Arbeiten unter Volldampf an Kreisstraße bei Kraisdorf

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Jetzt muss es schnell gehen, ehe die Walze anrollt. Mit vereinten Kräften häufeln die Arbeiter den heißen Asphalt um einen Kanalschacht herum an. Foto: Eckehard Kiesewetter
Jetzt muss es schnell gehen, ehe die Walze anrollt. Mit vereinten Kräften häufeln die Arbeiter den heißen Asphalt um einen Kanalschacht herum an. Foto: Eckehard Kiesewetter
Mit Volldampf laufen die Bauarbeiten an der Strecke zwischen der B279 und Kraisdorf (im Hintergrund). Foto: Eckehard Kiesewetter
Mit Volldampf laufen die Bauarbeiten an der Strecke zwischen der B279 und Kraisdorf (im Hintergrund).  Foto: Eckehard Kiesewetter
 
Die Fahrbahn wird in Bereich der Kurve komplett neu modelliert.Foto: Eckehard Kiesewetter
Die Fahrbahn wird in Bereich der Kurve komplett neu modelliert.Foto: Eckehard Kiesewetter
 
Sperrungen gibt es zurzeit auch an der B 279, wie hier bei Fischbach. Auch dort führt die Hammelburger Firma Stolz die Bauarbeiten aus. Foto: Eckehard Kieswetter
Sperrungen gibt es zurzeit auch an der B 279, wie hier bei Fischbach. Auch dort führt die Hammelburger Firma Stolz die Bauarbeiten aus. Foto: Eckehard Kieswetter
 
An dieser Strecke krachte es in der Vergangenheit häufig.Foto: Eckehard Kiesewetter
An dieser Strecke krachte es in der Vergangenheit häufig.Foto: Eckehard Kiesewetter
 
Foto: Eckehard Kiesewetter
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Foto: Eckehard Kiesewetter
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Foto: Eckehard Kiesewetter
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Foto: Eckehard Kiesewetter
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Foto: Eckehard Kiesewetter
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Umfangreiche Wasserschutzvorkehrungen sind nötig. Foto: Eckehard Kiesewetter
Umfangreiche Wasserschutzvorkehrungen sind nötig. Foto: Eckehard Kiesewetter
 

Die Arbeiten an der Kreisstraße HAS 46 zwischen der Bundesstraße 279 und Kraisdorf sind fast fertig. Aber die Witterung setzt den Bauarbeitern zu. Es geht um einen kurzen Streckenabschnitt, der es aber in sich hat.

Widerlich! Imprägniert sind die Männer ja irgendwie, nach vielen Jahren am Bau. Aber die Kombination aus Nässe, Wind und Kälte setzte ihnen zu. Doch keiner der Arbeiter wettert laut. Im Gegenteil. Sie legen sich mächtig ins Zeug. Der Auftraggeber, in diesem Fall der Landkreis Haßberge, sitzt ihnen im Nacken. Der Neubau der Kreisstraße muss fertig werden. Und das ausgerechnet bei diesem Mistwetter!

Das Unverständnis darüber ist es auch, was den einzigen "Blaumann" unter all den wuselnden orange-farben eingepackten Arbeitern grollen lässt. Bernd Hölzer hadert. Nicht mit der Arbeit, aber mit den Bedingungen. Groß stehen bleiben und Antworten geben ist nicht. Der Polier hat die Strickmütze tief ins Gesicht gezogen und reibt sich die behandschuhten Hände. "Es ist immer das Gleiche mit den Planern", sagt der Vorarbeiter der Hammelburger Tiefbaufirma Stolz.


Arbeiten unter Druck

Erst ist kein Geld da und jetzt, kurz vor Jahresschluss, stehen die Mittel bereit und müssen verbaut werden. "Im Frühjahr," sagt Hölzer, "wissen wir nicht, was wir treiben sollen, und jetzt im Herbst, bei dem Sauwetter, müssen wir ran." Und das unter Druck, denn eigentlich sollten die Arbeiten längst schon fertig sein. Doch Wetterkapriolen haben den Zeitplan mehrfach über den Haufen geworfen. "Jetzt wird's wohl Mitte Dezember werden," schätzt Hölzer.

