Neue Methode der Bauernproteste in Franken: Polizei ermittelt wegen "strafbarer Handlungen"

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An einem Ortsschild in Memmelsdorf (Landkreis Haßberge) hängen Gummistiefel: Die Polizei Ebern warnt davor, Verkehrszeichen für Protestaktionen zu nutzen.
Gummistiefel an Ortsschild in Memmelsdorf
Pia Bayer/dpa

Im Landkreis Haßberge sorgt eine neue Form der Bauernproteste für Aufsehen. Die Polizei warnt Verantwortliche mit klaren Worten: "Auch Protest hat seine Grenzen".

An Ortstafeln hängende Gummistiefel oder Plakate und Ortsschilder, die sogar beklebt oder verdreht sind: Die Polizeiinspektion Ebern (PI) weist darauf hin, dass derzeit in vielen Ortschaften des Landkreises Haßberge, "der Protest von Bürgerinnen und Bürgern gegen die aktuelle Regierungspolitik deutlich sichtbar" sei.

Die Mitteilung von Mittwoch, 3. Januar 2024, ist allerdings mit der Überschrift "Auch Protest hat seine Grenzen" versehen. Denn wie die Polizei erklärt, hätten auch Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht ihre Grenzen. Spätestens dann, wenn strafbare Handlungen daraus hervorwachsen. 

Bis zu fünf Jahren Gefängnis droht: Polizei Ebern warnt vor Bauernprotest an Ortsschildern 

So unscheinbar die Gummistiefel oder andere Protestaktionen zunächst wirken mögen - diese gehörten nicht an Verkehrszeichen oder Verkehrseinrichtungen, erklärt die PI Ebern. Dies habe auch seinen guten Grund. Die Schilder dienen laut Polizei der Sicherheit des Verkehrs "und damit unser aller Sicherheit". Andernfalls könnten Verkehrsteilnehmer abgelenkt werden. Eindeutige Regelungen hierzu gehen aus der Straßenverkehrsordnung hervor.

Aber auch das Strafgesetzbuch findet klare Worte. Straftaten wie Sachbeschädigung, Amtsanmaßung oder gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr würden zu Strafanzeigen führen. Demzufolge handele es bei den Protestaktionen an Ortsschildern bei weitem nicht um "Kavaliersdelikte".

Der Gesetzgeber sehe teils Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren vor, warnt die Behörde. Die Polizei sei in jedem einzelnen Fall dazu verpflichtet, Ermittlungen aufzunehmen und die Tat der Staatsanwaltschaft zu melden. 

Generalstreik von Landwirten droht in Franken

"Protest in einer funktionierten demokratischen Gesellschaft ist wichtig und richtig", stellt die PI klar. Aber eben auch nur innerhalb des rechtlichen Rahmens und ohne Verletzung anderer Rechte. Etwaige Protestmittel müssten unverzüglich entfernt werden. 

Die Protestaktionen stehen laut Polizei im Zusammenhang mit der anhaltenden Kritik an Einsparungen der Bundesregierung. Ab 8. Januar sollte in Deutschland großangelegte Streiks und Proteste stattfinden, an denen sich auch Landwirte beteiligen werden. Schon jetzt machen erste Befürchtungen die Runde, wonach ein Generalstreik drohen könnte.

Am Dienstagabend hatte eine Bauern-Demo bereits den Verkehr mit 600 Traktoren in Franken lahmgelegt, als sich rund 1200 Landwirte zu einer Kundgebung im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen versammelten. Die Teilnehmer wollten damit ihre Kritik an der Agrarpolitik des Bundes deutlich machen. Die Polizei hat sich geäußert, wie die Veranstaltung verlief.