Am Freitag startet eine Aktion zum Schutz heimischer Vögel. Die "Stunde der Wintervögel" ist eine gute Gelegenheit, die tierischen Nachbarn einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Der ausgestopfte Bussard über dem Esstisch hat nichts zu bedeuten. "Den hat mir mein Bruder mitgebracht", erklärt Friedrich Müller. Der Vogel sei in einer Elektroleitung verunglückt, nur deshalb habe er ihn präparieren lassen, ergänzt er später.
Müller selbst würde keiner Fliege etwas zu leide tun. Der 75-Jährige ist seit mehr als 50 Jahren im Naturschutz aktiv. Sein Steckenpferd sei die Botanik. Den Vögeln widme er sich eigentlich nur nebenbei. Sagt er.
Tatsächlich ist der Garten des Haßfurters ein Vogelparadies. Amseln, Meisen, Stare und sogar ein Specht haben es sich hier in einem der vielen Nistkästen gemütlich gemacht oder picken selig Futter.
Gefräßige Amseln Für die gefräßigen Amseln liegen Äpfel auf dem Boden und für die Rotkehlchen sind Haferflocken mit Rosinen angerichtet.
Die Futterstellen sind dank Draht vor gefräßigen Katzen sicher. Für die Hygiene sorgt eine spezielle Bauweise des Futterhäuschens die verhindert, dass die Tiere sich darin niederlassen. "Die können nur von außen fressen, so fällt der Kot auf den Boden", erklärt Müller.
Gefüttert wird ab dem Wintereinbruch bis etwa Anfang März, wenn es wieder warm wird. "Nistkästen gehören ein Mal im Jahr sauber gemacht. Sonst gehen die Vögel nicht mehr rein" ,warnt der ehemalige Betriebsschlosser.
Der Rentner hat in seinem Garten in diesem milden Winter bereits folgende Arten gesichtet: Kohl- und Blaumeisen, Feldsperlinge, Buchfinken, Kernbeißer, Rotkehlchen, Zaunkönig, Amseln, Türkentauben, Stieglitze und Bergfinken. "Man muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.
Dann sieht man auch was", sagt Müller und lacht.
Spatz ist die Nummer eins Im vergangenen Jahr lag bei der Zählung im Kreis Haßberge der Spatz (Haussperling) ganz vorne. Er ist auch bayernweit der häufigste Wintervogel in den Gärten. Platz zwei und drei belegen Kohlmeise und Feldsperling.
Die Amsel dagegen ist in den vergangenen Monaten auffallend selten in Erscheinung getreten. In Unterfranken hat sich ihre Zahl nahezu halbiert.
Dieser Schwund gibt den Experten Rätsel auf. Ein Zusammenhang mit dem virusbedingten Amselsterben vom Spätsommer 2011 kann zwar nicht ausgeschlossen werden, es kann sich jedoch auch um eine Folge des trockenen Frühlings 2011 handeln.
Rätselhafter Schwund Friedrich Müller macht sich um das Amselvorkommen im Raum Haßfurt aber noch keine Sorgen."Generell geht die Zahl der Spatzen und Amseln schon zurück. Aber ich habe keine großen Einbrüche bemerkt", sagt er.
Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) erhofft sich von der achten bundesweiten Vogelzählung wichtige Informationen über die Artenvielfalt. Denn über die heimischen Vögel im Winter gibt es bislang kaum wissenschaftliche Erkenntnisse. Bei der Zählung sollen die Beobachter jeweils die höchste Zahl der gleichzeitig beobachteten Vögel melden.
Basteln statt zählen Etwa 16. 000 Menschen werden bei der Vogelzählung in Bayern mitmachen. Friedrich Müller, der Natur- und Vogelfreund, ist aber nicht dabei. Er wird die Stunde in den Bau weiterer Nistkästen investieren. "Daten und Statistiken sind nicht das meine. Ich mache lieber etwas", sagt er.