Der heilige Martin gehört ohne Zweifel zu den volkstümlichsten Heiligen, und das wird an diesem Wochenende ganz deutlich. In nahezu jedem Kindergarten werden Laternen gebastelt und dann meist ein Martinszug veranstaltet.
So wie in Eltmann: Nach der Feier in der Kirche schlängelte sich ein riesiger Martinszug durch die Altstadt. Schließlich begeht man in der Stadt an diesem Wochenende noch dazu die Martini-Kirchweih.
Die Leiterin des Kindergartens, Christine Hofmann, hält es für wichtig, dass gerade die Kindergärten das Martinsbrauchtum hochhalten. "Das alte Brauchtum geht sonst oft verloren in unserer schnelllebigen Zeit, wo jeder meist nur noch an sich denkt. St. Martin ist der erste Heilige im November und es werden sich dann Barbara, Nikolaus, die Adventszeit und Weihnachten anschließen. Wir möchten diese Tage im kirchlichen Jahreskreis mit den Kindern begehen und dabei auch auf den sozialen Aspekt Wert legen."
Die Kinder könnten sehr wohl den sozialen Aspekt verstehen, der hinter dem Handeln von St. Martin steht.
"Auch in unserer täglichen Arbeit werden die Buben und Mädchen im Umgang mit ihren Freunden damit konfrontiert, dass man teilen muss und nicht alles selbst für sich beanspruchen darf. Das fängt ja schon bei den Spielsachen an."
Die Laterne hat ihren tieferen Sinn Natürlich schaue man dazu Bilderbücher mit St. Martin an und erzähle Geschichten von den Heiligen, berichtet Christine Hofmann. Dazu gehörte auch das Singen der bekannten Lieder, Rollenspiele und selbstverständlich das Basteln der Laterne. Gerade hier seien die Kinder mit Begeisterung dabei. Und ein Bub hatte sich sogar die Erklärung dafür gemerkt, dass die Kinder die Laternen basteln: "Damit wir St. Martin sehen und ihn nicht aus den Augen verlieren."
In den letzten Tagen vor dem Umzug gibt es im Kindergarten allerhand zu tun.
Inzwischen haben selbst die Kleinsten die Reime perfekt gelernt, wie aus einem Mund rattert eine Gruppe der Dreikäsehochs das herunter: "Ich geh mit meiner Laterne", "St. Martin ritt durch Schnee und Wind" und andere mehr.
Was ist für die Kinder ein Bettler, wissen sie etwas damit anzufangen? Konstantin Krines hat spontan die Rolle des Bettlers in der Martinsgeschichte übernommen und hat sich schon ganz damit identifiziert: "Es gibt auch heute noch Bettler. In Bamberg sitzen sie auf der Straße, sind in Lumpen gekleidet und spielen oft auch ein Instrument. Manchmal haben sie auch ein Plakat mit der Aufschrift: ,Ich habe nichts zu essen‘. ,Mir ist kalt‘ oder ,Helft mir‘!"
Er teilt seinen Mantel mit dem Bettler Hennes Köbrich freut sich auf seine Rolle als Heiliger im roten Mantel. "Mir hat an St.
Martin gefallen, dass er seinen Mantel mit dem Bettler geteilt hat." Und den Kleinen gefallen die Reime, die sie gerade in den letzten Tagen immer wieder sangen: "Ich will an andere denken, ihnen etwas schenken, nur ein bisschen klitzeklein, möchte ich wie St. Martin sein."
Was können sie denn im Kindergarten tun, um ein bisschen wie der heilige Martin zu sein? Es sprudelt nur so aus Lia heraus: "Das Spielzeug teilen, wenn andere das auch wollen. - Ich teile mit Melanie das Essen, wenn sie es vergessen hat oder zu wenig dabei hat. - Oder Kleider mit Leuten teilen, wo Krieg ist. Bei uns stehen orange Eimer vor der Tür."
Spannend war der Gottesdienst: Vor dem Altar war das Stadttor aufgebaut, dem sich Martin (Hennes Köbrich) mit seinen Soldaten nähert. Die Wächter kennen ihn bereits und reißen das Tor weit auf.
Plötzlich hält Martin an: Ein Bettler (Konstantin Krines) am Wege streckt seine Hand empor und ruft: "Habt Erbarmen, Herr! Helft mir!" Martin fragt, warum er so zittere. Er brauche doch keine Angst zu haben. Der Bettler: "Ich zittere nicht vor dir, ich zittere vor Hunger und Kälte."
Von der Oma bis zum Kleinsten, weiß jeder was nun geschieht, und trotzdem ist es berührend: Der Diener (Jakob Reitz) hilft, St. Martin zieht sein Schwert und teilt seinen Umhang mitten durch. Ohne ein Wort zu sagen, lässt Martin die eine Mantelhälfte neben dem Bettler fallen und verschwindet mit seinem Pferd.
Auch die Fürbitten rührten die Zuhörer.
Melina: "Lass' unsere Hände nicht ruhen, wenn ein anderer Trost braucht." Helena und Lia: "Lass unsere Füße nicht still stehen, wenn ein anderer Hilfe braucht." Alina: "Öffne unsere Augen, damit wir die Not der Menschen sehen."
Der Erlös der Martins-Aktion fließt in den Partnerkindergarten im Senegal.
Draußen vor der Kirche auf dem Marktplatz bekamen die Kinder ein Martinshörnchen, und dann ging es hinter St. Martin auf dem Pferd (Harald Graser) und der Stadtkapelle Eltmann im riesigen Zug durch die Straßen der Altstadt.