Eberns Bürgermeister baggert Bahndamm an

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Als Bauarbeiter versuchte sich Bürgermeister Robert Herrmann. Er kratzte die erste Baggerschaufel voll Erde vom Bahndamm. Foto: Eckehard Kiesewetter
Als Bauarbeiter versuchte sich Bürgermeister Robert Herrmann. Er kratzte die erste Baggerschaufel voll Erde vom Bahndamm. Foto: Eckehard Kiesewetter
Diese historische Aufnahme verdeutlicht die Ausmaße des Bahndamms. Foto: Archiv Steffen Schanz
Diese historische Aufnahme verdeutlicht die Ausmaße des Bahndamms.  Foto: Archiv Steffen Schanz
 
Architekt Martin Ammermann (links) erläuterte an der Baustelle die Pläne für die neuen Fußwege, die in d en nächsten Wochen in der Straße "Zum Bahnhof" gebaut werden sollen. Fotos: Eckehard Kiesewetter
Architekt Martin Ammermann (links) erläuterte an der Baustelle die Pläne für die neuen Fußwege, die in d en nächsten Wochen in der Straße "Zum Bahnhof" gebaut werden sollen.  Fotos: Eckehard Kiesewetter
 
Um 1900 entstand diese winterlicheAufnahme, die einen Zug vor der Eberner Pfarrkirche zeigt. Foto: Archiv: Schanz
Um 1900 entstand diese winterlicheAufnahme, die einen Zug vor der Eberner Pfarrkirche zeigt. Foto: Archiv: Schanz
 
 
Kaum war der offizielle Akt beendet, legten die Arbeiter am Bahndamm los. Foto: Kiesewetter
Kaum war der offizielle Akt beendet, legten die Arbeiter am Bahndamm los.  Foto: Kiesewetter
 
Büsche wurden sofort gehäckselt.
Büsche wurden sofort gehäckselt.
 
Architekt Ammermann.
Architekt Ammermann.
 
 
Bei einem großen Sportfest vor 60 Jahren diente der Bahndamm als Zuschauertribüne. Foto: Archiv TV Ebern
Bei einem großen Sportfest vor 60 Jahren diente der Bahndamm als Zuschauertribüne. Foto: Archiv TV Ebern
 
 
Sportfest im alten "Bahndammstadion".
Sportfest im alten "Bahndammstadion".
 
 
Nochmal Lenker einer großen Sache: Robert Herrmann am Steuer. Foto: Eckehard Kiesewetter
Nochmal Lenker einer großen Sache: Robert Herrmann am Steuer. Foto: Eckehard Kiesewetter
 
 

Mit dem Rückbau des alten Bahndamms beginnen in Ebern umfangreiche Umbauarbeiten im Gebiet östlich des Anlagenrings. Die Regierung von Unterfranken fördert die Baumaßnahme.

Seine besten Zeiten hatte er in den Jahren 1882 bis 1988 erlebt, als regelmäßig Personen- und Güterzüge zwischen Maroldsweisach und Breitengüßbach auf seinem Rücken verkehrten. Ende der 1980er Jahre war mit dem Bahnverkehr bis Maroldsweisach Schluss; und seit vor neun Jahren ein Bahnhaltepunkt an der Georg-Nadler-Straße den 500 Meter weiter nördlich gelegenen Bahnhof überflüssig machte, hatte der Bahndamm seine Funktion verloren.

Heute ist er nur mehr Relikt eines vergangenen Jahrhunderts, rund fünf Meter hoch und 350 Meter lang. Ein Stück Stadtgeschichte zwar, aber ein störender Wall der den Altstadtbereich gen Osten vom erst wesentlich später entstandenen Schul- und Siedlungsgebiet abtrennt. Allenfalls vielleicht ruhebedürftigen Feriengästen am Wohnmobilstellplatz kam er zuletzt noch als Lärmschutzwall zugute, wenn auf der anderen Seite in den Schulpausen Kinder johlten.
Dafür steht der Schotterdamm Erweiterungsplänen für die Realschule und den Pausenhof der Grundschule im Wege und aus Sicht des Architekten Martin Ammermann vom Bamberger Büro Ammermann und Döhler ist er nur noch eine störende Barriere im Stadtbild.

Die Vorgeschichte

Vor fünf Jahren ungefähr hat die Stadt den Bahndamm auf den Index gesetzt. Nach einem Wettbewerb für die Neugestaltung des Areals, hatten die Bamberger Landschaftsarchitekten den Planungsauftrag erhalten und 2012 hatte das Landratsamt den Bauantrag genehmigt und damit das Aus für den Bahndamm besiegelt.

Nun also geht es ihm an den Kragen. Zunächst wird eine Lücke in seinen Rücken gerissen, dort wo bis vor kurzem noch das Hallenbad stand, wird eine provisorische Durchfahrt entstehen. Ehe die Arbeiter der Firma Koch aus Veilsdorf sich fachmännisch ins Zeug legten, setzte sich gestern Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) ans Steuer und die Schalthebel eines Baggers um die symbolische erste Schaufel abzutragen.

