Die allerbesten Rezepte der Landfrauen

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Eierweck ist ein traditionelles Neujahrsgebäck aus Hefeteig, das im Backofen herausgebacken wird.
Eierweck ist ein traditionelles Neujahrsgebäck aus Hefeteig, das im Backofen herausgebacken wird.
Kreisbäuerin Cäcilie Werner, Grafikerin Lieselotte Vogt und Zweite Kreisbäuerin Petra Grimmer (v.r.) halten das Titelblatt in der Druckerei.
Kreisbäuerin Cäcilie Werner, Grafikerin Lieselotte Vogt und Zweite Kreisbäuerin Petra Grimmer (v.r.) halten das Titelblatt in der Druckerei.
 
Eine fränkische Delikatesse sind Rippla mit Kraut.
Eine fränkische Delikatesse sind Rippla mit Kraut.
 
Zebratorte. Sagenhaft.
Zebratorte. Sagenhaft.
 
 

"Gänsrenner", "Dätscher" und "Schnurrnwichs" kommen in Franken nicht mehr oft auf den Tisch. Und die Eierweck? Verschwunden vom Kaffeetisch. Dabei war doch früher alles besser. Nun haben die Landfrauen aus dem Kreis Haßberge das Beste aufgegriffen und in ein Kochbuch gepackt.

Ein "Nieselprim" ist Gertrud Weidner wirklich nicht. "Nieselprim"? So hat die Mutter der 62-Jährigen Menschen genannt, die mit heruntergezogenen Mundwinkeln durchs Leben laufen. Gertrud Weidner aber strahlt. Aus dem Fundus der Ortsbäuerin aus Bramberg stammt das Rezept "Gänsrenner".

Kochen? Macht nicht so viel Spaß...

Dabei kocht die Landwirtin gar nicht gerne. Das hat sie auch von ihrer Mutter. "Meine Mutter hat das Kochen nie richtig gelernt. Darum hat sie mich in eine Hauswirtschaftsschule gesteckt. Sie wollte, dass ich das Kochen von Grund auf lerne und mehr Spaß daran finde als sie", erzählt Gertrud Weidner.

Nun beherrscht die Mutter dreier Kinder ihr Handwerk zwar gut. Richtig Spaß hat ihr das Stehen am Herd aber trotzdem nie gemacht.
Nur die "Gänsrenner" macht sie gerne: "Das geht schnell und schmeckt gut."

Überliefertes Wissen zum Essen

Von den 160 Ortsbäuerinnen des Kreisverbandes des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) des Landkreises Haßberge haben über 80 Rezepte eingereicht. 250 sind es insgesamt, die meisten davon von Hand geschrieben. Kreisbäuerin Cäcilie Werner aus Wonfurt freut sich besonders über die alten, traditionellen Rezepte darunter, die so nicht in Vergessenheit geraten.

In dem Koch- und Backbuch geben die Landfrauen nicht nur Rezepte preis, sondern auch Tipps zum richtigen Lagern von Lebensmitteln, eine Übersicht von Grundmengen-Angaben für Mahlzeiten für vier Personen und eine Auswahl an Tischgebeten.

Die Idee, ein Kochbuch zusammenzustellen, war schon lange da. Nur der Anlass dafür, solch ein Projekt anzufassen, hatte gefehlt. Zum 40-jährigen Bestehen haben die Bäuerinnen nun den Plan aufgegriffen und in aufwendiger Arbeit ein Rezeptbuch gestaltet. Verkauft wird das neue Koch- und Backbuch ab diesem Dienstag für zehn Euro an bestimmten Verkaufsstellen (siehe Infokasten). Mit dem Erlös werden soziale Projekte im Landkreis unterstützt.

Der Erwerb lohnt sich - schon alleine wegen der fränkischen Namen. So finden sich unter den originellen Rezeptideen von früher zum Beispiel Weckeier mit Birnschnitz, Original Wonfurter Dätscher, Abiengemüse mit Schnurrnwichs (Kartoffelgemüse mit Leberwürtschen), Riebelesuppe, Bohnenkerngemüse (Picker), eine Kriegs-Kartoffeltorte oder aber zahlreiche Wildgerichte wie ein Wildschweinbraten aus Mariaburghausen.

Schnell und einfach

Das Rezept für die "Gänsrenner" hat Gertrud Weidner von ihrer Großmutter abgeschaut. "In den siebziger und achtziger Jahren wurde das gar nicht mehr gekocht.

Das war ja ein richtiges Arme-Leute-Essen", erklärt die Ortsbäuerin. "Gänsrenner", das sind Erdkohlraben, also ein Kohlrabi, der unterirdisch wächst. Für das Gericht werden die Knollen geschält, in feine Scheiben geschnitten und zusammen mit einem Knöchli (Eisbein) in Salzwasser gekocht.

Dann wird das Essen mit einem "Mehlbreila" (Soßenbinder) abgebunden und mit Salz abgeschmeckt. Fertig! "Dazu Rohe Klöße und Knöchlich, das ist was ganz Feines!" schwärmt Gertrud Weidner.

Leckeres Futter für die Gänse

Warum das Gericht ausgerechnet "Gänsrenner" heißt, weiß die Brambergerin nicht sicher. Aber sie hat eine Theorie entwickelt: "Ich glaube, dass die Gänse scharf auf die Blätter des Erdkohlrabi waren. Wenn die was toll finden, rennen sie ja los. Und darum heißt es Gänsrenner", erklärt die Landwirtin.

Und wie schmeckt das Gemüse? "Nicht so süß wie Karotten, sondern leicht bitter - pikant", erklärt Gertrud Weidner. Doch die Erdkohlraben werden mit den Möhren gesät, geerntet und im Keller gelagert. Die Ortsbäuerin hat ihr ganzes Leben lang in der Landwirtschaft gearbeitet.

Aus dem Hof ist mittlerweile eine Ferienpension und eine Landwirtschaft mit Kühen und Pferden im Nebenerwerb geworden, die Sohn Michael mit seiner Familie und den Eltern betreibt. "Zwei Mal im Jahr kaufen wir ein Schwein und schlachten", erzählt die Bäuerin.

Doch sie hat sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass sie Eier, Kartoffeln und Fleisch nicht mehr selbst produziert, sondern kaufen muss. Glücklicherweise hat die Schwiegertochter das Gesagte meist vorrätig. Dafür lässt sich Gertrud Weidner ab und an überreden und kocht "Gänsrenner".

Das Kochbuch gibt es wo?

Kochbuch Das "Kochbuch für Landfrauen" ist an folgenden Stellen erhältlich: Hofheim: BBV-Geschäftsstelle, Ebern: BayWa, Burgpreppach: Nah & Gut, Wonfurt: Ideenladen Vogt, Wonfurt: Adventsmarkt Kram (8. und 9. Dezember),
Ober steinbach: Doris Hornung, Untersteinbach: Adventsmarkt Bauer Reinhart (16. Dezember) und im Hofladen Reinhart (ab März 2013).

Gedruckt wurde das Buch
in der Druckerei Weigang in Ebern.

Handarbeit Die Zeichnungen im Inneren des Buches stammen von einer Ortsbäuerin aus Augsfeld. Außerdem sind in dem Kochbuch die Wappen und Ortsteile der gesamt 26 Gemeinden im Landkreis Haßberge abgebildet.