Brandschutz im Tunnel bei Eltmann optimiert

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Der entscheidende Moment: Michael Markfelder (links) und sein Kollege Roland Ruß erhitzen an der Decke der Nordröhre das Brandmeldekabel. Kurze Zeit später schaltet sich die Notbeleuchtung ein und die Lüfter springen an. Der erste Praxistest ist bestanden. Fotos: Ronald Rinklef
Der entscheidende Moment: Michael Markfelder (links) und sein Kollege Roland Ruß erhitzen an der Decke der Nordröhre das Brandmeldekabel. Kurze Zeit später schaltet sich die Notbeleuchtung ein und die Lüfter springen an. Der erste Praxistest ist bestanden.  Fotos: Ronald Rinklef
Im Betriebsgebäude des Tunnels "Schwarzer Berg": Alexander Römme, Christine Schweighart und Thomas Noack (von links) überprüfen die Lautsprecheranlage, ehe die Brandschutz-Einrichtung getestet wird.
Im Betriebsgebäude des Tunnels "Schwarzer Berg": Alexander Römme, Christine Schweighart und Thomas Noack (von links) überprüfen die Lautsprecheranlage, ehe die Brandschutz-Einrichtung getestet wird.
 
Frank Heim erläutert den Aufbau eines Tunnels.
Frank Heim erläutert den Aufbau eines Tunnels.
 
Vertreter der Autobahndirektion, der Autobahnmeisterei und der beauftragten Firmen besprechen die Tests am und im Tunnel.
Vertreter der Autobahndirektion, der Autobahnmeisterei und der beauftragten Firmen besprechen die Tests am und im Tunnel.
 
Mit dem Hebebühnen-Fahrzeug durch den Tunnel.
Mit dem Hebebühnen-Fahrzeug durch den Tunnel.
 
 
 
 

Die Autobahndirektion Nordbayern überprüfte in der Nacht zum Sonntag die technischen Einrichtungen im A-70-Durchgang "Schwarzer Berg" bei Eltmann. Dabei wurde ein für ganz Deutschland einmaliges Pilotprojekt umgesetzt.

Es klingt ganz wie aus einem Science-Fiction-Film: "Bitte Ruhe bewahren" tönt es laut durch die Nacht. Die Stimme ist unwirklich. Sie kommt aus einem Lautsprecher. Aus dem Lautsprecher einer Röhre des Autobahntunnels "Schwarzer Berg" hoch über dem Eltmanner Stadtteil Limbach. Die Ansage ist deutlich zu vernehmen und dürfte auch in Limbach zu hören gewesen sein.


Im Betriebsgebäude

Jedenfalls verstehen Thomas Noack, Christine Schweighart und Alexander Römme die Durchsage. Sie sitzen im Betriebsgebäude des Tunnels, das sich am westlichen Portal des Tunnels nahe der A-70-Fahrbahn befindet. Die drei Mitarbeiter der Firmen Rücker und Schindele (Berlin, München) sowie Osmo (Osnabrück) testen die Lautsprecheranlage im Tunnel.
Sie soll Autofahrern helfen, die zum Beispiel wegen eines Brandfalls in einer der beiden Röhren festsitzen, das Richtige zu tun und sich in Sicherheit zu bringen.

"Machen wir auch gleich noch die Rundfunkansprache?", fragt Thomas Noack. Es ist Samstagabend kurz vor 22 Uhr. Noack spricht in sein mobiles Telefon, das mit dem Tunnel verbunden ist: "Test, eins zwei, drei..." Er zählt bis zehn. Er überprüft damit die Lautsprecheranlage der Südröhre. Dann geht es zu dem anderen, dem zweiten A-70-Durchgang: "Dann will ich mal in die Nordröhre einsprechen", sagt der Mitarbeiter von Rücker und Schindele.

Seine beiden Kollegen Christine Schweighart (Rücker und Schindele) und Programmierer Alexander Römme (Osmo) verfolgen den Test am Computerbildschirm und an einem zweiten Telefon. Mitarbeiter der Autobahndirektion Nordbayern sind außerdem für die Überprüfung gleichzeitig im Tunnel.

Klappt alles? "Teilweise", sagt Christine Schweighart. Am Ende hat alles funktioniert, denn sie hatten noch die ganze Nacht und den Sonntag, um die Technik auf Vordermann zu bringen.

Die Überprüfung der Lautsprecheranlage ist einer von zwölf Tests, den die Autobahndirektion Nordbayern (Nürnberg) in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag an den Sicherheitseinrichtungen des A-70-Tunnels "Schwarzer Berg" zusammen mit den von ihr beauftragten Firmen vornehmen lässt. Dazu ist die Autobahn zwischen den beiden Anschlussstellen Knetzgau und Eltmann komplett gesperrt worden. Während des Verkehrs könnten solche Tests nicht ausgeführt werden.


