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Bosch Rexroth zieht Notbremse in Augsfeld - fast jede dritte Stelle fällt weg


Autor: Ralf Welz

Haßfurt, Mittwoch, 06. November 2024

Nächste Hiobsbotschaft für Frankens Industrie: Bosch Rexroth richtet sein Werk in Augsfeld neu aus. Fast jeder dritte Arbeitsplatz wird gestrichen.
Am Bosch-Rexroth-Standort in Augsfeld, einem Stadtteil von Haßfurt, stehen tiefgreifende Veränderungen bevor.


Der Wirtschaftsstandort Deutschland steckt in einer akuten Krise. Im unterfränkischen Ebelsbach hat die Altrichter Transport GmbH Insolvenz angemeldet. Der Betrieb wurde bereits eingestellt. Die Industrie leidet gegenwärtig besonders stark: Der fränkische Automobilzulieferer Schaeffler hat einen drastischen Personalabbau angekündigt. Allein am Standort Schweinfurt sollen Hunderte Jobs wegfallen. Auch die Firma Bosch Rexroth hat seit Längerem zu kämpfen.

Erst im September wurde der Abbau von rund 240 Arbeitsplätzen angekündigt, der hauptsächlich in Lohr am Main erfolgen soll. Auch in Volkach und Schweinfurt wird der Rotstift angesetzt. Doch damit nicht genug: An mehreren anderen Standorten zieht das Technologieunternehmen jetzt ebenfalls die Reißleine. Von den neuen Maßnahmen ist auch die Belegschaft im Haßfurter Stadtteil Augsfeld betroffen. Das dortige Werk werde neu ausgerichtet, teilt der deutsche Industrie-Riese am Mittwoch (6. November 2024) inFranken.de auf Anfrage mit.

Haßfurt: Bosch Rexroth richtet Werk in Augsfeld neu aus - "nicht ausgelastet"

Die Bosch Rexroth AG besteht seit dem Jahr 2001 und ist eine Tochtergesellschaft der Robert Bosch GmbH. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Antriebs- und Steuerungstechnik. Der Firmensitz befindet sich in Stuttgart, während die Hauptverwaltung in Lohr am Main angesiedelt ist. Wie viele andere Akteure in der Branche sieht sich auch die Bosch-Tochter seit einiger Zeit erheblichen Problemen ausgesetzt.

"Der Produktbereich Mobile Steuerungen von Bosch Rexroth steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen", heißt es vonseiten des Unternehmens. Dazu gehören etwa die globale Konkurrenz sowie eine zögernde Käuferschaft "Neben dem kontinuierlich steigenden Wettbewerb mit hohem Kostendruck durch preisaggressive Anbieter spürt das Unternehmen deutlich die Investitionszurückhaltung seiner Kunden aufgrund der geopolitischen und konjunkturellen Situation", konstatiert Bosch Rexroth. 

Die Nachfrage habe zuletzt spürbar nachgelassen. "Seit Ende 2023 sinkt das Auftragsvolumen deutlich, das Werk im unterfränkischen Augsfeld ist nicht ausgelastet", heißt es vonseiten des Technologie-Giganten. Bosch Rexroth produziert vor Ort Komponenten für mobile Steuerungen. "Um wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben, will das Unternehmen die Produktion in diesem Bereich stärker bündeln", kündigt die Bosch-Tochter an.

Bosch Rexroth streicht in Augsfeld rund 135 Arbeitsplätze - Prozesse sollen optimiert werden

In der Folge sind für den Standort gleich mehrere Änderungen vorgesehen. "Das Werk in Augsfeld soll sich zukünftig auf die Produktion von Monoblöcken und großen Scheibenventilen fokussieren und sich mit optimierten Prozessen auf die Produktion kleiner Stückzahlen und hoher Varianz spezialisieren", teilt das Unternehmen in seiner Stellungnahme mit. Die Produktion von kleinen Scheibenventilen solle in Schwesterwerken im In- und Ausland gebündelt werden.

"Zudem plant Bosch Rexroth, das Beschäftigungsniveau an die Auftragslage anzupassen. Durch diese Maßnahmen entfallen am Standort Augsfeld bis Ende 2027 rund 135 Stellen", hält das Unternehmen fest.

Der Stellenabbau soll laut Firmenangaben "sozialverträglich" umgesetzt werden. Dazu sollen insbesondere Aufhebungsverträge und Altersteilzeit-Maßnahmen angeboten werden. "Bosch Rexroth wird umgehend Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufnehmen", heißt es vonseiten des Unternehmens. Die Geschäftsführung will den Standort Augsfeld demnach zukunftsfähig aufstellen und so "die starke Position des Unternehmens im Geschäft mit Mobilen Steuerungen" langfristig wettbewerbsfähig weiterentwickeln und ausbauen.

"Erholung des Marktes derzeit nicht in Sicht" - Technologiegigant mit düsterer Prognose

Mit einer schnellen Verbesserung der allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen rechnet man in der Chefetage offenkundig nicht. "Unsere Wettbewerber konfrontieren uns mit aggressiven Preisstrategien und eine Erholung des Marktes ist derzeit nicht in Sicht", erklärt Bosch Rexroth. "Wir wappnen uns jetzt für diese Herausforderungen und stellen unser Geschäft zukunftsfähig auf“, wird Matthias Aberle, Leiter der Geschäftseinheit Mobile Solutions, in dem Statement zitiert.

Insgesamt beschäftigt Bosch Rexroth in Augsfeld nach eigenen Angaben zurzeit rund 420 Menschen (Stand 31.07.2024). Von fast einem Drittel davon will sich das Technologieunternehmen in den kommenden drei Jahren trennen. 

Trotz der massiven Einsparungen und Umstrukturierungen wird Bosch Rexroth auch in diesem Jahr vom Landkreis Kitzingen geehrt. Hintergrund ist die Teilnahme des Unternehmens am Umweltpakt Bayern.