Für ein neues Baugebiet am Waldrand hoch über dem Ort müsste eine neue Zufahrt geschaffen werden. Im Gespräch ist die Anbindung aus Richtung Steinbach.
Auf den Tasten und aus dem Klavier der Gemeinderatssitzung erklang diesmal richtige Zukunftsmusik, die als Auftakt für ein Investitionskonzert stehen könnte, das die nächsten Jahre immer wieder in den Mittelpunkt rückt. Die Erschließung eines Baugebietes "Am Herrenwald" über
Ebelsbach mit fast 100 Bauplätzen könnte dafür die "Ouvertüre" darstellen. Als inspirierte Hauptteile wurden dann die Ortsumgehung in Richtung Stettfeld und sogar eine Anbindung der Ebelsbacher Siedlung quer über den Berg in Richtung St 2447 bei Steinbach angespielt, während man sich mit dem Schlussakkord einer großen Hochwasserfreilegung noch nicht so richtig anfreunden konnte.
Knackpunkt Freileitung
Für die Aufstellung eines Bebauungsplanes "Am Herrenwald" über Ebelsbach hatten die Vertreter des Ingenieurbüros Strunz die Eckpunkte abgesteckt, wie die Flächen mit den Versorgungsanlagen erschlossen und wie auch die günstigste verkehrsmäßige Anbindung erfolgen könnte. "Knackpunkt" ist dabei auch eine Starkstrom-Freileitung, die zur Ausnutzung des Baugebietes verlegt werden müsste. Das ist bekanntlich nicht billig, denn die Verlegung der Freileitung an den Waldrand sei bei ersten Kostenschätzungen mit einer Million Euro angegeben. Eleganter wäre natürlich die Verlegung des Kabels auf einem Anwandweg ins Erdreich, was mit einer aufwendigeren Technik und mit Kosten von circa 1,9 Millionen Euro erfolgen könnte.
Hinsichtlich der Wasser- und Abwasserversorgung habe man auch den Bestand in der jetzigen Siedlung im Hinblick auf Überlastungen überprüft und hydraulische Untersuchungen durchgeführt. Dabei sei festgestellt worden, dass ein Teil der Haltungen wie in der "Herrensteige" rechnerisch schon überlastet seien. Das neue Baugebiet solle deswegen im Trennsystem entwässert werden, während man bisher ja überall ein Mischsystem habe. In dieses Mischsystem solle deswegen nur das Schmutzwasser abgeleitet werden.
Probleme beim Abwasser befürchtet
Das führte schon zu Nachfragen aus dem Gremium. Gemeinderat Christian Zehendner meinte: "Ich sehe das kritisch, wenn unser Kanalsystem schon jetzt an manchen Stellen überlastet ist" und Gemeinderat Helmut Zirnsak befürchtete Probleme in Kellerwohnungen. "Wenn bis zu 100 Häuser auch nur mit Schmutzwasser angeschlossen werden, stellt sich für mich schon die Frage, ob man in manchen Bereichen der alten Siedlung nicht Kanalstücke auswechseln müsste."
Für die Regenwasserableitung sah man in einem ersten Planentwurf Regenrückhaltebecken im Osten mit einer Ausweichmöglichkeit auch noch über "Hohlwege" und das "Kirschental" und im Westen ebenfalls über Regenrückhaltungen und eine Ableitung über einen Graben entlang der Straße bis hinunter ins Gewerbegebiet. Auf beiden Seiten sind dabei aber auch jeweils zwei größere Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen zwischen 250 und 410 Kubikmeter vorgesehen. Diese sollten zumindest zweijährige Regenereignisse abfangen. Bei der Trinkwasserversorgung, die in Zonen aufgeteilt ist, sah man keine Probleme.
"Nadelöhr Gleisenau"
Ganz anders war es jedoch bei der Verkehrserschließung an. Gemeinderat Norbert Wippich sah Probleme, weil möglicherweise alles durch das "Nadelöhr Gleisenau" müsse. Helmut Schöpplein sah dies ähnlich, "wenn wir so eine Erschließung des neuen Baugebietes machen wollen, kommen wir um eine weitere oder andere Anbindung nicht herum".