Er sprach von einem wichtigen Augenblick" für die Stadt, daher auch Zeremoniell, zu dem sich eine Hand voll Gäste eingefunden hatte. Der Durchbruch durch den Bahndamm soll zunächst eine Notdurchfahrt für Wohnmobile und Kraftfahrzeuge schaffen, denn ab Montag, 26. August, wird die eigentliche Zufahrt über die Georg-Nadler-Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Dort soll die Fußwegesituation im Bereich von kirchlichem Kindergarten, dem Jugendzentrum im Kujathhaus und dem Bahnhaltepunkt verbessert werden.

Wo man derzeit eher über eine Rinne stolpert, denn sicheren Fußes gehen, wird ein zwei Meter breiter Bürgersteig entstehen. Er wird auch die barrierefreie Wegeanbindung zu den Schulen in der Georg-Nadler-Straße abschließen. Selbst an ein Leitsystem für Blinde hat man gedacht.

Nachhaltiger Wandel

Das Areal um die Bahnlinie und die Georg-Nadler-Straße sei der Bereich in Ebern, in dem sich in den vergangenen Jahren am meisten getan habe, und der sich auch in den kommenden Jahren weiter verändern wird, kündigte der Bürgermeister an.

Schul-Um- und Neubauten, die umgestaltete städtische Turnhalle, das neue Hallenbad, die Pläne für eine Mensa, der geplante Neubau des Hallenbades , eines Allwetterplatzes an der Grundschule, und die bereits vom Kreistag beschlossene Realschulerweiterung und nicht zuletzt ein neues System von Gehwegen, das den Anlagenring verlängern soll, stehen dafür. "Hier entsteht ein richtig schöner städtischer Bereich," befand Herrmann "das hat hier sehr gewonnen."

Zu dieser Umgestaltung gehört auch, dass das laut Ammermann "völlig unzulängliche Tunnel für Fußgänger", das die alte Bahnlinie unterquerte, verschwinden wird. Vom sogenannten "Tegut-Kreisel" bis zum Bahnhaltepunkt soll, nach dem Abtrag der Bahnrampe, eines Tages ebenerdig ein Fußweg verlaufen.

Richtig los geht's im September


Der komplette Neuausbau der Fußwege bis zur Coburger Straße kann, laut Ankündigung des Bürgermeisters, aber erst in einem zweiten Bauabschnitt erfolgen, dann nämlich, wenn auch die Leitungstrassen für das angedachte Nahwärmenetz, die Rahmenbedingungen für den Hallenbad-Neubau und der Erweiterungsbau der Realschule geklärt sind.

Robert Herrmann zeigte sich dankbar, dass die Regierung von Unterfranken den vorzeitigen Baubeginn genehmigt und die Planung für das neue Fußwegenetz in die Städtebauförderung (Stadtumbau West) aufgenommen hat. Man rechne mit Zuschüssen bis zu 60 Prozent.

Richtig beginnen darf der Rückbau des Bahndammes erst ab 1. September, weil die Fauna in den Büschen nicht gestört werden soll. Die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt hatte wegen der brütenden Vögel die Bremse gezogen. Dann aber soll's rasch voran gehen, versprachen der Bürgermeister und der Chef der ausführenden Firma, Michael Koch.

Bahnsteig immer erreichbar

Herrmann und Koch warben im Vorfeld um Verständnis für Verkehrsbehinderungen und Lärmbelästigungen. Die will man so gering wie möglich halten, versicherte Architekt Ammermann vor allem in Hinblick auf die Schulen und die direkten Anlieger. Planer und Bürgermeister versprachen, dass der Bahnsteig während der Bauarbeiten fußläufig immer zugängig bleiben wird, und dass die Umleitung zum "innerstädtischen Parkplatz am alten Sportplatz deutlich ausgeschildert wird.

Günter Dietz, als Vorsitzender der Tourismus- und Werbegemeinschaft für die Betrieb auf dem Wohnmobilstellplatz zuständig, begrüßte sogar, dass der "Spatenstich" jetzt erst erfolgen konnte. Bald ende die Saison für die Wohnmobile; so seien die Einschränkungen für die Gäste nicht mehr so gravierend.

Die Arbeiten im Bereich der Straße, die neuerdings "Am Bahnhof" heißt, sollen am Montag beginnen und drei Monate in Anspruch nehmen, ebenso der Rückbau des Bahndammes. So lange wird auch die Notzufahrt benötigt.

Zu den Kosten

610.000Euro kostet die Gesamtbaumaßnahme, rund 300.000 fließen in den Straßenbau (Firma Koch, Veilsdorf), 200 000 in den verkehrsberuhigten Ausbau der Straße "Zum Bahnhof" rund 136.000 Euro in den Rückbau des Bahndamms und 75.000 Euro in den Ausbau des Allwetterplatzes (Fa. John. Hallstadt).

60 Prozent beträgt die Förderung durch die Regierung im Zug der Städtebauförderung. Sie dürfte zwischen 330.000 und 350.000 Euro liegen, schätzt Robert Herrmann.