Im einstigen Eberner Kasernengelände kommen sich zwei benachbarte Caterer bei der Belieferung von Kinder-Einrichtungen ins Gehege.
Es lag schon immer eine gewisse Spannung über den beiden benachbarten Gebäuden: Hier der Mannschaftsspeisesaal, da das elitäre Unteroffiziersheim. Nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Aber es rührt nicht aus Bundeswehrzeiten her, dass nunmehr wieder ein Zwist in der Luft liegt, da sich die beiden Caterer, die seit August 2011 nebeneinander in beiden von der Stadt gekauften oder gemieteten Gebäuden ihre Speisen zubereiten, mittlerweile einen heißen Konkurrenzkampf liefern.
Da ist auf der einen Seite der Essen-Heimservice Itzgrund von Ronny Krause und gegenüber die Arbeiterwohlfahrt (Awo)
Ebern, vertreten durch den Geschäftsführer Toni Michels. Mittendrin der Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), dessen "Nähe zur Awo seine offene Flanke ist", wie manche Stadträte mit Blick auf anstehende Kindergarten-Entscheidungen munkeln.
Der "Casus knacksus" bei den zwei Essenslieferanten: der Pachtvertrag von Ronny Krause, der auf 15 Jahre ausgelegt ist und eine Klausel enthält, wonach explizit im Gebäude nebenan in der Graf-Stauffenberg-Straße keine Konkurrenz erwachsen dürfe, außer bereits bestehenden Nutzungen...
Der Pachtvertrag war damals, im August 2011, unter Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) abgeschlossen worden. Und der Essensservice Itzgrund kam auch bei Veranstaltungen im Saal, jetzt Frauengrundhalle, zum Zug. "Das war seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Hennemann vor über drei Jahren nicht mehr Fall", klagt Krause im Gespräch mit unserer Zeitung. Was für Veranstaltungen der Stadt zutrifft.
Seit Juli spitzt sich der Konflikt zu. Trotz zweier Gespräche und Moderationsversuche im Rathaus. Krause erkannte darin sogar den Versuch einer "feindlichen Übernahme", da Awo-Geschäftsführer Toni Michels ganz offen mit einer Ausweitung auf die große Kantinenküche liebäugelte, was er gegenüber unserer Zeitung auch zugab. "Aber die Preisvorstellungen waren einfach unrealistisch" so Michels. Krause: "Ich will doch gar nicht verkaufen, also habe ich eine Million gefordert." Toni Michels will 750 000 Euro gehört haben‰
Awo vergrößert
Michels: "Wir müssen dringend vergrößern und haben uns mittlerweile zu einem Umbau in unserem Haus entschieden, der schon läuft, da wir eine dritte Linie aufbauen wollen - das passende Essen für Kinderkrippen, für Kindergärten und für Schulen. Das hätten wir uns sparen können, wenn wir die Kantinenküche hätten nutzen können. Wir bekommen so viele Nachfragen", so Toni Michels. "Jetzt machen wir es in unseren Räumen und haben dazu den Stromanschluss schon verstärken lassen", erklärt er.
Darunter scheinen auch Einrichtungen dabei zu sein, die bislang der Itzgrund-Service zu seinen Kunden zählte. So einige der 45 Kindergärten und Schulen der Awo Bamberg, wie deren Geschäftsführer Werner Dippold bestätigte. "Wir wechseln so sukzessive. Die Awo Ebern übernimmt einen Teil, den anderen Teil machen wir selber. Wir haben ja auch viele Küchen."
Weswegen Ronny Krause die Awo Bamberg nun gar nicht mehr mag, die ihm für die rund 20 belieferten Einrichtungen sogar Fahrzeuge zur Verfügung gestellt hatte. "Aber die zahlen sowieso nur 2,10 Euro." In einer Kategorie. Er hat die Verträge nun gekündigt.
Auf der anderen Seite sieht der Eberner Awo-Chef Michels "keine Chance", die Bamberger Wünsche komplett zu erfüllen. "Wir sind auch in Gesprächen wegen Einrichtungen in Ebelsbach, Eltmann und Weisbrunn. Jetzt haben wir keine freien Kapazitäten mehr."
Kein Biergarten geplant
Deswegen wird auch kein Biergarten an der Awo-Zentrale entstehen. "Wir wollen den anderen Gastronomen im Gewerbepark nicht ins Gehege kommen", verspricht Michels, der andere kritische Stimmen aus Ebern kennt, wonach die Awo ein "Essen auf Rädern zu Dumpingpreise anbietet". Gemeint: Das Mittagsessen auf Voranmeldung im Awo-Gebäude zu mittlerweile fünf Euro. Michels: "Das ist ein Bürgermenü für Alleinstehende und Witwer, das für soziale Kontakte und gute Unterhaltungen sorgt. Wenn ein Wirt in Ebern so etwas anbietet, ziehen wir uns sofort raus", räumt Toni Michels mit Vorurteilen auf. Ebenso mit dem, dass Kostgänger für ihr Mittagessen mit Awo-Fahrzeugen von der Stadt ins Kasernengelände geschippert würden. "Da wurde noch nie einer gefahren. Das haben die Leute mit dem Service verwechselt, den wir für die Stadt für Einkaufsfahrten übernommen hatten. Aber da gab's bislang nur eine Anmeldung. Also besteht kein Bedarf."
Aber es fahren Autos mit der Aufschrift Awo-Sozialdienst, weswegen der Awo schon Querfinanzierungen zwischen Sozialarbeit und Wirtschaftsbetrieb unterstellt wurden. Michels dazu: "Wir beschäftigen in der Küche rund 20 Leute, die entsprechend bezahlt werden. Für uns gelten die ganz normalen gesetzlichen Auflagen und wir bezahlen auch die Steuern wie ein Gewerbebetrieb."
Menü-FolgeAugust 2010 Die Awo Ebern kauft das einstige Unteroffziersheim und verlagert die Küche aus dem Kujathhaus. Beliefert werden Grundschule und Mensa am Gymnasium in Ebern;
September 2011 Der Essen-Heimservice Itzgrund nimmt seinen Geschäftsbetrieb neben dem einstigen Mannschaftsspeisesaal auf - mit 1000 Essen in rund 40 Einrichtungen zu Beginn. Zuletzt waren es bis zu 2500 Essen in 75 Einrichtungen in den Landkreisen Coburg, Bamberg, Schweinfurt, Lichtenfels und Haßberge;
September 2013 Die Awo Ebern erweitert ihren Kundenstamm und übernimmt die Realschule Ebern, später noch das Schulzentrum in Haßfurt;
Herbst 2017 Die Awo Ebern übernimmt Einrichtungen der Awo Bamberg und den Dorfladen in Burgpreppach.
RK