günther Geiling
Diese jungen Frauen (unter ihnen Susanne Reichert, Vierte von links) und Männer erhielten ihre Urkunden zur abgeschlossenen Ausbildung als Landwirt mit (von links) Behördenleiter Herbert Lang und Bildungsberater Martin Mack sowie (von rechts) stellvertretender Vorsitzender Imelda Hetterich und Landrat Wilhelm Schneider.  Foto: Günther Geiling
 
Diese vier jungen Männer bildeten sich als Meister, Techniker, Wirtschafter oder Winzer weiter. Vordere Reihe von links: Felix Hornung, Sebastian Hetterich, Christian Kaiser und Christian Lenhard. Dahinter stehen Bildungsberater Martin Mack (links) sowie Vorsitzender Steffen Beiersdorfer (rechts). Foto: gg
Diese vier jungen Männer bildeten sich als Meister, Techniker, Wirtschafter oder Winzer weiter. Vordere Reihe von links: Felix Hornung, Sebastian Hetterich, Christian Kaiser und Christian Lenhard. Dahinter stehen Bildungsberater Martin Mack (links) sowie Vorsitzender Steffen Beiersdorfer (rechts).  Foto: gg
 

Zehn junge Leute aus dem Landkreis Haßberge haben die Prüfung zum Landwirt gepackt, vier weitere schafften höhere Abschlüsse.

Den Landwirten wird heute einiges abverlangt. Eine breit gefächerte Ausbildung sei dafür "das A und O" und der Beruf, der irgendwo zwischen Handwerk und kaufmännischen Berufen angesiedelt sei, verlange "Wissen vom EDV-Freak bis hin zum Tierarzt." So zumindest beschrieb Bildungsberater Martin Mack bei der Überreichung der Urkunden an junge Landwirte und Absolventen von höherwertigen Ausbildungsgängen die Ansprüche an den Bauern heutiger Prägung.

Den Rahmen für die Zeugnisvergabe bildete die Hauptversammlung des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) , Kreis Haßberge, im Hotel Goger in Augsfeld. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Starke Landwirtschaft - Starker Landkreis - Unsere Landwirtschaft im Jahre 2020".


Größter Jahrgang seit 25 Jahren

Mit 98 Teilnehmern in Unterfranken könne man auf den größten Prüfungsjahrgang seit 25 Jahren blicken und erfreulicherweise sei der Trend konstant, sagte Mack. Aus dem Landkreis Haßberge haben zehn Teilnehmer die Prüfung zum Landwirt bestanden, fünf davon mit normaler landwirtschaftlicher Lehrzeit. Dies waren Regina Gräf, Ottendorf; Daniel Kern, Bischofsheim; Susanne Reichert, Römmelsdorf; Philipp Theiß, Maroldsweisach; Moritz Warmuth, Untermerzbach. Die Urkunde für den Abschluss im "Zweitberuf Landwirt" erhielten Christoph Fösel, Limbach; Bastian Geuß, Unfinden; Bernhard Geuß, Unfinden; Michael Neeb, Sand; Patrick Schwappacher, Nassach (Aidhausen).


Eine Beziehungssache

Die Liebe brachte Susanne Reichert zur Landwirtschaft. Sie hatte in Würzburg als Biologie-Laborantin gearbeitet, lernte dann aber mit Christoph Mönch aus Römmelsdorf einen Landwirt kennen, der eine Schweinemästerei in großem Stil betreibt. Nachdem dessen Vater ins Rentenalter eingetreten war, hatte der Sohn den Betrieb übernommen und gemeinsam wolle man den nun weiterführen, sagte sie.

Die Laborantin ist sich der Tragweite ihrer Entscheidung bewusst. "Ich wollte mir deswegen auch in dem Beruf des Landwirts fundierte Kenntnisse erwerben und die Ausbildung absolvieren. Außerdem möchte ich auch noch meine Meisterprüfung machen. Seit letztem Jahr führen wir nun schon den Betrieb und ich bin mit großem Interesse dabei", sagte sie.


Winzer aus Sand

Bei der Veranstaltung wurden auch Prüflinge für höherwertige Abschlüsse ausgezeichnet. Zu den 35 Prüflingen, welche die Ausbildung zum Winzer bestanden haben, gehört Christian Lenhard aus Sand. Der gelernte Industriemeister hatte die zusätzliche Lehre zum Winzer absolviert, da seine Eltern als Hobby-Winzer einen kleinen Weinberg betreiben. "In der Schule lernt man eben alles viel besser von der Pike auf und wird mit den neuen Gegebenheiten der Weinproduktion vertraut gemacht," meinte er.

Ferner: Eine Ausbildung zum staatlich geprüften Wirtschafter für Landbau absolvierte Sebastian Hetterich aus Zeil. Felix Hornung aus Köslau schloss seine Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister ab und Christian Kaiser aus Eichelsdorf absolvierte die Ausbildung zum Agrartechniker in Triesdorf.


15 Betriebe gaben auf

Im Geschäftsbericht sprach der Behördenleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt, Herbert Lang, von einer vergleichsweise geringen Anzahl von Hofaufgaben in Bayern und im Bereich seiner Behörde. Im Landkreis Haßberge hätten gegenüber dem Vorjahr 15 Betriebe aufgegeben, was 1,2 Prozent des Bestands entspreche. Der Schutz vor Preisschwankungen, der Gewässerschutz und die EU-Agrarreform 2020 seien Herausforderungen der nächsten Zeit. Die Landwirtschaftsbehörden hätten die Zahl der Wasserberater auf insgesamt 22 verdoppelt. Auch das Umweltprogramm Kulap sei um 69 Millionen Euro aufgestockt worden. 725 Antragsteller aus dem Kreis Haßberge beteiligten sich an dem Programm, was zwei Dritteln der Bauern im Landkreis Haßberge entspreche.
"Ohne die Landwirtschaft wäre unser Landkreis nicht das, was er heute ist", sagte Landrat Wilhelm Schneider (CSU) und würdigte die Bedeutung der Landwirtschaft wie auch der Arbeit des VLF: "Wir alle brauchen die Landwirtschaft für unser tägliches Leben, für eine gesunde Ernährung und für eine gesunde Umwelt."
Der VLF-Vorsitzende Steffen Beiersdorfer sprach von einem regnerischen und trüben Jahr 2016. Davon lasse man sich aber nicht unterkriegen, denn die Landwirtschaft sei positiv eingestellt. Die frisch gebackenen Jung-Landwirte sollten trotzdem gut überlegen, wie sie ihren Betrieb fortführen und in die Zukunft entwickeln, mahnte er.


Tödlicher Verkehrsunfall

Einige Konflikte wurden in einer regen Diskussion angesprochen. Ein Thema waren Genehmigungsbescheide für überbreite Fahrzeuge wie Mähdrescher auf den Straßen. Bisher war das Fahren mit Genehmigungsbescheid erlaubt, aber es werde - insbesondere nach einem tragischen Verkehrsunfall bei Neubrunn, bei dem ein Motorradfahrer gegen ein Mähwerk geprallt war und ums Leben kam - darüber diskutiert, dass dies nur noch mit Begleitfahrzeug möglich sein soll oder aber dass das Schneidwerk auf einem eigenen Fahrzeug mitgeführt werden muss.

Die Landwirte wünschten sich praktikable Lösungen, nach Möglichkeit ohne Begleitfahrzeug, da dies einen enormen organisatorischen und personellen Aufwand bedeute. Landrat Wilhelm Schneider sprach von einer schwierigen Frage, über die er aber in den nächsten Tagen entscheiden wolle. gg