Ing. Matthias Strunz präsentierte hierfür natürlich mehrere Varianten mit Anbindungen im Osten über den "Schwarzdornweg" und Gleisenau, über eine Zufahrt in der Nähe des Hochbehälters oder zum Gewerbegebiet und über den Hang in Richtung Staatsstraße 2447 in Richtung Steinbach. Manche Varianten wären schon deswegen zum Scheitern verurteilt, weil Längsneigungen von teilweise über 20 Prozent in Kauf genommen werden müssten. Das sei natürlich für eine Straße nicht zu empfehlen. So blieb also nur die "längste Variante" von der Staatsstraße von Steinbach kommend entlang des Hanges bis hinauf zum Hochbehälter übrig.
Die Geländetopografie hinter dem Gewerbegebiet "Lohwiese" ist so, dass die Längsneigung im unteren Teil nur 5 bis 8,8 Prozent beträgt und im oberen Bereich bei 12 Prozent liegt. Allerdings berühre man dabei einige Biotopflächen. Planer Strunz zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass man hier eine Lösung mit den Behörden finden könne. Bei der Einmündung in die Staatsstraße 2447 wäre dann auch ein Kreisel möglich, bei dem auch an die Einbindung des Industriegebietes mit der Stadt Eltmann diskutiert werden sollte. An groben überschlägigen Kosten nannte Ing. Strunz hier eine Summe von 1,6 Millionen Euro, die außerhalb des Baugebietes für diese Straße anfielen.
Drei Bauabschnitte
Allen Räten war bewusst, dass man Erschließung und diese Straßenanbindung nicht auf einmal erledigen könne. So stellte auch der Planer eine Aufteilung des Baugebietes "Am Herrenwald" in drei Bauabschnitten vor. Der Abschnitt I im Osten, von Gleisenau kommend, sei 3,3 Hektar groß und könnte mit 32 Baurechten versehen werden. Ein besonderer Charme wäre, dass nach dem BauGB 13 b hier in einem verkürzten Verfahren ein Bebauungsplan abgearbeitet und hier beginnen werden könnte. Hier störe auch die Freileitung noch nicht. Die Grobkosten wurden hier mit 1,5 Millionen Euro beziffert, wobei das bis jetzt nur grob zu ermitteln sei und keine Planung dahinter stecke.
Der Bauabschnitt II sei für 34 Baurechte ausgelegt, aber hier sei die Verlegung der Freileitung notwendig. Der Bauabschnitt III betreffe die Flächen im nördlichen Bereich am Wald entlang und sei für 27 Bauplätze gedacht. Die Größe der angenommenen Bauplätze betrage derzeit zwischen 500 und 700 Quadratmeter. Hier müsse sich die Gemeinde aber noch überlegen, welche Grundstücke und welche Art von Bebauung sie anbieten wolle.
Bürgermeister Walter Ziegler sah in der Vorgehensweise, erst den Bauabschnitt I anzugehen, aber auch einen Bebauungsplan für das gesamte Gebiet mit allem, was dazu notwendig sei, auch die Anbindung der großen Straßenvariante, als sinnvoll an. Dies sei zwar kein einfacher Prozess, aber eine gute Möglichkeit dies alles planerisch aufzubereiten.
Helmut Zirnsak wunderte sich, dass man das alles nun so optimistisch sehe. "Das ist eigentlich das, was Ebelsbach schon immer wollte." In Zusammenhang mit dem Kreisel hatte man jedoch etwas Bedenken, dass Eltmann nicht dieselben Interessen habe und vielleicht hier nicht mitspiele. Bürgermeister Walter Ziegler sprach aber jetzt von einer anderen Situation. Ebelsbach habe nach Süden nur eine Anbindung und bei der Ausweisung des neuen Baugebietes wäre eine weiter Anbindung dringend notwendig.
Eine Grobplanung
Ing. Matthias Strunz schlug vor, diese Grobplanung nun mit allen beteiligten Behörden zu diskutieren, um einen Konsens zu erreichen. "Wenn die Gemeinde hier mit dem Willen kommt - wir wollen das - findet man eine Lösung." Dies will man nun auch vorantreiben.
