Bahn rüstet Bahnhof endlich auf

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Der Haßfurter Bahnhof wird barrierefrei. Der Stadtrat billigte die Planungen der Bahn. Unklar ist, was mit dem Nordteil des Areals (rechts) mittelfristig geschieht. Foto: Klaus Schmitt
Der Haßfurter Bahnhof wird barrierefrei. Der Stadtrat billigte die Planungen der Bahn. Unklar ist, was mit dem Nordteil des Areals (rechts) mittelfristig geschieht.  Foto: Klaus Schmitt

Der Stadtrat in Haßfurt begrüßt das Vorhaben der Bahn AG, die Zugstation in der Kreisstadt barrierefrei auszubauen.

Sie waren (fast) alle da. Politiker nahezu aller Parteien und Gruppierungen haben sich in den vergangenen Jahren den Haßfurter Bahnhof angeschaut und brav genickt, als ihnen die Haßfurter, vor allem der Seniorenbeirat der Stadt, dargelegt haben, dass der Bahnhof dringend barrierefrei ausgebaut werden muss. Es gibt keine Zweifel, dass die Barrierefreiheit erforderlich ist. Nur: Es tat sich nichts. Die Bahn hat einfach zu viele Baustellen.
Jetzt scheint Bewegung in das gewünschte und geforderte Projekt zu kommen. Die Deutsche Bahn AG hat ein Planfeststellungsverfahren mit dem Arbeitstitel "Barrierefreier Ausbau der Verkehrsstation Bahnhof Haßfurt" eingeleitet. Dieses Vorhaben begrüßt der Stadtrat, und er billigte in seiner Sitzung am Montagabend im Rathaus einstimmig die Planungen der Bahn.
Das Projekt Barrierefreiheit "nimmt langsam Formen an", freut sich Bürgermeister Günther Werner (FW).


Was wird gemacht?

Das ist vorgesehen: Neubau der beiden Bahnsteige am Gleis eins sowie an den Gleisen zwei und drei, Installation von zwei Aufzügen in die bestehende Unterführung, Erneuerung und Anpassung der Ausstattungselemente sowie Rückbau der nicht mehr erforderlichen Anlagen. Über einen Zeitplan wurde im Stadtrat nichts bekannt. Sicher ist aber, dass die Stadt ihren Teil an der Neugestaltung des Bahnhofsareals so bald wie möglich umsetzen will.

Der Stadt gehört nämlich das südliche Bahnhofsgelände (Vorplatz und weitere Bereiche). Um auszuloten, wie das künftig aussehen soll, wird ein Ideenwettbewerb gestartet. Die Beschlüsse hat der Stadtrat längst gefasst, nur konnte er sie nicht umsetzen, weil die Bahn ihren Teil nicht anging. Das ist jetzt anders. Robert Barth von der Bauverwaltung der Stadt kündigte vor dem Stadtrat an, dass der Ideenwettbewerb jetzt ausgeschrieben werden soll.

Bei der Behandlung des Themas am Montagabend im Rathaus wurde deutlich, dass Bahn nicht gleich Bahn ist. Die ehemalige Deutsche Bundesbahn ist aufgegliedert in zahlreiche Firmen, die nicht unbedingt das Gleiche wollen. Deutlich wird dies beim Punkt Rückbau der nicht mehr erforderlichen Anlagen. Dabei geht es um den Nordteil des Bahnhofsareals. Das ist das Gelände in der Nähe der Haßfurter Feuerwehr. Dort stellen auf Bahnflächen Autofahrer ihre Fahrzeuge ab. Verbotenerweise. Durch die Bahnunterführung können sie schnell und problemlos auf den Bahnhofsvorplatz und weiter in die Haßfurter Innenstadt gelangen.


Wichtig ist die Barrierefreiheit

Die DB Netz AG will diesem Treiben ein Ende setzen und die Unterführung zu Gleis vier schließen (zumauern). Die DB Station & Service AG könnte sich vorstellen, dass diese Unterführung offen bleibt, wenn die Stadt die Unterhaltung und Verkehrssicherung übernimmt. Das wäre mit Kosten für Haßfurt verbunden. Das Problem ist, dass niemand weiß, wie der Nordteil des Bahnhofsareals mittelfristig genutzt werden soll. Einerseits könnte ihn die Bahn für sich beanspruchen, andererseits wäre es interessant, wenn die Stadt dieses Areal in den Ideenwettbewerb einbeziehen könnte. Robert Barth fasste die aktuelle Lage zusammen: "Man kann nicht davon ausgehen, dass wir das mal bekommen.

