Die Bundeswehr mit ihren bis zu 1500 jungen Soldaten gehören längst der Vergangenheit an, aber noch immer kommen alle halbe Jahre 20 junge Menschen in den Baunachgrund. Beleben den Wohnungsmarkt, das Stadtbild und so manche Gaststätte. Und dies seit 30 Jahren, denn so lange schon besteht die Meisterschule für das Schreinerhandwerk in Ebern
Ein Jubiläum, das am Wochenende kräftig gefeiert wurde und auch viele Ehemalige wieder an die alte Wirkungsstätte lockte. Da wurde Korpsgeist spürbar.
Dass die Meisterschule die Triebfeder für so manchen Karrieresprung bildete, wurde auch deutlich. So bei der Verabschiedung des Kursus 58 am Samstag. Der Jahrgangbeste, Michael Rodler aus Ahorntal/Kreis Bayreuth (Note 1,07) steigt beim Vater in den Zwei-Mann-Betrieb ein. Der Zweitbeste - Note 1,14 - Thomas Goth macht sich zusammen mit seinem Mitschüler Tim Hoffmann in Leverkusen selbstständig. Felix Beiersdörfer strebt ein Hochschulstudium an der Fachhochschule in Coburg an.
Breites Spektrum Ein breites Spektrum an Perspektiven steht denn Meisterschülern also offen. Und dabei waren die 18 Monate Ausbildung im Blockzeitmodell auch noch angenehm, wie am Wochenende mehrfach anklang. "Das familiäre Klima, mit dem auch geworben wird", hat Michel Rodler (23) besonders beeindruckt. "Was haben wir gelacht und gefeiert."
Es wurde aber auch gearbeitet. "Ich nehm' viel an Erfahrung mit", bekannte Rodler. "Durch das Zusammentreffen mit den beiden anderen Kursen gab es einen intensiven Austausch während der gesamten 18 Monate, von dem ich sehr profitieren werde", ist sich der Oberfranke sicher.
Als innovationsfreudigen Kurs behält Schulleiter Oliver Dünisch die Abgänger in Erinnerung. Vor allem die Entwicklung von Radwanderhütten in Zusammenarbeit mit der Fachschule Würzburg-Schweinfurt gelte hier als Markenzeichen.
"Jeder hatte einen Schlüssel gehabt und konnte die gesamte Infrastruktur nutzen. Manche haben sich daran förmlich ausgetobt", lobte Kursleiter Willi Brokbals seine Schützlinge, denen er eine angenehme Zusammenarbeit ohne große Probleme bescheinigte.
Die Vorzüge der vor 30 Jahren eröffneten Fachschule wurden auch beim Festakt am Sonntagnachmittag gerühmt, zudem Privatdozent Oliver Dünisch drei der Ideen- und Anstoßgeber begrüßen konnte: Staatssekretär a.D. Albert Meyer, Altbürgermeister Rolf Feulner und den früheren Geschäftsführer und Bezirkskämmerer Martin Steppacher. Sie alle hätten sich den Plänen der fränkischen Innungsobermeister angeschlossen, eine Fachschule zu etablieren, um die Wartezeiten für angehende Schreinermeister bei den Wochenendkurse zu verkürzen und die Qualität der Ausbildung zu erhöhen. Dünisch: "Dass der Bezirk, der heute noch die Hauptlast trägt, mitzog, war ein Glücksfall."
Als dessen Vertreterin stimmte Bezirksrätin Karin Renner in die Lobeshymnen ein. "Die Meisterschule ist seit 30 Jahren eine Erfolgsgeschichte, weil junge Menschen ihre Meisterreife erlangten und dabei auch erfuhren, dass eine Erfolgsleiter keine Rolltreppe ist."
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) sprach von einer "Eliteschule" und "Aushängeschild für den Raum Ebern und den Landkreis, weil die Studierenden den guten Ruf in ganz Deutschland verbreiten". Schneider: "Die kleine, aber feine Einrichtung hat sich bewährt und die Skeptiker, die sie lieber in einem Ballungszentrum angesiedelt hätten, wurden schnell eines Besseren belehrt. Hier werden nicht nur Schreiner, sondern junge Unternehmer und Ausbilder herangezogen."
Die Qualität der Schreinerschule stellte auch Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) heraus. "Ebern profitiert von ihr, weil sie uns bekannt macht, aber auch viele Kooperationsprojekte eingeht." Und so freut sich Hennemann schon jetzt auf das neue Mobiliar für das Freibad.
Den Festvortrag hielt der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Schreinerhandwerk in Bayern, Christian Wenzler, über "Der Meisterbrief - Traditionspflege oder Zukunftsmodell". Über Fördermöglichkeiten für Unternehmen referierte Georg Schanz, von der Wirtschaftsförderung an der Regierung von Unterfranken.
Die musikalische Umrahmung besorgten Annika Schmidt und Mira Rauh als Geigen-Duo