Autofahrer sollen nicht "wild" fahren

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Der Verkehrsexperte der Polizei, Stefan Scherrer, übergibt einer Autofahrerin das Faltblatt zum Thema Wildunfälle. Das tat er am gestrigen Donnerstagmorgen auf der Straße zwischen Oberhohenried und Königsberg. Die Strecke ist bekannt für viele Wildunfälle. Foto: Klaus Schmitt
Der Verkehrsexperte der Polizei, Stefan Scherrer, übergibt einer Autofahrerin das Faltblatt zum Thema Wildunfälle. Das tat er am gestrigen Donnerstagmorgen auf der Straße zwischen Oberhohenried und Königsberg. Die Strecke ist bekannt für viele Wildunfälle.  Foto: Klaus Schmitt

Die Polizei möchte im Landkreis die Zahl der Unfälle mit Tieren deutlich reduzieren. Dazu fand jetzt eine zweitägige Aktion statt, und weitere Maßnahmen sind geplant. Die Behörde sucht das Gespräch mit Jagdverantwortlichen.

Tiere kennen die Verkehrsregeln nicht, die Menschen schon. Deshalb muss die Polizei bei den Menschen ansetzen, um ihr Ziel zu erreichen, die Anzahl der Wildunfälle im Landkreis zu verringern.

Zu häufig kracht es nach Einschätzung der Polizei. Tiere laufen in Autos, verenden dabei, die Schäden an den Fahrzeugen sind teilweise erheblich. Obendrein sind die Wildunfälle ein enormes Sicherheitsrisiko für die Insassen der Fahrzeuge.


621 Wildunfälle im Jahr 2014
Im vergangenen Jahr nahm die Polizei 621 Wildunfälle im Landkreis auf. Im Jahr zuvor waren es 603 Unfälle mit Tieren. Die Steigerung ist zwar nicht außergewöhnlich, aber insgesamt sind den beiden Inspektionen in Haßfurt und Ebern die Zahlen der Wildunfälle zu hoch. Derzeit vergeht fast kein Tag, an dem nicht über Wildunfälle in den Presseberichten der Polizei informiert wird.


Das Tempo kontrolliert
Am Mittwoch und Donnerstag hat die Polizei an den Stellen, an denen Tiere besonders häufig über die Straße laufen, die Autofahrer über die Gefahren informiert. Das passierte am Mittwoch auf der Strecke zwischen Stettfeld und Ebelsbach und am Donnerstag auf der Straße zwischen Oberhohenried und Königsberg. Stefan Scherrer, der Verkehrssachbearbeiter der Polizei für den Landkreis, sein Kollege Werner Rottmann und eine weitere Beamtin stoppten die Autofahrer und sprachen mit ihnen über die Gefahr der Wildunfälle. Dazu händigten sie ein Faltblatt aus, das weitere Informationen zum Thema bietet.

"Das Wild kann man nicht erziehen, deshalb müssen wir die Menschen disziplinieren", sagte Stefan Scherrer zu der Aktion unter dem Motto "Besser langsam als wild". Mit Disziplinieren meint er vor allem, dass die Autofahrer den Fuß vom Gaspedal nehmen und langsamer fahren sollen, wenn sie in Abschnitte mit verstärktem Wildwechsel kommen. Häufig sind das kleine Wälder wie zwischen Oberhohenried und Königsberg. Und zur Disziplinierung gehört auch, dass die Geschwindigkeit überwacht wird. Deshalb hatten die drei Polizisten eine Laserpistole dabei, mit der sie das Tempo der Fahrzeuge kontrollierten.

Wer langsamer fährt, hat eine bessere Chance, einen Wildunfall zu vermeiden, da er eventuell rechtzeitig bremsen und auch stoppen kann. Und wenn es doch kracht, sind die Folgen bei niedriger Geschwindigkeit weniger gravierend als bei hohem Tempo. Die Folgen eines Wildunfalls kann man durch vorsichtige Fahrweise "erheblich mildern", weiß Scherrer. Ob die zweitägige Aktion Erfolg hat, lässt sich derzeit nicht absehen. Die Polizei ist aber zuversichtlich, dass sie etwas bringt. Die Polizei in Bad Brückenau hat es mit einer ähnlichen Aktion geschafft, die Zahl der Wildunfälle um zwei Drittel zu reduzieren.


Weitere Schilder
Das ist aber nicht alles. Bestellt sind laut Scherrer vier neue Garnituren der großen Wildwechsel-Schilder, wie sie an neuralgischen Punkten im Kreis bereits stehen. Drei neue Kombinationen sollen im Raum Ebern aufgestellt werden und die vierte in der Gemeinde Riedbach.

Außerdem sucht die Polizei das Gespräch mit den Jagdverantwortlichen. Die Beamten wollen erreichen dass die Jäger und Förster die Abschussvorgaben einhalten. Die Faustregel der Polizei lautet: "Mehr Wild, mehr Unfälle". An manchen Stellen "hat die Population zugenommen" - mit der Folge, dass noch mehr Wildunfälle passieren können oder schon passiert sind.

Bei ihrer Aktion stieß die Polizei weitgehend auf Verständnis bei den Autofahrern. Die Resonanz sei "durchwegs positiv".