Ebelsbach verfügt über ein besonderes "Erbe" aus der Zeit des Nationalsozialismus. Zwangsarbeiter mussten für die Kriegsindustrie ein weitläufiges unterirdisches Geflecht an Hallen bauen. Doch die Produktion lief hier nie. Heute ist es ein Besuchermagnet.
Lange lagen die Stollen von Ebelsbach im Dornröschenschlaf. Bis sie ein Champignonzüchter als idealen Platz für seine Pilze entdeckte. Seit der Ebelsbacher Winzer Martin Fischer in zwei Stollen eine Sektkellerei betreibt (1990), ist die Stollenanlage "Kies" bekannter geworden. Stimmungsvoll sind hier die Verkostungen.
Schließlich hat sich der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis Ebelsbach mit der Geschichte der Stollen beschäftigt und bietet dazu einmal im Jahr Führungen mit Hintergrundinformationen. Am Wochenende waren alleine vier Gruppen in den Stollen - darunter Hobbyforscher aus München.
Walter Martin vom Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis sind die Stollen in den letzten Jahren ans Herz gewachsen, und mit Herzblut organisiert und übernimmt er selbst Führungen. Die Münchner nahm er gerne unter seine Fittiche.
Diese nach eigener Aussage "semiprofessionelle Gruppe" mit Mitgliedern aus dem ganzen süddeutschen Raum will noch mehr von der Stollenanlage in Erfahrung bringen.
Die Hobbyforscher haben nicht nur in München viele Kelleranlagen und unterirdische Räume und Gänge erkundet und dokumentiert (auch ein geschichtlicher Dokumentarfilm nutzte ihr Material). Nachvollziehbar auf ihrer Internetseite www.bunkerfreunde-muenchen.de. Die Interessensgemeinschaft streckt auch überregional ihre Fühler aus.
Faszinierende Zeugnisse Stollenanlagen aus der Nazizeit und aus dem Zweiten Weltkrieg besitzen eine eigene Faszination. Wie der Sprecher der Gruppe, Oliver Kulbe, am Rande erläuterte, sei man hier, um im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Dokumentation und Archivierung historischer Bauten eine Dokumentation anzufertigen.
Diese soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, indem sie ins Internet gestellt wird.
Weiter waren am Samstag Vertreter eines Familientreffens aus Rudendorf und eine Gruppe aus dem Würzburger Raum in Ebelsbach am Stolleneingang am Schützenplatz, und auch die zwei Jahresführungen, die der "Heimatgeschichtliche Arbeitskreis Ebelsbach" traditionell an diesem letzten Sonntag im Mai anbot, waren mit jeweils gut über 30 Personen total ausgebucht.
Was macht die Führungen durch diese Bunker, die die Nationalsozialisten seinerzeit mit Zwangsverpflichtung von italienischen Kriegsgefangenen für die Industrie (Kugelfischer) hatte bauen lassen, so interessant, warum wollen die Leute dabei sein?
Touristische Attraktion Walter Martin, früher bei der Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach beschäftigt und jetzt im Vorruhestand, sieht das große Interesse an
der Stollenanlage im jetzigen Gesamtprogramm: "Die Besucher erleben hier eine hochinteressante Geschichte über die Stollenanlage, bevor sie sich dann auch zu einer gemütlichen Einkehr in einem Stollen der Sektkellerei Fischer niederlassen können.
Und das ist eben auch einmal etwas anderes, als einfach in die auch in dieser Gegend beliebten Heckenwirtschaft einzukehren. Hier bekommt noch viele Informationen bei einem Hersteller, der seinen Sekt ausschließlich in dieser Stollenanlage herstellt und reifen lässt."
Martin weiß, dass die interessierten Besucher zum Großteil aus der Umgebung kommen. In der Regel meldeten sich Vereine, es kämen Betriebsausflüge hierher und auch Lehrergruppen.
Außerdem fragten auch Einzelpersonen nach, die nicht bei einem Verein organisiert seien und sich einfach von sich aus für Heimatgeschichte interessierten. Für sie biete man alljährlich Führungen.
Aus naturschutzrechtlichen Gründen, vor allem wegen der Fledermäuse - hier lebt einer der größten Bestände im Landkreis Haßberge - darf man nur zwischen 1. Mai und 31. August in die Stollen.