Ein weiterer Punkt war die Grundsatzentscheidung für die Ortsumgehung Ebelsbach ST 2277 in Richtung Stettfeld mit einem kombinierten Hochwasserschutz. Zu einem Behördengespräch im November soll der Bürgermeister nämlich die Meinung und Entscheidung für die Gemeinde mitteilen. Vorrangig sah Bürgermeister Walter Ziegler hier die Ortsumgehung, die bei einer Baulänge von 1 142 Meter und einer Fahrbahnbreite von 7 Meter mit Baukosten von circa 2,5 Millionen Euro veranschlagt sei.
Über die Notwendigkeit dieser Ortsumgehung bestand Einvernehmen, aber hinsichtlich des Hochwasserschutzes gingen die Meinungen weit auseinander. Gemeinderätin Susanne Langer meinte: "Mir kommt es bei der ganzen Diskussion so vor, als wenn nur wir in Ebelsbach Hochwasserprobleme hätten. Was ist mit den umliegenden Gemeinden?" Martin Horn schreckte das Pumpbauwerk, das riesige Pumpen erfordere. "Hier fressen uns später allein die Wartungskosten schon auf." Helmut Zirnsak ergänzte: "Ich bin nun 60 Jahre alt und habe so ein Hochwasser in Ebelsbach noch nicht gesehen." Er sprach sich auch gegen eine Option für spätere Nachrüstung aus. Schließlich gebe es für alles ein Restrisiko. Helmut Schöpplein sah dies jedoch anders "wir sollten uns die Möglichkeit für einen späteren Hochwasserschutz offenhalten".
Umgehungsstraße vor Hochwasserschutz
Es gab noch viele Äußerungen, aber am Schluss wurde, auf Grund der hohen Kosten von circa 15 Millionen Euro für den Hochwasserschutz die Straße zum neuen Baugebiet als vordringlicher gesehen. So beschloss der Gemeinderat bei einer Gegenstimme nur die Errichtung der Ortsumgehung in Richtung Stettfeld ohne kombinierten Hochwasserschutz. Die Planungen für die Ortsumgehung sollten aber weiterverfolgt werden.
Auch in den Gemeindeteilen will die Gemeinde Ebelsbach die einfache Ausweisung von Baugebieten vornehmen. Zur Diskussion standen für den Ortsteil Schönbrunn gleich zwei Bebauungspläne für das Gebiet "Eichholz" und das Gebiet "Breitfeld II" und diese wurden auch befürwortet.
Bürgermeister Walter Ziegler erinnerte daran, dass man in Schönbrunn an manche Baugrundstücke nicht herankomme, es aber Interessenten gebe. Deswegen sollte man eine vereinfachte Genehmigung jetzt angehen. Dies sei eine Entscheidung für die nächsten 20 Jahre. Schließlich wären im Baugebiet "Breitfeld II" acht Bauplätze möglich und auch im Baugebiet "Eichholz" komme man auf ähnliche Ausweisungen. Die Verwaltung wurde mit der Suche eines geeigneten Ingenieurbüros beauftragt.
Gaststättenneubau geplant
Zu Diskussionen führte der Bauantrag auf den Neubau einer Gaststätte mit zwei Wohnungen in der Bahnhofstraße in Ebelsbach. Nach den Bestimmungen könnten Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem Gewerbebetrieb zugeordnet sind, ausnahmsweise zugelassen werden. Hierfür müsste allerdings eine Ausnahme durch den Gemeinderat erteilt werden. Mathias Stretz von der Bauverwaltung teilte mit, dass ein solches Vorhaben vom Landratsamt neuerdings kritisch gesehen werde.
Auch im Gemeinderat wurde dies kritisch beurteilt, weil man hier keine Mietwohnungen wollte, die später zu Problemen Anlass gäben. Auch ein Nachweis und eine Regelung über die benötigten Stellplätze sei notwendig, weil die bisher nachgewiesenen Stellplätze auf dem Grundstück nicht ausreichten.
Mit 5:8 Stimmen wurde es abgelehnt, eine Erlaubnis für zwei Betriebswohnungen zuzulassen. Dem Antrag des Bauwerbers wurde dann mit 8:5 Stimmen zugestimmt, aber unter der Bedingung nur einer Betriebsleiterwohnung.