Bei den Aufführungen der Theatergruppe Kirchlauter ist der harte Kern um Regisseurin Marieanne Baum seit Jahrzehnten dabei.
Mit Sprache, Mimik und Gestik eine Rolle zu verkörpern und gleichzeitig mit dem Publikum zu korrespondieren gehört zur Kunst der Schauspielerei, die derzeit auf zahlreichen Bühnen im Landkreis präsentiert wird. Die Theatergruppe
Kirchlauter ist nun schon seit 37 Jahre auf der Bühne aktiv. Sie erlaubte einen Blick hinter die Kulissen.
Seit die Gruppe im Jahr 1980 mit dem nachdenklichen Titel "Ein Mann mit Grundsätzen" erstmals an die Öffentlichkeit trat, ist die Theatergruppe nicht mehr aus dem Dorfleben wegzudenken. Einige Akteure aus den ersten Anfängen sind auch beim diesjährigen Lustspiel in drei Akten "Ein Butler auf dem Bauernhof" noch vertreten. Wegen des großen Zuspruchs stehen heuer sieben Vorstellungen auf dem Plan, eine mehr als sonst üblich. Mehr als 1200 Zuschauer werden am Ende wieder zu den Vorstellungen ins "Oskar-Kandler-Zentrum" in Kirchlauter gekommen sein.
Anfangs selbst auf der Bühne
Die Leiterin der Theatergruppe Marieanne Baum ist von Anfang an dabei. Sie hat schon in jungen Jahren das "Theater" als ihr Hobby entdeckt und kam bis heute nicht mehr davon los. Die ersten Jahre, von 1980 bis 1985, ist sie selbst auf der Bühne in Rollen aktiv gewesen. Aber nun ist sie schon seit 1987 und damit seit 30 Jahren Regisseurin und "Mädchen für alles" bei der Theatergruppe, die eigentlich eine Unterabteilung der Haßbergkapelle Kirchlauter ist. Die heute 56-jährige Kirchlauterin, die im Beruf Pflegekraft im mobilen Sozialdienst der Caritas ist, stapelt tief. "Ich muss eigentlich gar nicht so viel Regie führen. Jeder bemüht sich um seine Rolle, zumal auch einige schon sehr lange Theater spielen. Vielleicht muss man manchmal den Jüngeren etwas helfen, aber viele bekommen auch wertvolle Tipps von Eltern und anderen Beratern." Eine intensive Arbeit sieht sie im Heraussuchen des nächsten Theaterstückes, weil dies sehr zeitaufwendig sei und man mit dem Inhalt sowohl die Theaterspieler als auch das Publikum im Hinterkopf haben müsse.
"Zum Glück habe ich da mit meinem Bruder Eberhard einen sehr guten Unterstützer. Er liest teilweise mehr als 50 Stücke im Jahr durch und legt uns dann einige vor. Dabei hat er meist schon die Rollen für jeden Spieler im Kopf und das ist mir sehr wertvoll." Dann treffe man sich mit einigen Theaterspielern in der Wohnung und schaue, ob die Rollen auf die Personen passen oder man noch weitere Personen ansprechen könne oder müsse. Man sei nämlich für jeden dankbar, der in der Theatergruppe mitmachen wolle.
Aufwendige Vorarbeiten
Bei einer kleinen Schar von Helfern gehe es dann schon um erste Gedanken zum Bühnenbild, zu Kostümen und Kleidung für die Rollen und vieles anderen mehr. Aber auch hier hat Marieanne Baum im Laufe der Jahre einen richtigen "Schatz und Fundus" auf ihrem Dachboden, aus dem man auswählen könne. Auch die Bühne gestalte man selber mit Helfern wie Enrico Gehring, der für die farbliche Gestaltung immer wieder tolle Ideen habe.
Die Theaterspieler selbst müssen dann im Herbst schon langsam an das Einstudieren ihrer Rollen denken, was natürlich so manchen Hauptakteur fordere. Jeder hat dabei seine besondere Art.
Für Magda Stöhr, diesmal in der Hauptrolle der Klara Dörrzapf, der Schwester des Bauern, ist das Lernen nicht das Problem. "Ich lerne sehr leicht. Außerdem helfen dabei ja auch die vielen Proben dreimal die Woche von Oktober bis Januar." Roland Gehring, in der Hauptrolle des Bauern Karl Dörrzapf, hat im Laufe der Zeit seine Einstudierung verändert. "Zuerst habe ich immer in meiner Mittagspause den Text gelernt. Aber mit der Zeit habe ich herausbekommen, dass es besser geht, wenn ich mich öfter einmal über eine längere Zeit von vielleicht vier Stunden über meine Rolle mache." Natürlich klebe man dann immer etwas an seinem Text, aber auch an dem Mitspieler vor dem eigenen Einsatz. "Ich brauche dabei ein Stichwort und bin auf den Text des Vorsprechers fixiert. Wenn der dann etwas anderes sagt, kann ein Einsatz auch schon einmal ins Stocken geraten."
Aber dann habe man ja immer noch die Souffleusen (Eva Genslein und mit Marieanne Baum, deren Rollen nicht zu unterschätzen seien.. "Wir lesen für uns schon den nächsten Satz und schauen den Theaterspieler an, der als nächstes drankommt. Das ist sehr anstrengend", meint Marieanne Baum und manchmal verstehe eben auch der Spieler den Einsatz nicht, vor allem bei großem Beifall aus dem Publikum.
Alte Bühnenhasen
Roland Gehring ist nun schon zum 19. Male dabei und Magda Stöhr seit 21 Jahren. Da müsste man ja annehmen, dass sie ganz cool und ohne Lampenfieber auf die Bühne gehen. Bauer Dörrzapf, alias Roland Gehring, gibt zu "ich habe immer Lampenfieber, nicht nur bei der ersten Vorstellung. Früher habe ich manchmal sogar Bauchweh gehabt." Magda Stöhr spricht ebenfalls von "gemischten Gefühlen und trotz meiner 21 Jahre auf der Bühne habe ich Lampenfieber und bin nervös. Das lässt aber nach den ersten Minuten etwas nach."
Dabei spiele auch das Publikum eine Rolle, denn dessen Reaktionen seien ganz verschieden bei den verschiedenen Vorstellungen. Manche sind sehr ruhig, andere gehen locker mit und spenden viel Beifall. Das motiviert dann natürlich auch.
Um das zu puschen, gibt es kleine Tricks, wie Namen oder Gegebenheiten aus dem Dorf ins Geschehen einzubauen.
Ohne Motivation ging es in der Theatergruppe nicht und immerhin werden für die sieben Vorstellungen etwa 150 Helfer benötigt. Magda Stöhr findet: "Es macht Spaß und die Gruppe passt gut zusammen. Dazu kommt, dass wir seit Anfang an den Erlös für einen guten Zweck in unserer Gemeinde spenden". So kamen bereits der Kindergarten. Spielplätze, die Feuerwehr oder die Kirche ind en Genuss von Unterstützung.
Noch drei Termine
Mit ihrem Lustspiel "Ein Butler auf dem Bauernhof" sind die Schauspieler noch dreimal zu sehen und zwar am Freitag, 3. Februar, und am Samstag, 4. Februar, um 19 Uhr und am Sonntag, 5. Februar, um 18 Uhr im "Oskar-Kandler-Zentrum" in Kirchlauter.
Restkarten sind noch zu haben bei Peter und Martina von Westberg, Telefon 09536/1293.