Eberner Blasorchester: Von Robbie Williams über Polka bis zum Musical

Absolut gut an kam das Konzert "Absolut Musik" des Blasorchesters Ebern beim Publikum am Samstagabend. Davon zeugte nicht nur, dass die Frauengrundhalle voll bis auf den letzten Platz war, sondern auch, dass es am Ende Standing Ovations und tosenden, nach Zugabe fordernden, Applaus gab. Um die 430 Besucher waren gekommen, um sich das diesjährige Konzert "Absolut Musik" des Blasorchesters nicht entgehen zu lassen. Das Konzert stand heuer unter dem Motto "Let us entertain you". Mit diesem Motto haben die Musiker unter Leitung von Sebastian Saffer nicht zu viel versprochen. Es gelang ihnen, das Publikum durch ihr kurzweiliges zweistündiges Programm auf höchstem musikalischem Niveau zu unterhalten. Das Programm war sehr vielseitig: Von Polka bis hin zu Musical war alles vertreten.
Mit dem Stück "Fanatic Winds" - zu Deutsch "Eifrige Blasinstrumente" - startete das Orchester schwungvoll in das Programm. Gleich darauf begeisterte Julia Lerche mit ihrem Saxophon-Solo in "Caprice for Saxophone" das Publikum und erntete für ihre Leistung großen Applaus.
Sehr mitreißend und ergreifend war das Stück "Kraftwerk" von Jacob de Haan. Dieses Werk verarbeitet einen angenommenen Super-GAU im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. "In diesem Stück kommt es zur Kernschmelze. Es gibt eine Explosion, auch musikalisch gesehen, eine Sirene wird ertönen woraufhin dann die verseuchte Landschaft musikalisch dargestellt wird. Schließlich beinhaltet das Stück auch eine traurige Version des Frankenliedmarschs, bevor wieder Hoffnung aufkommt", erklärt Dirigent Sebastian Saffer, der durchs Programm führte, die Hintergründe zum Stück "Kraftwerk". Eine zweite Möglichkeit der Interpretation sieht vor, dass das Stück Grafenrheinfeld im zweiten Weltkrieg darstellt mit der Zerstörung, dem Bombenkrieg und schließlich dem Wiederaufbau. Die Musiker schafften es, dieses Stück sehr emotional und ergreifend zu vertonen, was durch die im Hintergrund laufende Bilderpräsentation zu Grafenrheinfeld während und nach dem Krieg noch verstärkte. Es war auch ein Stück, das zum Nachdenken anregen sollte und eine klare Botschaft hatte.
Fotos von New York
Nach der Pause eröffneten die Musiker mit der "New York Ouvertüre" den zweiten Teil ihres Programms. Durch die im Hintergrund auf der Präsentation laufenden Fotos der Stadt wurde das Publikum quasi mitgenommen auf eine musikalische Reise durch New York. Die passenden Bildervorträge zu den einzelnen Stücken kamen bei den Gästen sehr gut an. Andreas Freibott hatte sich wieder die Mühe gemacht, und die Präsentation erstellt.
Ein Höhepunkt des Abends war wohl das Stück "Os Pássaros do Brasil" von Kees Vlak. Das dreiteilige Stück - zu Deutsch "Die Vögel von Brasilien" beschreibt die brasilianische Bevölkerung auf verschiedene Art und Weise. Im ersten Teil werden die buntfarbigen Vögel vertont. Ab und zu wird der Gesang eines Vogels - im Stück durch ein Solo an der Flöte von Petra Müller - aufgegriffen. Der zweite Teil handelt von einer traurigen Taube, die Ruth Baiersdorfer an der Querflöte vertont, wobei der dritte Teil die Vögel des Karnevals beschreibt. Hier ertönten flotte Samba-Rhythmen durch den Percussion-Satz. Da kamen sogar die Notenständer der Schlagzeuger ins Wackeln.
Robbie Williams zum Finale
Zum Grande Finale griffen die Musiker noch wortwörtlich ihr Motto des Abends auf und verabschiedeten sich mit dem Medley "Let me entertain you" von Robbie Williams, wobei Sophie Trinkerl am Saxophon sowie Andreas Freibott und Michael Winkler an den Trompeten mit ihren Soli überzeugten. Schließlich ernteten die Musiker Standing Ovations für ihre tolle Leistung bei diesem abwechslungsreichen und anspruchsvollen Konzert.
Für ein Schmankerl sorgten die Musiker bei der Zugabe noch mit der sogenannten "Scherzpolka". "Sie können sich einmal in die Lage eines Musikers bei einem Bierzeltauftritt versetzen. Es ist warm und wird immer wärmer. Man sitzt auf dem Trockenen und blickt sehnsüchtig zum Ausschank. Bei diesem Stück zeigen wir einfach einmal, wie es bei einem Auftritt auf einem Dorffest oder in einem Bierzelt zugeht. Ich lasse die Musiker jetzt einfach mal machen, was sie wollen", so Sebastian Saffer. Was dies zur Folge hat: Die Flötistinnen stemmen erst einmal ein Seidla und prosten sich zu, wobei das Stück doch schon begonnen hat. Der Tubist geht erst einmal zum Ausschank und sorgt für Nachschub.
Bierfass angezapft
Dieses lustige Stück kam beim Publikum sehr gut an. Schließlich wurde auf der Bühne gar ein Bierfass angezapft, um die Musiker ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen. Die Gäste waren durchweg begeistert vom Auftritt des Blasorchesters und gingen mit zufriedenen Gesichtern nach Hause.
Letztlich verwies der Vorsitzende des Blasorchesters, Matthias Sperber, am Ende noch auf das Jubiläum des Orchesters, das nächstes Jahr ansteht und in Verbindung mit dem Kreismusikfest vom 10. bis 13. Juli 2020 in Ebern gefeiert wird.