"Mitte Dezember wird die Straße auf alle Fälle für den Verkehr freigegeben," heißt es dazu aus der warmen Amtsstube des Landratsamts. Doch auch die Leute von der Tiefbauabteilung blicken kritischen Blicks gen Himmel: "Problem ist das Wetter," heißt es aus Haßfurt: "Zwei Grad mehr oder weniger entscheiden über den Fortgang." Die Restarbeiten (Deckenschicht, Markierung, Leitplanken,...) dürften noch etwa eineinhalb Wochen in Anspruch nehmen, "aber wie gesagt der Fortschritt ist abhängig vom Wetter".

Aufwändige Maßnahme

Seit Ende August ist die Strecke zwischen dem Pfarrweisacher Gemeindeteil Kraisdorf und der Bundesstraße 279 komplett gesperrt. 1,3 Kilometer Straße sind betroffen, 360 Meter davon werden komplett neu gebaut. Aber die haben es in sich. Schuld ist eine vertrackte Kombination aus enger und schräg geneigter Kurve und Geländekuppe. Alfons Schanz, Leiter am Tiefbauamt des Landkreises Haßberge spricht von einer "Problemkurve", die "aus fahrdynamischer Sicht eine sehr ungünstige Trassierung aufweist". Schon als die Strecke nach dem Bau der Bundesstraße 303 vor mehr als 20 Jahren zur Kreisstraße (HAS 46) abgestuft wurde, war das Problem bekannt. Damals bereits hatte der Kreis Grund erworben, um den Streckenabschnitt ausbauen zu können. Doch es musste erst viel Zeit und verbeultes Blech ins Land gehen, bis die Maßnahme vor 18 Monaten in den Ausbauplan des Landkreises aufgenommen wurde.

Allein im Jahr 2011 hatte die Eberner Polizei dort binnen dreier Monate zehn Unfälle mit hohem Sachschaden gezählt. "Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Unfälle dürfte deutlich höher gelegen haben", meint Schanz. Ein echter Unfallschwerpunkt also.

Um 50 bis 60 Zentimeter wurde die Kuppe jetzt abgetragen, erklärt Polier Hölzer vor Ort. An anderen Stellen wiederum wurde die Fahrbahn etwas erhöht. In der Summe ergibt sich ein organisch geschwungener und gut einsehbarer Neubau, der die Unfallgefahr aus der Welt schaffen soll.

Schutz der Trinkwasserbrunnen

Dampf mischt sich ins Nebelgrau, als per Bagger eine neue Fuhre heißen, schwarzen Materials zwischen die Randsteine aus Beton und einen Kanaldeckel gefüllt wird. Hier ist jetzt Handarbeit gefragt.

Was da auf den ersten Blick wirkt, als würde mitten in der Pampa ein Gehsteig entstehen, ist tatsächlich Bestandteil umfangreicher Wasserschutzvorkehrungen. Die Kreisstraße führt nämlich mitten durch die Schutzzone der Brunnen 1 und 2 des Zweckverbands Pfarrweisacher Gruppe. Es geht also um Trinkwasserschutz. Hier greifen die "Richtlinien für bautechnische Maßnahmen an Straßen in Wasserschutzgebieten", im Behördendeutsch kurz "RiStWag" genannt. Das hatten die Planungen für den Straßenabschnitt, so schwierig gemacht. Alfons Schanz stellt es vereinfacht dar. Demnach "ist der komplette Straßenkörper nach unten hin abzudichten, anfallende Flüssigkeiten sind zu fassen und aus der Schutzzone herauszuleiten". In Kraisdorf sagt man: "Das wird keine Straße, das wird ein ganzes Biotop."

Kosten geringer

813.000 Euro werden an dieser Stelle insgesamt verbaut. Der Wasserschutz macht das ganze viel teurer als den sogenannten "Regelbau". Dennoch: Die ursprünglich mal kalkulierte Summe von mehr als einer Millionen Euro wird nicht erreicht. "Die Kosten sind etwas geringer, weil die Ausschreibungen gut gelaufen sind," teilt Monika Göhr, die Pressesprecherin am Landratsamt, mit. 460.000 Euro gibt es an Zuwendungen vom Staat. Am Landkreis bleiben rund 353.000 Euro hängen.

Für die nächsten Tage ist trockeneres, aber noch kälteres Wetter prophezeit. "Wird schon werden", meint Polier Bernd Hölzer, und wischt den Gedanken ans Wetter mit einer symbolischen Handbewegung zur Seite. Und dann hat er sogar einen kleinen Scherz für den inzwischen durchnässt fröstelnden Reporter parat: "Wir hätten ja auch etwas Gescheiteres lernen können!"