Das Schwarzwild hat sich locker verdoppelt

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Bei den Hegelschauen stehen immer die Gehörne der abgeschossenen Rehböcke im Blickpunkt. Sie werden fachmännisch begutachtet: Hier der Leiter des Universitätsforstamtes Sailershausen und Jagdberater Hans Stark (rechtS) sowie die Jäger.
Bei den Hegelschauen stehen immer die Gehörne der abgeschossenen Rehböcke im Blickpunkt. Sie werden fachmännisch begutachtet: Hier der Leiter des Universitätsforstamtes Sailershausen und Jagdberater Hans Stark (rechtS) sowie die Jäger.
Blick auf die Gehörne aus der Hegegemeinschaft West.Alle Fotos: Günther Geiling
Blick auf die Gehörne aus der Hegegemeinschaft West.Alle Fotos: Günther Geiling
 
Bei der Hegeschau der Kreisgruppe Haßfurt im Bayerischen Jagdverband in Ebelsbach auf dem Podium von links Jagdberater Hans Stark, stellvertretender Landrat Siegmund Kerker, Referent Gerhard Gruber und Vorsitzender Rudolf Meyer.
Bei der Hegeschau der Kreisgruppe Haßfurt im Bayerischen Jagdverband in Ebelsbach auf dem Podium von links Jagdberater Hans Stark, stellvertretender Landrat Siegmund Kerker, Referent Gerhard Gruber und Vorsitzender Rudolf Meyer.
 
Die Jagdhornbläsergruppe umrahmte die Veranstaltung mit ihren bekannten Signalen, hier bei der Begrüßung.
Die Jagdhornbläsergruppe umrahmte die Veranstaltung mit ihren bekannten Signalen, hier bei der Begrüßung.
 

Bei der Hegeschau der Kreisgruppe Haßfurt fiel nicht nur das Ergebnis des Bockabschusses durch die vielen Gehörne ins Auge. Die Waidmänner sprachen auch über aktuelle Themen, wie etwa die Wildschweine. Einig war man sich, dass das Schwarzwild dezimiert werden muss, damit die Schäden zurückgehen. Keinesfalls dürfte aber der Abschuss für das Schalenwild groß erhöht werden. Das sei in manchen Revieren gar nicht machbar, wie es hieß.

Der Eltmanner Bürgermeister Walter Ziegler erinnerte daran, dass die Jagd einst Sache des Überlebens war und man sich damit Nahrung verschaffte. Aus dieser Notwendigkeit habe sich dann eine Passion für die Jagd entwickelt. Heute diene die Jagd dazu, den Wildbestand so zu halten, dass er auch den landwirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst ist. Jäger beuteten die Natur nicht aus, sondern pflegten nachhaltig die Ressourcen und stünden der Natur so nahe, wie kaum jemand anders. Mit einer Bildpräsentation stellte er den Jägern der Kreisgruppe Haßfurt des Landesjagdverbandes seine Gemeinde vor.

Schützenswertes Kulturgut

"Die Arbeit der Jäger und ihr Engagement für die Natur schätze ich sehr.
Die Jagd ist ein schützenswertes Kulturgut, das neben der Bewirtschaftung eines angepassten, artenreichen und gesunden Wildbestandes auch den Natur- und Umweltschutz zur Aufgabe hat", betonte stellvertretender Landrat Siegmund Kerker (CSU).

Ihm sei bewusst, dass es Jäger nicht leicht hätten. "Wanderer und Naturfreunde genießen die Ruhe im Wald und freuen sich, wenn sie dem Wild beim Äsen zuschauen können. Hundebesitzer möchten ihren Vierbeinern freien Auslauf gönnen, übersehen aber, dass sie damit häufig das Wild vergrämen."

Und da berührte Kerker schon ein aktuelles Thema, nämlich die Debatte um die Kanadagänsen, die sich in den letzten Jahren so stark vermehrten, dass sie für die Landwirte zum Teil ein Ärgernis sind, weil sie die einzelne Felder abfressen. "Vor allem die Landwirte im Maintal können ein Lied davon singen und vermelden schon jetzt mancherorts Totalschäden an Getreide und Raps. Die Kanada- und Nilgänse weiden die jungen Pflanzen regelrecht ab. Allein in der Sander Flur werden die Schäden pro Jahr auf 10 000 Euro geschätzt."

Gelder für das Monitoring stehen bereit

Der Umweltausschuss des Kreistags Haßberge will sich mit dem Thema Anfang Juni befassen; Gelder für ein Monitoring werden bereit gestellt, um verlässliche Zahlen über die Population der Gänse zu erhalten. "Aber für dieses Problem gibt es keine Patentlösung, sondern wir werden ein breites Bündel an Maßnahmen anstreben müssen. Dazu müssen Landwirtschaft, Naturschutz und Jagd Hand in Hand arbeiten."

Kerker bat Revierinhaber und Hegegemeinschaften, die großflächige Bejagung der Wildgänse aktiv zu unterstützen. Man wolle nämlich von Roßstadt bis Gädheim das Gleichgewicht in der Natur wieder herstellen. Vielleicht gar nicht so schlimm - Kerker stellte die Vermarktung in den Blickpunkt und nahm gar ein "Gänseessen" ins Visier, denn Wildgänse sind recht schmackhaft. Scherzhaft meinte kerker: "Vielleicht können wir bei der nächsten Hegeschau noch viel mehr Trophäen bewundern, die wesentlich unauffälliger sind als Gehörne und Geweihe - nämlich Gänsebärte." Jagdberater Hans Stark stärkte Kerker den Rücken, riet zum Abschuss und berichtete vom Wildgansessen, die auch seiner Frau gut geschmeckt habe.

