Die Sozialstation der Caritas hat deutlich mehr zu tun als im Vorjahr. Allerdings sind Pflege-Mitarbeiter nur schwer zu finden.
Voll ausgelastete Beratungsdienste, wachsender Bedarf an ambulanter Pflege, viele offene Fragen vor Einführung der neuen Pflegegrade - das waren nur drei Punkte, mit denen sich die Vertreterversammlung des Caritasverbandes für den Kreis Haßberge beschäftigte. Als neuer Caritaspfarrer wurde Stephan Eschenbacher bei dieser Versammlung auch in den Vorstand nachgewählt.
Die Caritas im Landkreis Haßberge ist ein Träger von Pflege und Sozial-Beratung und versteht sich auch als Anwalt derer, die Caritas-Hilfe in Anspruch nehmen. So wurde die Versammlung mit der Vorstellung des Jahresthemas 2017 begonnen. "Mach dich stark für Generationengerechtigkeit", lautet es, wie Caritas-Geschäftsführerin Anke Schäflein erläuterte.
Der demografische Wandel trifft auch die Caritas
Die Kampagne richtet den Blick in die Zukunft, denn 2060 werden zwölf Millionen Menschen weniger in Deutschland leben als heute, davon wird aber etwa ein Drittel über 65 Jahre alt sein. Dieser Wandel könne nur in einer solidarischen Gesellschaft menschlich gestaltet werden, so der Inhalt der Caritas-Kampagne. Jeder könne in seinem Ort etwas für die Generationengerechtigkeit tun, erklärten Anke Schäflein und der Kreisvorsitzende Johannes Simon - Großeltern, die Kinder und Enkel unterstützen, täten es ohnehin.
Doch auch auf politischer Ebene müssten Ungerechtigkeiten angesprochen und beseitigt werden wie befristete Arbeitsverträge, die Grundfreibeträge für die Bezieher von Niedriglohn müssten erhöht werden und die Rentenfrage müsse auch im Wahlkampf verantwortungsbewusst diskutiert werden.
Rückblickend auf 2015 ging Simon besonders auf die gesellschaftliche Entwicklung und das engmaschige Netzwerk der Caritas-Angebote ein. Die reichen von der Kinderbetreuung über Beratungs-Angebote bis zur Altenpflege ambulant wie stationär. Sehr vielseitig engagierten sich Caritas und Ehrenamtliche für die Flüchtlinge, die im Landkreis ankamen. Gerade die Helferkreise und Pfarreien hätten hier Hervorragendes geleistet, die Caritas bemühe sich zudem um Koordination und Schulung der Ehrenamtlichen.
Beratungsdienste sind stark ausgelastet
Der stellvertretende Geschäftsführer Georg Wagner informierte, dass durch die Sanierung des Caritas-Altenheims St. Bruno in Haßfurt weniger Plätze belegt sind. Dennoch seien keine Entlassungen erfolgt.
Ergänzt wurde der Tätigkeitsbericht von der Geschäftsführerin. Schäflein, erklärte, dass die Beratungsdienste stark ausgelastet seien, besonders im Allgemeinen Sozialen Beratungsdienst und der Flüchtlingsberatung, aber auch in der Suchtberatung und der Beratung psychisch Kranker. Für diese betreibt die Caritas ein Tageszentrum und eine Wohngemeinschaft, die beide voll ausgelastet sind.
In der stationären Altenhilfe sei die Auslastung gesunken - zum Einen durch den Umbau von St. Bruno, andererseits aber auch durch die Eröffnung neuer Einrichtungen im Landkreis. Grundsätzlich vollziehe sich aber auch ein Wandel hin zur ambulanten Betreuung beziehungsweise Tagespflege. Die Sozialstation hatte deutlich mehr Patienten als im Vorjahr "und wir könnten noch viel mehr Menschen betreuen, doch Pflege-Mitarbeiter sind nur schwer zu finden", erklärte die Geschäftsführerin.
Offene Fragen wegen gesetzlicher Änderungen
Die Nachfrage nach stationärer Altenhilfe sinke auch, weil das neue Pflegestärkungsgesetz die ambulante Pflege stärker fördere, außerdem "altern wir gesünder und brauchen daher erst später stationäre Unterstützungsangebote", erklärte Schäflein. Die neue Gesetzgebung zum 1. Januar 2017 bringe für die Caritas aber auch viele Unwägbarkeiten. Nicht nur, dass es noch viele offene Fragen zur Umgestaltung von Pflegestufen in Pflegegrade gibt, auch die Behindertenhilfe ändere sich stark. Gleichzeitig gebe es einen massiven Fachkräftemangel in der Pflege.
Insgesamt teilen sich bei der Caritas 336 Beschäftigte 177 Vollzeitstellen. Nach 15 Auszubildenden in 2015 waren es 2016 nur noch 13 "auch hier gehen die Bewerbungen zurück", bedauerte die Geschäftsführerin. Nach wie vor gebe es eine hohe Krankheitsquote. "Wir haben besonders in der Pflege viele langjährige Beschäftigte mit einem Altersdurchschnitt von 47,6 Jahren. Diese Menschen sind nur selten krank, aber wenn, dann ist es meist etwas Langwierigeres."
Stark vergrößert habe sich die Zahl der Ehrenamtlichen vor allem vor Ort in den Pfarreien.
Die neuen Pflegegrade haben auch Auswirkungen auf den Haushalts- und Stellenplan, den Schäfleins Stellvertreter Wagner vorstellte. Die Überleitung gestalte sich teilweise chaotisch, da vieles noch nicht geklärt sei. Trotzdem würden kurzfristige Umstellungen nötig. Auf keinen Fall sollten die Änderungen bei den Eigenanteilen zu Lasten der Pflegenden gehen.
Vorverkauf für den Benefizball
Zum Abschluss der Sitzung wurde noch auf den mittlerweile 44. Caritas-Benefizball hingewiesen, der am 4. Februar im Oberaurach-Zentrum stattfindet. Karten gibt es ab sofort beim Caritasverband in der Oberen Vorstadt in Haßfurt (Telefon 09521/6910, E-Mail an ball@caritas-hassberge.de) und in Schweinfurt bei der Tanzschule Pelzer.