Deshalb votierte der Stadtrat einstimmig für die Planungen der Deutsche Bahn AG in Gänze, wie sie der Stadt vorgelegt worden sind. Sollte die Stadt doch einmal den Nordteil des Bahnareals erhalten, wäre es, wie der Stadtrat erfuhr, kein Problem, die geschlossene Unterführung wieder zu öffnen. Wichtig ist dem Haßfurter Stadtrat erst einmal, dass das Projekt Barrierefreiheit endlich vorankommt.

Weitere Punkte im Haßfurter Stadtrat: Planungen für Radwegbau gestoppt und ortsbildprägender Baum muss weg

Problem Bürgermeister Günther Werner (FW) hat, wie er dem Stadtrat am Montagabend im Rathaus erläuterte, die Planungen für den Weiterbau des Radwegs aus Prappach nach Haßfurt gestoppt. Den Anstoß gab das Landesamt für Umweltschutz. Die Behörde hat bei einem Termin vor Ort festgestellt, dass die Verlängerung des Weges, der vor allem von der Prappacher CSU gefordert wird, das Gelände der ehemaligen Mülldeponie an der Böschung entlang der Kreisstraße berühren würde. Und Eingriffe in den Körper des alten Deponiegeländes lässt das Landesamt nicht zu. Die Prüfungen, was dort geschehen soll, seien noch nicht abgeschlossen, ließ das Landesamt wissen. Deshalb hat der Bürgermeister die Planungen für den Bau vorerst gestoppt.

Schaden Die Robinie an der Treppenanlage zur Prappacher Kirche ist so schadhaft, dass der Baum gefällt werden muss. Wurzel und Krone seien beschädigt und der Baum sei von einem Pilz befallen, erfuhr der Stadtrat. Ein Baumgutachter hat deutlich gemacht, dass der Baum aus Sicherheitsgründen "gefällt werden sollte". Dietmar Will, Biologe bei der Stadtverwaltung, räumte ein, dass der ortsbildprägende Baum wohl nicht saniert werden kann. Wenn der Baum beseitigt werden muss, "dann gehen in Prappach die Wellen hoch", befürchtet Stadtrat Reiner Schuster. "Wenn er kaputt ist", so Bürgermeister Werner, habe die Stadt wohl keine andere Wahl. Schließlich stehe sie in der Verantwortung und müsse für die Sicherheit sorgen, hieß es.

Vertagt Die Entscheidung zum Antrag der CSU-Fraktion, die eine zweckgebundene Erhöhung der Hebesätze zur Grundsteuer B fordert, wurde verschoben. Das Thema sei schon intensiv diskutiert worden, sagte Bürgermeister Werner, und weitere Prüfungen liefen noch. Deshalb sollen sich der Finanzausschuss des Stadtrates und anschließend der Stadtrat selbst in ihren nächsten Sitzungen mit dem CSU-Vorstoß befassen. Auf diese Vorgehensweise verständigte sich das Ratsgremium.

Dauer Der Stadtrat entsprach dem Wunsch des Seniorenbeirates der Stadt, wonach die Wahlperiode von zwei auf drei Jahre verlängert wird. Erstmals 2017 soll die neue Regelung greifen. Einstimmig votierte der Rat für die Verlängerung.

Licht Die Stadt setzt weiter auf die energieeffiziente LED-Technik bei der Straßenbeleuchtung. Der Stadtrat beschloss, in einer zweiten Phase 175 Lichtpunkte mit den neuen Lampen auszustatten. Die Kosten belaufen sich auf 87 500 Euro. Eine erste Umstellungsphase hatte der Stadtrat bereits beschlossen; sie wird gerade umgesetzt. Eine dritte Phase folgt noch. Bei einer Stromersparnis von 85 Prozent dank der neuen Technik dürfte es keine Diskussion über die neue Technik geben, meinte Dietmar Will von der Stadtverwaltung, und Diskussionen gab es auch nicht in der Ratssitzung am Montagabend. Der Beschluss fiel einstimmig aus. Teile von Haßfurt sowie der drei Stadtteile Augsfeld, Unterhohenried und Sylbach sind in der zweiten Umstellungsphase. ks