Bachkantate war in Rentweinsdorf die erste Wahl

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Für die Aufführung der "Ratswahlkantate" von Bach, aber wohl auch für die Fortsetzung einer Tradition, ernteten Eric Fergusson und alle Mitwirkenden Applaus. Foto: sabine Meißner
Für die Aufführung der "Ratswahlkantate" von Bach, aber wohl auch für die Fortsetzung einer Tradition, ernteten Eric Fergusson und alle Mitwirkenden Applaus.  Foto: sabine Meißner
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mit der "Ratswahlkantate" gab es in Rentweinsdorf am Wahlsonntag ein anspruchsvolles Kunstwerk zu hören. Eric Fergusson setzt als Organisator Walter Dolds Wirken in der Marktgemeinde fort.

Ein Gottesdienst mit Kantatenmusik ist immer etwas Besonderes. Wenn die Musik auch noch von Bach ist und zum gesellschaftlichen Geschehen passt, wie am Sonntag in der Dreieinigkeitskirche die "Ratswahlkantate", so ist das kaum zu toppen.

Dabei ist die Gemeinde durchaus verwöhnt, hat ihr doch über 40 Jahre hinweg Walter Dold außergewöhnliche und hochklassige Kirchenmusik geboten. Regelmäßig holte er prominente Künstler in Kirche oder Marktsaal. Und nun, da der betagte Organist Dold aus gesundheitlichen Gründen ruhiger tritt, kommt sein ehemaliger Schüler Eric Fergusson aus München und setzt die Reihe fort.

Das löst Erwartungen aus. Sehr zahlreich waren die Bewohner von Gemeinde und Schloss sowie viele Gäste aus der Umgebung erschienen, um den Gottesdienst am Kommunalwahlsonntag zu feiern, gemeinsam zu singen und der alten, dennoch aktuell passenden Kantate zu lauschen.

Bitte um Weisheit und Güte

Auf den Kantatentext Bezug nehmend, sprach Pfarrer Hans Körner von Dankbarkeit und Glück und zitierte dazu die Autorin und Philosophin Ariadne von Schirach aus München. Er forderte die Gemeinde auf, bewusst Dankbarkeit zu äußern und zu erleben. Die Bitte um Weisheit und Güte für alle Frauen und Männer, die an diesem Tag in ein politisches Amt gewählt werden würden, schloss er in seine Predigt ein, "damit sie die Geschicke zum Guten leiten" mögen. Auch die Bitte, Blutvergießen in der Ukraine zu verhindern und Kriegsgefahr dort wie anderswo zu bannen, war darin enthalten.

"Für Johann Sebastian Bach war die Musik das Mittel, Gottes Segen bei der Leipziger Ratswahl im Jahr 1731 zu erbitten", sagte er und dankte den Musikern und Sängern sowie Fergusson für die musikalische Gestaltung dieser sonntäglichen Feier am Wahltag 2014.

Mitwirkende aus nah und fern

Der bühnenerfahrene Sänger Fergusson hatte ganz nach Dold'scher Art seine Fühler ausgestreckt. Mitwirkende aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus hatte er herbei geholt. Im Orchester stand der junge Musiker Justus Böhm aus Breitbrunn am Kontrabass und musizierte gemeinsam mit den Bamberger Musikprofessoren Walter Forchert und Otto Winter, dem Symphoniker Christian Dibbern und weiteren Orchestermusikern.

Die Orgel spielte Dekanatskantor Matthias Göttemann, zuerst glanzvoll am großen Instrument in Begleitung dreier Trompeten, später im Orchester an der Truhenorgel. Wie üblich übernahm auf der Empore Walter Dold das Liturgische Orgelspiel. Als Kantatenchor hatten sich auf Fergussons Einladung kurzfristig "sangesfreudige Menschen" vereinigt.

Unter ihnen waren Rentweinsdorfer Sänger, aber auch Sabine Hillemeir aus Eyrichshof, Claudia Götschel aus Bamberg und aus Breitbrunn Rolf Böhm, der in Bamberg bekannte singende Kabarettist. Auch die Gesangssolisten, Sopranistin Ulrike Heyse aus Bamberg und Tenor Johann Winzer aus München, sangen im Chor mit.

Pracht zum Finale

Mit ihrer Erfahrung brachten sie trotz Minimum an gemeinsamen Proben einen erstaunlich homogenen Chorklang in das Gotteshaus.Ein prächtiger Schluss-Choral mit Pauken und Trompeten entließ die Zuhörer in den Sonntag. Die wollten nicht gehen, ohne ihre Begeisterung kund zu tun. Im Applaus schwang wohl auch Dankbarkeit mit. Wie hatte der Pfarrer zu Beginn die Münchener Autorin zitiert? "Dankbarkeit ist der Königsweg zum Glück...".