Asylbewerber kochen für "halb Ebern" auf

2 Min
Die fünfjährige Aya Alachek aus Syrien studiert das Gästebuch der Stadt, in das sich alle Geehrten eingetragen haben.
Die fünfjährige Aya Alachek aus Syrien studiert das Gästebuch der Stadt, in das sich alle Geehrten eingetragen haben.
Für ihren Wachdienst im Freibad wurden die Helfer von Wasserwacht und DLRG geehrt.
Für ihren Wachdienst im Freibad wurden die Helfer von Wasserwacht und DLRG geehrt.
 
Ahmed Fitrouni dankte im Namen der Asylbewerber auf Englisch für die freundliche Aufnahme.
Ahmed Fitrouni dankte im Namen der Asylbewerber auf Englisch für die freundliche Aufnahme.
 
Die Asylbewerber beklatschen ihre Helfer.
Die Asylbewerber beklatschen ihre Helfer.
 
Die Organisatoren des Stadteil-treffs: Inge Huyer, Rainer Kaffer, Ingrid Herold und Otto Schmitt (von links)
Die Organisatoren des Stadteil-treffs: Inge Huyer, Rainer Kaffer, Ingrid Herold und Otto Schmitt (von links)
 
Die DLRG-Mannen: Andreas Mölter, Alfred Och und Klaus Bayersdorfer (von links).
Die DLRG-Mannen: Andreas Mölter, Alfred Och und Klaus Bayersdorfer (von links).
 
 
Diese Asylbewerber waren an den Leckereien beteiligt.
Diese Asylbewerber waren an den Leckereien beteiligt.
 
So groß ist der Asylhelferkreis.
So groß ist der Asylhelferkreis.
 
Otto Schmidt beim Eintrag ins Gästebuch der Stadt. Fotos: Ralf Kestel
Otto Schmidt beim Eintrag ins Gästebuch der Stadt. Fotos: Ralf Kestel
 
Franz-Josef Zeheter beim Eintrag.
Franz-Josef Zeheter beim Eintrag.
 

Asylbewerber, die in Klein-Nürnberg, in der Kaserne und in Jesserndorf untergebracht sind, tischten am Donnerstagabend Spezialitäten aus ihren Heimatländern für fast 300 Gäste in Eberns neuer Stadthalle auf. Dafür gab es vollmundige Komplimenten, nicht nur vom Bürgermeister.

"Nach meinem Ausscheiden aus dem Stadtrat mach' ich endlich mal was Gscheits." Ein Scherz, aber Otto Schmitt drückt damit die Erfüllung aus, die ihm sein neue Aufgabe verleiht: Einmal im Monat organisiert er den Stadtteiltreff in seinem Heimatdorf Eyrichshof. Eine zentrale Anlaufstelle, wo Geselligkeit gepflegt und geplauscht wird. "Ich kam auf die Idee, weil es bei uns im Dorf viele ältere Leute gibt, denen der Weg nach Ebern zu weit ist", erzählt der einstige Maschinenbau-Elektroniker.

Bis zu 60 Leute kommen jeden Monat. "Dazu stießen auch schon Besucher aus der Schweiz und Feriengäste aus Skandinavien", ist Schmitt stolz auf den Treff, der auf seine Initiative zurückgeht, wobei er von Ingrid Herold, Inge Huyer und Rainer Kaffer unterstützt wird.

Besonders freut sich Schmitt über das Zeitzeugen-Projekt, das seit dem zweiten Treffen läuft. "Wir haben Hunderte von alten Bildern aus Eyrichshof gesammelt und archiviert."

Zum Nachmachen

Ein Modell, das Nachahmer finden sollte. Findet zumindest Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), wie er beim Neujahrsempfang am Donnerstagabend in der Frauengrundhalle sagte. Dabei stellte er das ehrenamtliche Engagement wie das von Otto Schmidt in den Mittelpunkt und ehrte neben den Helfern des Stadtteiltreffs auch Mitglieder von Wasserwacht und DLRG für ihren Dienst im Freibad. Es waren dies Andreas Mölter, Klaus Bayersdorfer und Alfred Och sowie Patrick Hanus, Irmgard Morgenroth, Wolfgang und Sigrid Weiß, Irmgard Morgenroth und Wolfgang Weiß.

Ein besonderes Anliegen war es Hennemann, das Engagement der Mitglieder des Asylhelferkreises zu würdigen, wobei er stellvertretend Franz-Josef Zeheter und Pfarrer Bernd Grosser erwähnte.

"Auch wenn in Deutschland die Fremdenfeindlichkeit wie in Dresden wieder Bahn bricht, lassen wir es in Ebern nicht so weit kommen. Was hier bei uns mit einer Selbstverständlichkeit passiert, lässt mich nur noch staunen", freute sich das Stadtoberhaupt über eine bundesweite Vorbildrolle. "Was hier geleistet wird, sucht seinesgleichen und ist mit Geld nicht aufzuwiegen, wobei die Aktiven große Unterstützung und Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung erfahren, wie sich an den Sach- und Geldspenden zeigt", lobte Hennemann. "Ich bin stolz auf diese Stadt und ihre Bürger."

Schon auf Wohnungssuche

Und er wünschte sich für die Asylbewerber, dass der Umgang und die Begegnung zur Normalität wird, sie eine Beschäftigung finden und der ein oder andere der Stadt die Treue hält. "Einige haben schon ihre Anerkennung als Flüchtlinge erhalten und dürfen sich eine Wohnung und Arbeit suchen."

Für die freundliche Aufnahme und Unterstützung bedankten sich namens der Asylbewerber Ahmed Fitrouni und Abdulwahab Makki "Wir sind keine Muslime wie die aus Paris. Vor uns braucht keiner Angst zu haben, denn wir wollen alle in Frieden leben. Krieg ist schlecht für alle."

Als Dank für die erfahrene Gastfreundschaft kredenzten mehrere Asylbewerber, gelernte Köche und Konditoren darunter, Leckereien aus ihren Heimatländern. "Bitte machen sie da von reichlich Gebrauch, denn Syrer betrachten es als Beleidigung, wenn etwas übrig bleibt", eröffnete Bürgermeister Hennemann das Bufett.

In seinem politischen Bericht verwies Hennemann auf erfolgreiche Initiativen, wie Treffen der Schulleiter, Bildung eines Arbeitskreises "Barrierefreiheit" und eines Krankenhaus-Förderkreises, das Apfelsaft-Projekt und die Gemeinden-Zusammenarbeit. Erfreut war er über die Entscheidung zur Erweiterung des Krankenhauses, da eine neue Intensivstation in einem Anbau eingerichtet wird. "Das stärkt den Standort."

An Wünschen äußerte Hennemann die Hoffnung, dass sich das Betreuungsgebäude für Grund- und Realschule realisieren lässt ("wir brauchen Ersatz für das Kujathhaus") und dass "unser größtes Unternehmen weiter existiert, Geld verdient und Arbeitsplätze bietet".