Die Probleme einer neuen Zeit

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Arbeitsnachweis: Mit zersplitterten Smartphone-Displays hat Christian Wendland beinahe täglich zu tun. Foto: Marian Hamacher
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Foto: Marian Hamacher
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Was Christian Wendland inzwischen in einem Haßfurter Elektromarkt repariert, kannte er noch gar nicht, als er seine Arbeitsstelle vor rund fünf Jahren antrat. Denn mit den modernen Smartphones entstanden für ihn völlig neue Tätigkeiten.

Ein Blick genügt. Christian Wendland muss seine Augen nur kurz auf die schmalen blauen Kisten richten, die über seinem Arbeitsplatz hängen, um zu erklären, was den Großteil seiner Zeit in Anspruch nimmt. Denn prall gefüllt ist nur eine. "Schrott" steht vorne auf einem Aufkleber daran - und befindet sich zweifelsfrei auch darin. Anders lassen sich die ehemaligen Handy-Displays wohl nicht bezeichnen.


Früher kein Thema

Schließlich eint sie trotz unterschiedlicher Größen, Farben und Hersteller ein trauriger Aspekt: Die "Spider-App". So jedenfalls wird der zersplitterte und mit seinen Rissen an ein Spinnennetz erinnernde Bildschirm von betroffenen Smartphone-Besitzern mittlerweile bezeichnet. "Kaputte Displays auszutauschen macht inzwischen um die 90 bis 95 Prozent der Reparaturen aus", sagt Wendland.
Der 32-Jährige arbeitet seit rund fünf Jahren als IT-Fachberater im Haßfurter Elektronikgeschäft "mediazehe" und sitzt fast täglich an seinem Werktisch im hinteren Bereich des Geschäfts. "Als ich hierher kam, war das Thema Handy-Reparatur aber noch gar nicht aktuell", erzählt der gelernte IT-Systemelektroniker unserer Zeitung.

Zwar arbeitete Wendland zuvor in einer freien Werkstatt, in der er auch Mobiltelefone reparierte, doch damals waren es tatsächlich noch technische Probleme, die es zu beheben galt. "Das war im Grunde eine völlig andere Zeit. Aktuell waren 2009 noch sogenannte Slider-Handys, die man aufschieben konnte", sagt der 32-Jährige. "Displaybrüche gab es so gut wie gar nicht." Das änderte sich mit dem Siegeszug der Smartphones.


Ungewöhnliches Werkzeug

Bis zu 20 Kunden kamen damals täglich in den Landen, um ihre Mobiltelefone reparieren zu lassen, sagt der Geschäftsinhaber Thomas Zehe, der Handlungsbedarf sah: "Die Schäden nahmen immer mehr zu. Christian hatte Erfahrung in diesem Bereich und da habe ich ihn einfach mal gefragt, ob er sich das zutraut." Er tat es.
So gehört seit vier Jahren eine Zahnbürste ebenso zu seinen Arbeitswerkzeugen wie feines Zahnarztbesteck oder ein Gitarrenplektum. Unkonventionell, aber äußerst hilfreich. "Mit dem Plektrum kann ich beispielsweise ein kaputtes Display leicht aus der Schale heben", sagt Wendland, der inzwischen genau weiß, wann es für ihn in der Werkstatt besonders viel zu tun gibt. Gerade bei Feiern wie dem Sander Wein- oder dem Zeiler Altstadt-Weinfest sitzen die Handys offenbar besonders locker in den Taschen und fallen entweder heraus oder werden aus diesen gestohlen. "Da ist hier dann gut was los", erzählt der 32-Jährige.

Wer nicht direkt ein neues Smartphone brauche, lasse das kaputte Display austauschen. Die Weihnachtszeit habe dagegen aktuell keinen großen Einfluss auf die Auftragsmenge, lediglich Wasserschäden träten derzeit häufiger auf. Kein Wunder angesichts der Wassermengen, die in den vergangenen Wochen vom Himmel fielen. Wer sein Handy aus einer Pfütze fischen muss, kann daher gleich doppelt Pech haben und muss nicht nur die ungeliebte "App" entfernen, sondern auch das Gerät auch einer Elektronikwäsche unterziehen lassen. "Wenn Kupfer in Kontakt mit Wasser kommt, ist Grünspan nur noch eine Frage der Zeit", sagt Wendland. "Der frisst sich durch alles durch." Ist das Gerät einmal in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen, rät er daher, gleich einen Fachmarkt aufzusuchen, der eine entsprechende Reinigung durchführen kann. "In Reis packen oder auf die Heizung legen bringt da nicht viel."

Auseinander genommen werden müssen die inzwischen zu einem Stück verklebten Elektrogeräte dafür genau so wie bei einem herkömmlichen Akku-Wechsel. "Für die modernen Smartphones biete ich das daher gar nicht mehr an. Nur noch für Handys, die einen herausnehmbaren Akku haben", sagt Roland Hornung, der seit 2006 Inhaber des Zeiler Elektrogeschäfts "Akkuman" ist. "Da gibt es inzwischen zu viele Schwierigkeiten." Mal reiße etwas ab, mal passe der Akku nicht zu 100 Prozent, erzählt der 60-Jährige.


Öffnen nicht mehr vorgesehen

Mit Hilfe seiner ungewöhnlichen Werkzeuge und eines temperaturgeregelten Föns wagt sich Wendland daran, was von den Herstellern offenbar gar nicht mehr vorgesehen ist, und öffnet das Gerät. Jedoch nicht jedes. Auf iPhones und Samsung-Smartphones hat er sich inzwischen spezialisiert. Produkte anderer Hersteller muss er sich erst anschauen, ehe das Gitarrenplektrum angesetzt wird.