Im Ambiente von Schloss Gleisenau waren über 200 Preziosen auf zwei und vier Rädern zu sehen.
Besser und schöner könnten Oldtimer und klassische Automobile sicher nicht präsentiert werden, als in einem Barock- und Schlossgarten wie in
Gleisenau, der auch von sich aus eine besondere Atmosphäre ausstrahlt. Auf Hochglanz poliert versprühten am Wochenende weit über 200 Oldtimer Nostalgie pur und die Vielzahl der Besucher war Beweis dafür, dass Oldtimer-Ausstellungen sich ungebrochener Beliebtheit erfreuen.
Der Ebelsbacher Werbering und der Zeiler Automobilclub (AMC) hatten zum 8. Oldtimer-Treffen in die Schlossanlage von Gleisenau eingeladen und der Barockgarten bot das passende Ambiente für die Automobile, die von ihren Besitzern gehegt und gepflegt werden und so auch nach einer ganz besonderen Präsentation verlangen.
Auch viele Besucher kamen in den Schlosspark und machten deutlich, was sie mit ihrem Besuch verbinden. "Da sieht man Modelle, die man entweder selbst gefahren hat oder die einem damals im Straßenverkehr begegnet sind."
Jugenderinnerungen
Natürlich kamen Erinnerungen auf, wenn man das Glas-Goggomobil, die Isetta, einen Triumph oder alten Käfer sah. Die Raritäten reichten von Motorrädern über Traktoren und Pick-Ups bis hin zu den echten Klassikern, die natürlich von Besuchern regelrecht umlagert wurden.
Die Autobesitzer informierten bereitwillig über ihr Lieblingsstück, deren Leistungsstärke und viele kleine Details . Dass dieses Hobby natürlich ins Geld geht oder viele Stunden an Freizeit beim Tüfteln und Pflegen verlangt, wurde nur am Rande erwähnt. Die Antwort nach dem Preis oder dem jetzigen Wert wurde dabei meist etwas verhalten gegeben.
Alter US-Schlitten
Joachim Linsner aus Wonfurt entstieg seiner Corvette V 8 mit Baujahr 1980. Er war im Jahre 2013 in Amerika und seitdem habe ihn der Traum von einem US-Oldtimer nicht mehr losgelassen. Er hatte schon jemanden damit beauftragt, zu sehen, "dass er so eine Kiste auftreibt." Aber schon die Verschiffung hätte 1500 Euro gekostet und dazu wären weitere Kosten und auch Papierkrieg gekommen. Zum Glück habe er dann sein "Traumschiff" hier in Deutschland entdeckt "und zu meinem 60. Geburtstag habe ich mir dann diesen Traum in Silber erfüllt."
Diese "Amerikaner" seien auch finanziell noch verkraftbar. Die Karosserie habe noch den ersten Lack. Allerdings habe dieser Oldtimer mit großem Motor schon Durst und erfordere normal 18 Liter auf 100 km. Er bringe zwar keine Höchstgeschwindigkeit, "aber von 0 auf 140 km/h ist er ein Feuerwerk" und lasse manchen BMW-Fahrer in den Auspuff gucken.
Einen besonderen Kontrast dazu bietet der Mercedes Benz mit Baujahr 1932, mit dem gerade Curt Heumann aus Coburg wie durch ein Spalier fährt und bewundernde Blicke erntet. Sein 8-Zylinder mit eigenartigem schwarzen Frontkennzeichen "ST" für Sonneberg/Thüringen stammt ursprünglich aus der Schweiz, wurde aber in Stuttgart-Untertürkheim gebaut und von dort in die Schweiz exportiert. Bis zum Jahre 2000 hatte er nur zwei Besitzer und geriet dann zu einem Tankstellenbesitzer, der ihn über die letzten Jahre sehr gepflegt habe. "Bis auf ganz wenige Teile ist er völlig original erhalten und ich fahre gerne gemütlich mit 65 km/h spazieren oder zu den Ausstellungen im Umkreis von rund 100 Kilometern."
Vom Vater infiziert
Curt Heumann verriet auch, wie er seine Leidenschaft entdeckte. "Schon als Kind durfte ich mit dem Chaffeur meines Vaters in so einem Auto mitfahren und dieser erlaubte es mir ab und zu, von meinem Platz aus nach links zu rücken und das Auto zu lenken. Dies hat mich infiziert und bis heute nicht losgelassen." Dabei gesteht er, dass dies nicht sein einziger Oldtimer ist.
Alle Blicke auf sich zieht dann der weiße Mercedes 300 E mit Baujahr 1986, mit dem Armin Knauer aus Sand mit seiner Frau Susanne in den Schlosspark einführt. Nur 20 Stück sind weltweit von Gerhard Feldevert & Co in Gronau gebaut worden. Elf von ihnen gebe es in Europa, die anderen seien in Dubai oder anderswo in der Welt zu finden. Aber nur zwei davon wurden ganz in weiß ausgeliefert, mit weißer Karosserie und weißen Ledersitzen. Der eine Weiße gehört tatsächlich Armin Knauer , der dieses außergewöhnliche Auto mit 200 PS und 6 Zylindern von seinem Vater geerbt hat.
Das Modell "Elisar", benannt nach der Tochter des Herstellers, sei erstmals auf der IAA 1985 ausgestellt worden und es sei gleich zu 500 Bestellungen gekommen. Allerdings seien dann von Mercedes nur 20 Stück genehmigt worden. Der Neupreis habe damals 298 000 DM betragen, heute könne man den Wert aber auf die dieselbe Summe in Euro, heben. "Mit einem solchen Auto ist man natürlich gerne an jedem schönen Wochenende mit seiner Frau unterwegs und ich fahre auch zu vielen Oldtimer-Treffen im Umkreis bis zu 400 km", verriet der stolze Besitzer.
Schließlich stehen viele Besucher auch noch um einen 300 SL mit 210 PS mit Flügeltür, von denen einst original 1400 Stück gebaut wurden. Beim dem Fahrzeug eines Hofheimers handelte es sich aber um einen "Replica-Nachbau". Dennoch zählt das Modell zu den bekanntesten Automobilen der Welt und wurde 1999 zum "Sportwagen des Jahrhunderts" gekürt. Der Flügeltürer gilt als Ikone in Design und Ingenieurkunst. Über den Wert eines solchen Fahrzeuges schwieg man sich vor Ort aus, aber Insider taxieren hinter vorgehaltener Hand den Wert solcher Exklusivmodelle im Millionenbereich.
Sichere Geldanlage
So ist es kein Wunder, dass Oldtimer inzwischen als sichere Investition zählen. Wer beim Oldtimerkauf ein gutes Händchen hat, holt sich nicht nur ein traumhaftes Mobil ins Haus, sondern erzielt auch eine Traumrendite. Zu den edlen Klassikern zählen der VW Bus T 2, der Citroen "CV" und der Mercedes Benz 300 SL mi Flügeltüren, die seit 1999 eine Wertsteigerung zwischen 400 und 600 Prozent erreichten.
Aber auch die ehemaligen "Rostlauben", die mit viel Energie, Zeit und Liebe auf Hochglanz gebracht wurden, stießen auf großes Interesse der Besucher. Mitorganisator Manfred Kuhn zeigte sich sehr zufrieden und meinte, dass eine solche Veranstaltung auch Werbung für Ebelsbach und die Region bedeute.