Coronavirus krempelt Arbeitsalltag um: Unterwegs mit einem Haßfurter Lebensmittelkontrolleur
Autor: Teresa Hirschberg
Haßfurt, Donnerstag, 26. März 2020
Als Chef des Verbraucherschutzes ist Dr. Werner Hornung Teil der Corona-Koordinierungsgruppe. Daneben muss die tägliche Arbeit des Veterinäramtes weitergehen. Doch auch die Vorschriften für Lebensmittelkontrollen wurden verschärft.
Das Tatort-Outfit gibt es nur in Einheitsgröße. Haarhaube und Schuh-Überzieher sitzen perfekt, der weiße Schutzanzug dagegen hat um die Hüfte herum noch deutlich Luft. "Beim Anziehen darauf achten, dass die Ärmel nicht den Boden berühren!", warnt Dr. Werner Hornung. Seinen Augen entgeht nichts. Egal ob Staub auf den Spinden, Spritzer an den Wänden oder Insektenflügel in der Fliegenfalle - in seinen zwölf Jahren als Chef des Haßfurter Verbraucherschutzes hat sich Hornung einen gnadenlosen Blick für Details zugelegt. Doch seine Abteilung steht angesichts der Corona-Krise vor neuen Herausforderungen. Kontrolliert werden muss trotzdem.
Normalerweise würde Hornung komplett unangekündigt auftauchen. Mit einem kurzen Anruf gibt er jedoch Bescheid, diesmal in Begleitung zu erscheinen. Zuvor hatte sich der Amtstierarzt noch bei Landrat Wilhelm Schneider erkundigt, ob die Lebensmittelkontrollen angesichts der Ansteckungsgefahr weiterhin stattfinden können. Die Antwort war ein klares Ja. Das war vor einer Woche. Kurz darauf verschärfte das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz die Regelungen nochmals.
Lebensmittelkontrolle: Betrieb ist nicht gleich Bude
"Bei großen Betrieben laufen Besichtigungen immer unter dem Vier-Augen-Prinzip ab", erklärt Hornung, während er seinen Koffer samt Schutzausrüstung im Auto verstaut. "Bei der kleinen Pommes-Bude ums Eck reichen dagegen zwei Augen." Auch beim Ziel der heutigen Lebensmittelkontrolle haben sich die Einlassbedingungen verschärft: Besucher der Haßfurter Konfitüren-Manufaktur "Maintal" erwartet im Eingangsbereich zunächst ein großer Desinfektionsmittel-Spender. Dann folgt der Corona-Check: Gäste müssen versichern, keinen Kontakt mit infizierten Personen gehabt oder sich kürzlich in Risikogebieten aufgehalten zu haben. "Eigentlich lassen wir mittlerweile niemand Externen mehr rein", erklärt Lebensmitteltechnologe Christan Hastedt zur Einlasskontrolle. Hornung bildet natürlich eine Ausnahme.
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Mit einem lauten "Achtung" kündigt sich der Kontrolleur beim Betreten der Umkleide an, um keinen Mitarbeiter unglücklich zu überraschen. Beim Inspizieren der Schränke achte er vor allem auf die Trennung von Arbeits- und Straßenkleidung und darauf, das letztere nicht allzu verdreckt im Spind hängt. Ein zusätzliches Regal als Schuhablage würde der Umkleide guttun, lautet das Urteil. Ansonsten sei er zufrieden.
In der großen Lagerhalle nebenan zeichnen sich unschöne Spuren auf dem Linoleumboden ab und ein Wasserschaden hat einen Fleck an der Decke hinterlassen, bemerkt Hornung, während sein Blick routiniert den Raum abtastet und seine Taschenlampe in jede Ecke leuchtet. "Das hat aber alles keinerlei Beeinträchtigungen für die Produktion, hier ist alles verpackt." Ein Grundrisiko für eine Kontamination bestehe bei allen Betrieben, bei hochsensiblen Produkten, wie Babynahrung oder Hackfleisch, falle dieses jedoch deutlich höher aus.
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