Über "Bleifreie Jagdbüchsenpatronen" sprach Gerhard Gruber. Er meinte, dass noch keine der Untersuchungen über den Interessenskonflikt Bleikontaminierung bis heute sauber und seriös abgeschlossen worden sei. Bayern halte sich hier im Gegensatz zu anderen Bundesländern zurück und warte Ergebnisse ab. Dies sei der vernünftigste Ansatz.

Die Abschussquoten passen ganz gut

Rehbockabschuss, Abschussplanung, Pachtverträge und ihr Bezug zu Wildschäden - das waren nur einige der aktuellen Themen, zu denen Jagdberater Hans Stark und Vorsitzender Rudolf Meyer die Jäger bei der Hegeschau informierten.

Vorsitzender Rudolf Meyer kam direkt von einer Landestagung der Jägerschaft nach Ebelsbach, und ihm brannte der Rehbockabschuss besonders auf den Nägeln. In einem aktuellen Schreiben will der zuständige Minister, wie Meyer darstellte, dass ein fahrlässiger Rehbockabschuss nach dem 16. Oktober rechtlich als Versehen behandelt werde. Nicht in Ordnung für Meyer, der darin grundsätzlich eine Ordnungswidrigkeit sieht, die eine Strafe nach sich ziehen muss. Im Landkreis Haßberge seien auf diese Weise 45 Rehböcke erlegt worden, und das Landratsamt habe die Verfahren eingestellt.

In Meyer regte sich der Waidmann, denn dass ein Bockabschuss nach dem 15. Oktober nicht mehr verfolgt werde, "das geht einfach nicht". Der Jagdverband fordert, die Schonzeit für Rehböcke beim Stichtag 16. Oktober zu belassen; die Jagdzeit für das Schalenwild ende beim 31. Dezember.

Jagdberater Hans Stark nahm Stellung zu der Minister-Empfehlung, den fahrlässigen Abschuss nicht mehr zu ahnden und erläuterte die Hintergründe: "Es gibt in anderen Bundesländern schon Bestrebungen, Rehböcke bis 15. Januar oder weibliche Tiere bis 31. Januar anzugleichen. Der Minister hat mit seinem Vorschlag einen Kompromiss gemacht." "Ich finde dies für eine praktikable Lösung. Wir müssen nur bei der Jagd klare Aussagen machen, und hier ist jeder Jagdleiter gefordert. Ich glaube nicht, dass die Bockstrecke im Staatsforst deswegen enorm ansteigt."

Als weiteres Problem sprach Rudolf Meyer Drück- und Treibjagden auf Schalenwild an; sie würden missbraucht. Beim Schwarzwild (Wildschweine) geht das aus seinem Blickwinkel in Ordnung, beim Schalenwild sei es anders. So gibt es im Steigerwald und im Hegebereich-Süd teilweise nur Waldanteile von fünf bis sechs Prozent und rote Zahlen beim Abschluss. "Es ist aber dort gar nicht möglich, den Abschuss deutlich zu erhöhen." Meyer bat die Jäger: "Keiner ist in dieser besonderen Zeit dazu verpflichtet, das Reh zu schießen. Dies hat ja auch Folgen für die Privatreviere. Hier muss man wachsam sein."

Jäger haben ihre Hausaufgaben gemacht

Hans Stark ging auf die so genannte Rehwildstrecke 2010/12 ein, die Menge der getöteten Rehe, und betonte "die Jäger haben ihre Hausaufgaben gemacht und ihren Abschuss um fast 100 Prozent erfüllt. Einige liegen auch etwas darunter, aber in der Natur gibt es auch Unwägbarkeiten. Insgesamt passt die Geschichte aber."

So wurden in den sechs Revieren (Nördlicher Steigerwald, Steigerwald, Nassach, West, Ost und Süd insgesamt 1744 Böcke, 2434 Geißen und 1885 Kitze geschossen, was insgesamt 6063 Rehe ausmacht.

Beim Schwarzwild wurden 768 Schwarzkittel im vergangenen Jahr erlegt. Zusammen mit den anderen Kreisgruppen komme man sicher auf insgesamt 1500 bis 1600 erlegte Wildschweine. Ein enormer Anstieg! 2011 waren es im Landkreis insgesamt 853. "Hier zeigt sich, dass die Eichelmast nachwirkt. Das Schwarzwild hat munter Nachwuchs produziert. Wir müssen wachsam sein im Sommer. Das Schwarzwild wird zum Ausgleich auch die Wiesen aufsuchen."

789 Füchse sind erlegt worden

Erlegt wurden 2012 ferner 789 Füchse, 973 Hasen, 95 Hühnern, 620 Enten sowie 109 Gänse. Die Rebhühner seien weiter auf sehr niedrigem Niveau, aber man sehe sie wieder.

Hans Stark ging auf ein Urteil des europäischen Gerichtshofes ein. Danach können Jagdgegner ihr Grundstück von der Jagd herausnehmen. Zum Glück sei dies hier, so Stark, nicht an der Tagesordnung, wobei es angeblich im Raum Hofheim schon einen Fall geben solle.

Neue Jagdpachtverträge werden gerne geschlossen, um den Wildschaden an jungen Bäumen im Wald in Grenzen zu halten. Liegt der Wildschaden zu hoch, so muss der Jäger zahlen. Jagdberater Hans Stark sprach sich dafür aus, dass sich Jäger und Grundholden zusammensetzen sollten und den Schaden deckeln sollten. Manches Ziel ist nicht erreichbar. Ein Jäger gestand ein, dass er seine langjährige Jagd nicht mehr übernehmen konnte, weil inzwischen die Forderungen nach Schadensausgleich weit mehr als seine jährliche Jagdpacht ausmachten und es zu keiner Deckelung gekommen war.