Discobus im Kreis Haßberge steht vor dem Aus

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Das waren noch Zeiten: Als vor über 20 Jahren der Discobus im Landkreis eingeführt wurde, nutzten rund 10 000 Fahrgäste in einer Saison den neuen Freizeitverkehr. Jetzt ist die Zahl auf knapp über 2000 Fahrgäste gesunken. Die jungen Leute, die auf unserem Bild in einen Discobus steigen, dürften ihre "Disco-Karrieren" schon lange hinter sich haben. Und ihre "Nachfolger" nutzen die Busse kaum noch. Foto: Archiv/Landratsamt
Das waren noch Zeiten: Als vor über 20 Jahren der Discobus im Landkreis eingeführt wurde, nutzten rund 10 000 Fahrgäste in einer Saison den neuen Freizeitverkehr. Jetzt ist die Zahl auf knapp über 2000 Fahrgäste gesunken. Die jungen Leute, die auf unserem Bild in einen Discobus steigen, dürften ihre "Disco-Karrieren" schon lange hinter sich haben. Und ihre "Nachfolger" nutzen die Busse kaum noch.  Foto: Archiv/Landratsamt

Die Fahrgastzahlen sinken. Die Kosten will der Kreis nicht um jeden Preis tragen. Eine Saison kommt sicher noch. Aber dann?

Das wesentliche Ziel hat der Discobus im Landkreis erreicht: Die Zahl der so genannten Disco-Unfälle ist gesunken, und tödliche Disco-Unfälle hat es seit Jahren nicht mehr gegeben. Der Bus - eigentlich sind es mehrere Busse - hat jungen Leuten mehr Sicherheit gebracht. Und Eltern ein bisschen Angst genommen.

Mittlerweile gehen Kosten und Nutzen aber weit auseinander. "Wir haben das Problem, dass immer weniger junge Leute den Discobus nutzen", erklärte der Landrat Wilhelm Schneider (CSU) in der Sitzung des Ausschusses für Bau und Verkehr des Kreistages Haßberge am gestrigen Dienstag im Landratsamt in Haßfurt. Auch das neue Konzept habe den gewünschten Erfolg nicht gebracht, bedauerten er und seine Kollegen.


10 000 Fahrgäste in einer Saison

Vor 22 Jahren startete der Landkreis den Discobusverkehr im Landkreis. Auf mehreren Linien brachten die Omnibusse im Winterhalbjahr junge Leute in die Diskotheken und wieder nach Hause. Rund 10 000 Fahrgäste in einer Saison nutzten damals das Angebot.

Mittlerweile liegt diese Zahl bei 2111 beförderten Personen (in der zurückliegenden Saison). Sechs Busse waren auf sechs Linien unterwegs. Pro Fahrt saßen zwischen sieben und knapp 20 Personen in den Bussen. Durchschnittlich 96 Fahrgäste nutzten pro Fahrtag einen Discobus.

Susanne Lutz, Sachgebietsleiter im Referat Nahverkehr und Schülerbeförderung im Landratsamt, legte den Kreisräten diese Zahlen vor und erläuterte, dass das Aufkommen immer etwas nach oben geht, wenn die beiden Discos in Unterpreppach und Knetzgau besondere Angebote unterbreiten, und die Akzeptanz hänge auch vom Musikprogramm der Discos ab. Sicher ist aber: Die Zahlen "gehen immer weiter zurück", sagte Lutz.


Landkreis muss 45 000 Euro aufbringen

Die Kosten für den Discobusverkehr bezifferte die Expertin für alle Fahrten in der zurückliegenden Saison auf 78 000 Euro. Nach Abzug der Zuschüsse muss der Landkreis noch etwa 45 000 Euro aufbringen. Der Landkreis rechnet mit einer künftigen Nettobelastung von 65 000 Euro.

Kreisrat Jürgen Hennemann (SPD), der Bürgermeister aus Ebern, betonte, er möchte das Discobus-Angebot "nicht ganz streichen". Aber die Kosten müsse man auch vor dem Hintergrund des weiter schwindenden Nutzens bewerten, sagte er. Landrat Schneider ergänzte, die Kosten spielten auch eine besondere Rolle mit Blick auf das Verkehrskonzept, das der Landkreis derzeit entwerfe. Das werde ohnehin nicht billig, erklärte Landrat Schneider.


Doch gibt es Alternativen?

Jürgen Hennemann fragte nach Alternativen für den Discobus, eventuell in der Form von individualisierten Diensten. Das sei sehr schwierig, entgegnete der Landrat. Der Landkreis habe angedacht, das Angebot individueller zu gestalten. Aber das "ist nicht realisierbar". Das Problem: Unternehmen müssten auch hier bereitstehen, vor allem Taxibetriebe. Aber so viele Taxis gebe es gar nicht im Landkreis, um eine solches Angebot unterbreiten zu können.

Wie geht es jetzt weiter? Der Ausschuss beschloss einstimmig, den Discobus eine weitere Saison laufen zu lassen (vom 22. Oktober 2016 bis zum 25. März 2017). Der Landkreis übernimmt die ungedeckten Kosten. Bleiben die Fahrgastzahlen in der neuen Saison unter einer Durchschnittsbesetzung von 150 Personen (derzeit 96) zurück, wird im Hinblick auf die Kostensteigerung auf eine Fortführung im Herbst 2017 verzichtet. Das wäre das Aus für den Discobus.