Coronavirus zwingt zur Schließung: Leere Regale bei den Tafeln im Kreis Haßberge
Autor: Teresa Hirschberg
LKR Haßberge, Freitag, 20. März 2020
Sicherheit geht vor: Ab Freitag, 20. März, haben die drei Tafeln des Landkreises Haßberge aufgrund der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus geschlossen. Zurück bleiben ausgeräumte Lebensmittellager und eine ungewisse Zukunft für die Einrichtungen in Haßfurt, Eltmann und Ebern.
Von Feenstaub alleine wird niemand satt. So schön er auch glitzert. Doch außer ein bisschen Gebäck-Dekoration und Überbleibseln im Kühlschrank ist der Eltmanner Tafel nicht viel geblieben. Das Coronavirus zwang Organisatorin Marianne Schmittlutz am Dienstag zu einem drastischen Schritt.
In den Regalen des Kühlraumes herrscht gähnende Leere. Nur an den beschrifteten Aufklebern ist erkennbar, wo vor Kurzem noch Obst, Gemüse und andere Lebensmittel lagerten. Seit Freitag, 20. März, ist die Tafel geschlossen, am Dienstag fand die vorerst letzte Ausgabe statt. Für die Kunden kam die Entscheidung vollkommen überraschend, Verständnis hatten aber alle. Denn für die Schließung hat Schmittlutz drei gute Gründe.
Mitarbeiter und Kunden der Tafel schützen
"Ein großer Teil unserer Mitarbeiter, etwa 95 Prozent, gilt als besonders schutzbedürftige Personen, die zudem größtenteils an Vorerkrankungen leiden", zählt die Ebelsbacherin auf. Rund 30 Personen helfen regelmäßig beim Transport und der Essensausgabe. Die Eltmanner Tafel, die eine Außenstelle der Haßfurter Einrichtung ist, sei zudem auf drei Hauptspender angewiesen. Aufgrund der aktuellen Hamsterkäufe seien aber Engpässe bei den Lebensmittelspenden entstanden. Hinzu kommt ein logistisches Problem: "In Eltmann sind die Räumlichkeiten sehr beengt", sagt Schmittlutz. Normalerweise setzen sich einige Kunden gemeinsam auf die Bank im Innenhof und warten, bis sie an der Reihe sind.
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Am Dienstag musste die Ausgabe jedoch komplett umstrukturiert werden: "Wir mussten die Leute einzeln antreten lassen. Niemand hat gemeckert", erzählt Schmittlutz, die auch Zweite Vorsitzende des Tafel-Vereins ist. Die Ausgabe wurde auf drei Stationen im Hof verteilt. "Bei dem schönen Wetter ging das zum Glück." Ein Schild direkt hinter dem Toreingang erinnerte die Kunden daran, einen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten.
Alles muss raus: Tafel macht dicht
Am Freitag vor einer Woche habe sie noch hin und her überlegt, das Inventar durchforstet, Mitarbeiterlisten durchgesehen und aussortiert, wer als Helfer ausscheidet. Doch die Schließung der Tafel ließ sich nicht mehr verhindern. Von Abholung zu Abholung nahmen die Spenden immer mehr ab, besonders bei Milchprodukten sei dies bemerkbar gewesen. Bei der letzten Ausgabe wurde das Lager dann leergeräumt und alle Lebensmittel unter den Kunden verteilt - diesmal in bereits vorverpackten Paketen. "Die Kunden waren verständnisvoll, auch wenn die Situation sehr hart ist", sagt Schmittlutz. Die Grundkörbe, die sie bei jeder Ausgabe zusätzlich verteilt und einheitlich bestückt, fielen diesmal etwas üppiger aus. "In der Hoffnung, dass es länger reicht."