Sebastian Spiegel leistet ein Jahr Bundesfreiwilligendienst im Mehrgenerationenhaus des Bayerischen Roten Kreuzes. Nach sechs Monaten zieht er jetzt eine Zwischenbilanz.
Kinderbetreuung, Küchendienst, Computerarbeit, Klavierbegleitung, das alles und noch viel mehr sind regelmäßige Tätigkeiten für Sebastian Spiegel. Auch wenn es sich auf Anhieb nicht so anhört, den Bundesfreiwilligendienst im Mehrgenerationenhaus zu leisten, "ist total spannend". Das sagt der junge Mann aus Reichmannshausen im Landkreis Schweinfurt, den sie hier den "Bufdi" nennt. Vor knapp einem Jahr machte er sein Abitur am Celtis-Gymnasium in Schweinfurt und wollte nach der Schulzeit erst einmal "etwas Soziales" machen: "Mich reizte die Möglichkeit, Zeit zu gewinnen, mich für die Zukunft zu orientieren".
Was dann kam, waren "spannende Monate". Er lerne ständig neue Menschen kennen und mache Erfahrungen, die sein weiteres Leben prägen werden. Das gefällt Sebastian Spiegel, aber auch, dass er etwas für andere Menschen tun und dabei selbst profitieren kann.
"Durch die praktische Mitarbeit im MGH bekomme ich Einblicke in soziale Lebens- und Aufgabenbereiche", berichtet er. Das würde ihn persönlich und fachlich bilden, habe andererseits dazu geführt, dass er selbst Talente an sich entdeckt, die er zuvor nicht kannte, wie beispielsweise in der Küche oder am Klavier.
"Es war ein Glücksfall, dass ich zum MGH gekommen bin", meint Sebastian Spiegel nach sechs Monaten. Über das Internet hatte der Abiturient "von der tollen Arbeit des MGH in Haßfurt erfahren". Besonders gereizt habe ihn der "intergenerative Aspekt", womit er die ständige Begegnung mit Menschen aller Generationen meint. "Das ist wirklich ein unheimlich interessanter Arbeitsplatz mit sehr vielfältigen Aufgaben, von der Kinderbetreuung bis zur Mithilfe in einem Computerkurs für ältere Menschen."
Drei Bildungspatenschaften Darüber hinaus habe er als "Bufdi" auch Bildungspatenschaften für drei Schulkinder übernommen, "ehrenamtliche Tätigkeiten, wie sie im MGH nun mal üblich sind". Mit den Patenkindern treffe er sich wöchentlich, um bei den Hausaufgaben zu helfen. Jedes der drei Kinder habe eine ganz eigene Geschichte, denn die Eltern stammen aus verschiedenen Ländern. "Ein Mädchen, dessen Eltern aus Russland kommen, besucht die Hauptschule und benötigt vorwiegend Hilfe in Deutsch und Mathematik".
Manchmal werde gemeinsam Englisch geübt. Das zweite Patenkind, ein 13jähriger Junge, besucht die Realschule. "Seine Eltern kommen aus dem Iran, und wir üben gemeinsam für den Deutschunterricht und auch ein bisschen Englisch". Um die Verbesserung der Deutschkenntnisse gehe es auch für das dritte Patenkind, einen achtjährigen Jungen der dritten Klasse. "Es macht Freude, und das Beste ist, dass ich dabei selbst auch immer etwas lerne", freut sich der Pate.
Neben der Arbeit im MGH absolviert der "Bufdi" 25 Seminartage. "Man muss im Laufe dieses Freiwilligenjahres fünf verschiedene Seminare besuchen, bei denen soziale Themen, Fragen der Integration oder Ökologie, des Sports sowie Probleme älterer Menschen, aber auch der Kinder behandelt werden und sich die "Bufdis" mit ihren verschiedenen Einsatzgebieten kennen lernen.
"Ich kann jungen Menschen den Bundesfreiwilligendienst voller Überzeugung empfehlen", sagt Sebastian Spiegel. Man lerne etwas für das ganze Leben, meint er und wisse jetzt, was dieser Spruch wirklich bedeute. Neben der Erweiterung persönlicher und sozialer Kompetenzen bestünde Zeit, sich sinnvolle Gedanken zur eigenen Zukunft zu machen. "Das tue ich heute unter anderen Aspekten als zur Schulzeit, denn ich habe erlebt, unter welch unterschiedlichen Bedingungen Menschen leben und wie verschieden die Vorstellungen vom Glücklichsein sind."
Junge Menschen, die sich als "Bufdi" bewerben wollen, müssten wissen, "dass absolute Zuverlässigkeit" wichtig sei, denn im Team müsse sich eben einer auf den anderen verlassen können. Der beste Ansporn für Sebastian Spiegel ist, "dass alle jeden Tag mit sehr viel Freude an ihre Arbeit gehen".
"Ganz passables Taschengeld" Für ihn selbst bedeute es gerade großes Glück, dass er sich diese Gedanken machen könne und dabei ein "ganz passables Taschengeld" bekommt. Das sei "zwar nicht übermäßig viel", da beim Freiwilligendienst der soziale Aspekt im Vordergrund steht, "aber es reicht, um sich die eine oder andere Sache zu leisten und die Freizeit aktiv zu gestalten". Nach Ablauf des Freiwilligenjahres möchte er ein Studium beginnen, am liebsten im Bereich Wirtschaft. Die "Bufdi"-Erfahrungen werden dabei "auf jeden Fall nützlich sein", denn er habe Dinge aus dem Leben gelernt, die in der Schule nicht vorkamen. "Ich weiß jetzt, was es heißt, täglich zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen", lautet das Fazit des jungen Mannes.