Ewald Moser aus Ebelsbach kennt natürlich die Stollen, war aber nun am Sonntag mit einem Arbeitskollegen aus Bamberg bei der Besichtigung dabei. "Er interessierte sich dafür, und da begleite ich ihn. Ich stamme ja aus dem Altort und habe dann in meiner Jugendzeit von dieser Anlage einiges gehört, vor allem in Verbindung mit dem Kugelfischerwerk. Heute sind sie mir mehr von der Sektkellerei bekannt."
Was die Älteren so erzählten Aus der Nachbargemeinde Breitbrunn war Lisa Hofmann dabei. "Ich wollte schon immer einmal diese Stollenanlage besuchen, weil ich mich eigentlich sehr für geschichtliche Dinge interessiere.
Vom Hörensagen und wenn die Älteren vom Krieg erzählt haben ist immer wieder einmal diese Stollenanlage ins Gespräch gekommen. Es soll dort mit Maschinen produziert worden sein. Deswegen interessiert mich so eine Führung einmal."
Karl-Heinz Kandler aus Neubrunn war auch noch nie in der Stollenanlage, obwohl ja sein Wohnort nicht weit weg liegt. "Mich interessiert einfach einmal, wie hoch und wie weit die Stollen in den Ebelsberg hineingehen. Ich habe eigentlich nur davon gehört, dass dort in Kriegszeiten von der Firma Kugelfischer ein paar Wochen produziert worden sein soll." Ihn begleiteten seine Schwester und sein Neffe.
Interessierte Besucher waren auch aus Sand und dem Bamberger Raum gekommen. Walter Martin ergänzt: "In letzter Zeit kommen die Besucher auch von weit her wie aus dem Altmühltal, aus Kulmbach, Lichtenfels, Kronach oder der Oberpfalz. Viele verbinden einen Aufenthalt in der Weingegend mit der Besichtigung der Stollenanlage.
Stil und Inhalt dieses Artikels von Günther Geiling empfinde ich als ziemlich unangemessen. "Stimmungsvoll sind hier die Verkostungen", berichtet er, "Hobbyforscher" arbeiteten an einem "Forschungsprojekt zur Dokumentation und Archivierung historischer Bauten", von einem "besonderen Erbe" ist die Rede. Schauderhaft.
"Stimmungsvolle Runden" in einem geschichtlich belasteten Bauwerk aus der schlimmsten Vergangenheit? Welche "Hobbyforscher" wollen da an welchem "Forschungsprojekt" arbeiten? Da läuft's einem kalt den Rücken hinunter. Historische Forschungsprojekte nehmen sich gemeinhin Wissenschaftler einer Universität vor. Das scheint ja nicht so zu sein, wenn man dem Artikel folgt. "Hobbyforscher" mit Metallsuchgeräten auf der Suche nach einem geheimnisvollen Schatz? Oder welches Erbe wollen hier Laien wofür dokumentieren? Oder sollten sich nicht besser akkreditierte Wissenschaftler des Stollens annehmen, um Schlimmeres zu verhindern?
hieraus eine "touristische Attraktion" mit nachfolgender "gemütlicher Einkehr" machen zu wollen. Ich bin entsetzt. Die Stollen haben Zwangsarbeiter, also Arbeitssklaven ausschachten müssen und dabei zwangsweise ihre Gesundheit ruinieren müssen. Wie viele sind denn dabei ums Leben gekommen? Und ganz sicher haben die Zwangsarbeiter nach getaner Zwangsarbeit auch nicht in eine "Heckenwirtschaft" einkehren können. Und auf der Internetseite dieser "Bunkerfreunde" sehe ich kein Impressum. Weiß der FT überhaupt, wer dahinter steckt? Dass Anwohner Interesse haben, das Bauwerk in ihrer Nachbarschaft mal unter die Lupe zu nehmen, ist zwar verständlich. Aber für Zwecke à la Eventtouristik ist der Stollen ganz sicher nicht geeignet. Das gebietet der Respekt vor den Zwangsarbeitern. Das Landratsamt sollte umgehend einschreiten.
Hier finden Sie den Link zur erstellten Film-Dokumentation über die Stollenanlage Kies in Ebelsbach.
http://www.youtube.com/watch?v=pEFMUUEooIk
Mit freundlichen Grüßen,
The Aquaset History Library @ Unterwelten München