Nach Mitternacht

Die wichtigste Überprüfung folgt kurz nach Mitternacht. Die Brandschutzanlage ist technisch aufgerüstet und optimiert worden. Sie soll jetzt ihren ersten Praxistest bestehen.

Nach verheerenden Bränden in einigen Alpen-Tunnels mit zahlreichen Todesopfern vor einigen Jahren haben die Verkehrsbehörden in Deutschland die Tunnelsicherheit, vor allem den Brandschutz, auf der Agenda ganz nach oben gesetzt, erzählt Frank Heim, der Tunnelmanager der Autobahndirektion Nordbayern. Jetzt ist der "Schwarze Berg" mit seinen beiden Röhren an der Reihe.

In jeder der beiden Röhren verlaufen entlang der Decke Brandmeldekabel. Sie haben alle drei bis vier Meter Sensoren, die auf Temperaturunterschiede, wie sie ein Feuer verursachen würde, reagieren. Auf diese Weise würde ein Brand gemeldet, und zwar an die Integrierte Leitstelle Schweinfurt (Einsatzzentrale für die Feuerwehr) und an die Tunnelleitzentrale der Autobahndirektion in Fischbach bei Nürnberg. Dort wird der Verkehr im "Schwarzen Berg" rund um die Uhr überwacht.

Übrigens: Die gleichen Überwachungsinstrumente wie in Fischbach befinden sich auch im Betriebsgebäude in Limbach, das aber nicht ständig besetzt ist und erst dann einspringt, wenn die Leitung nach Fischbach abbrechen würde.

Kommt es zum Brand im Tunnel, passieren neben der Alarmierung mehrere Dinge: Die Ampeln an den Portalen werden auf Rot gestellt, damit keine Autofahrer mehr in den Tunnel gelangen. Gleichzeitig senken sich dort die Schranken. Die Notfallbeleuchtung in den Röhren springt an. Das Entscheidende ist: Die Lüfter an den Decken der beiden Röhren schalten sich ein. Sie haben die Aufgabe, die Rauchgase aus den 738 und 722 Meter langen Röhren zu blasen. Jeweils acht Lüfter hängen in beiden Röhren.


Mit dem richtigen Tempo

Diese Lüfter, die fast wie Schneekanonen aussehen und in etwa auch diese Größe haben, müssen optimal laufen. Sie sollen mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Metern pro Sekunde den Rauch aus dem Tunnel befördern, schildert Tunnelmanager Frank Heim. Laufen sie zu schneller, besteht die Gefahr von Verwirbelungen und der Rauch, der sich normalerweise oben an der Decke sammelt, würde nach unten gedrückt - auf die Verkehrsteilnehmer. Laufen die Lüfter zu langsam, besteht die Gefahr, dass der Rauch auch in die andere, in die falsche Richtung zieht - zu den Autofahrern, die hinter der Brandstelle im Stau stehen.

Der Ingenieur Matthias Weh-ner (Heidenheim), von seinen Kollegen auch als "Tunnelpapst" Deutschlands bezeichnet, hat für den Eltmanner Tunnel zusammen mit der Autobahndirektion und den Ingenieuren der anderen Firmen eine Simulation angestellt, wie diese Lüfter optimal geschaltet werden. Am Computer wurden 210 Szenarien durchgespielt (berücksichtigt wurden Verkehrsaufkommen, Art des Brandes, Wetterlage und weitere Faktoren), damit für jeden Einzelfall der passende Lüfterlauf konzipiert werden konnte. Dieses Simulationsverfahren ist einmalig und der Eltmanner Tunnel gilt laut Frank Heim als Pilotprojekt für ganz Deutschland.

Das Wissen am Computer mit allen möglichen Kombinationen wurde in den vergangenen Wochen auf die Technik im und am Tunnel übertragen, und in der Nacht zum Sonntag wird die Praxis getestet. "Wir schauen, ob die Lüftung das tut, was sie machen soll", nennt Matthias Wehner vor Ort den Grund für die praktische Überprüfung.
Dazu steigen die beiden Betriebselektriker der Autobahnmeisterei Knetzgau, Roland Ruß und Michael Markfelder, an mehreren Stellen auf eine Hebebühne im Tunnel. Mit einem Heißluftfön erhitzen sie an den Sensoren-Stellen das Brandmeldekabel. Es dauert einige Sekunde, dann wird es hell und laut: Die Notfallbeleuchtung schaltet sich ein und die Lüfter springen an. "Das schaut ganz gut aus", freut sich Frank Heim nach dem ersten Versuch. Ähnlich erfolgreich verlaufen weitere Tests an anderen Stellen in den beiden Röhren. Frank Heim bilanziert: "Die Lüfter reagieren so, wie sie sollen. Wir haben jetzt den Idealzustand hergestellt".