Dem Landkreis Haßberge droht Spannung

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Es besteht die Möglichkeit, dass im Landkreis neue Stromtrassen mit hohen Masten gebaut werden. Der Landkreis will die Entwicklung beobachten, mitsteuern und Alternativen prüfen. Allerdings: Noch gibt es keine konkreten Planungen für solche Großprojekte. Foto: Andreas Lösch
Es besteht die Möglichkeit, dass im Landkreis neue Stromtrassen mit hohen Masten gebaut werden. Der Landkreis will die Entwicklung beobachten, mitsteuern und Alternativen prüfen. Allerdings: Noch gibt es keine konkreten Planungen für solche Großprojekte.  Foto: Andreas Lösch
 

Der geplante Bau von Nord-Süd-Stromleitungen könnte Haßgau, Maintal und Steigerwald stark berühren. Die Grobpläne lassen eine Konzentration von Trassen befürchten. Aber noch ist nichts entschieden. Der Kreistag informierte sich.

Bisher wurde der Streit über geplante Stromtrassen außerhalb des Landkreises ausgetragen. Das könnte sich ändern. Der Landkreis Haßberge könnte ins Zentrum geplanter Höchstspannungs- und Gleichstromleitungen rücken. Es könnte aber auch anders kommen, und der Landkreis bleibt bei künftigen Planungen außen vor. Viele Konjunktive musste der Kreistag Haßberge in seiner Sitzung am Montag im Landratsamt Haßberge in Haßfurt bemühen, als sich das Gremium mit dem brisanten Thema befasste.

Fest steht: Im Zuge der Energiewende muss künftig Strom aus dem Norden der Republik in den Süden transportiert werden. Das geschieht über neue Trassen, die entweder auf Masten oder in der Erde verlaufen.


Nord-Süd-Richtung

Adelinde Friedrich, die Leiterin der Abteilung Bau und Umwelt am Landratsamt, stellte die aktuelle Situation vor.
Nach dem Netzentwicklungsplan Strom, den eine Fachbehörde des Bundeswirtschaftsministeriums entwirft, sind in Nord-Süd-Richtung mehrere Grobkorridore vorgesehen, in denen die Trassen verlaufen können. Das sind sehr große Landflächen. Sechs bis sieben dieser Korridore führen über das Gebiet des Landkreises Haßberge. Bei manchen Korridoren erscheint eine Stromtrasse durch den Landkreis unwahrscheinlich, denn dann müssten die Leitungen auf der Strecke zwischen zwei Punkten erhebliche Bögen machen. Aber es gibt auch ein Projekt, das eine neue Stromtrasse im Landkreis mit großer Wahrscheinlichkeit erwarten lässt.

Das wäre die Verbindung zwischen Schalkau in Thüringen und Grafenrheinfeld bei Schweinfurt. Die direkte Weg zwischen beiden Orten führt mitten durch den Landkreis. Vermutlich entlang der Bundesstraße 303, ergänzte Kreisrat Wolfram Thein (SPD), der Bürgermeister von Maroldsweisach. Er geht von einer 380-Kilovolt-Leitung mit 80 Meter hohen Masten aus, die bis auf einige hundert Meter an Orte heranreichen. Der Landkreis und die Gemeinden sollten sich schon jetzt bemühen, Einfluss auf den Trassenverlauf zu nehmen und Alternativen zu prüfen, sagte er.


Nicht unterschätzen

Damit lief er bei seinen Kollegen im Kreistag und Landrat Wilhelm Schneider (CSU) offene Türen ein. "Wir sind schon dran", sagte Schneider und wies darauf hin, dass Kontakt mit den Politikern im Bund und im Land sowie mit den Nachbarlandkreisen aufgenommen worden sei. "Wir müssen uns jetzt positionieren" und auf den Weg machen, um die Entwicklung mitzusteuern, ergänzte Kreisrat Wolfgang Borst (CSU), der Bürgermeister von Hofheim. Ziel müsse sein, die Trassen weg von den Siedlungen zu bringen, machte Kreisrat Bernhard Ruß (SPD), der Bürgermeister von Sand, deutlich.

Adelinde Friedrich unterstrich, dass die Grobkorridore noch keine Rückschlüsse auf konkrete Planungen zuließen. "Deshalb sollte man sich zurückhalten", sagte sie. Landrat Schneider warnte aber davor, "dass wir das unterschätzen".

Eindruck machte im Kreistag, dass der Landkreis bei sechs bis sieben Grobkorridoren mit von der Partie ist. Und dazu kommt, dass der Landkreis als unempfindliche Region für solche Bauvorhaben eingestuft wird.