Die Ernte fiel heuer gering aus. Doch das Apfelfest, das der Gartenbau-Kreisverband und der Bund Naturschutz in Ebern austrugen, war auch in seiner 20. Auflage eine runde Sache. Es gab jede Menge Informationen und einen spannenden Wettbewerb.
Wäre doch gelacht gewesen! Wenn nicht im ersten Versuch, dann eben beim zweiten... oder dritten. Man braucht eben Geduld. Sina Müller jedenfalls hat's geschafft. Mit einer Apfelschale von 112 Zentimetern Länge verteidigte die Zehnjährige aus Ebern ihren Titel aus dem Vorjahr. Der Schälwettbewerb war eine der Attraktionen beim Apfelfest, das der Bund Naturschutz Ebern und der Gartenbau-Kreisverband Haßberge auf die Beine gestellt haben. Seit 20 Jahren bereits hat der Eberner Oktobermarkt damit einen frischen und fruchtigen Beigeschmack. Ein Angebot, das den Gästen vielfältig mundet.
Die "Kinder-Schälmeisterin" Sina hängte auch so manchen Erwachsenen unter den 40 Teilnehmern ab - "um Längen". Bei den Großen waren die 165 Zentimeter, die Birgit Müller-Berwind aus Heubach zusammenbrachte, an diesem Tag Spitze.Viktor Adams Rekord aus dem Jahr 2007, als die Schale erst nach sagenhaften 3,46 Metern riss, bleibt
aber unangetastet.
Mit Tricks und Kniffen Dabei würde mancher Teilnehmer diese Marke zu gern knacken und wendet allerlei Techniken an. Leonie Kröner kennt die Taktiken: "Manche Teilnehmer bringen eigene Schäler mit", plauderte die 14-Jährige aus dem Nähkästchen, andere ritzen die Schale zuerst ein und wieder andere setzen auf einen ganz feinen Strang, damit sie möglichst viele Schäl-Runden schaffen.
Für die Mostpresse sah es bei den Runden nicht so gut aus. Ihre Kurbel drehte nicht allzu oft. Dafür gibt es heuer zu wenig Äpfel. "Wir haben mühevoll acht Säcke voll zusammengekratzt, berichtete Alexander Hippeli vom Bund Naturschutz, "mehr war nicht".
So blieb auch die Apfelbörse, bei der die Naturschützer ungenutztes Streuobst an Interessenten ohne eigenen Baum vermitteln, diesmal eine einseitige Geschichte.
Hippeli: "Wir hatten eine Menge Nachfragen, aber kein einziges Angebot." Ganz anders hatte es noch vor zwölf Monaten ausgesehen, als man wegen der Rekord-Apfelernte bei den Safterzeugern kaum einen Termin zum Pressen bekam.
Ganz natürlich Die Natur erlaubt sich da etwas ganz Natürliches, das sich der Verbraucher angesichts immer voller Obstregale in den Supermärkten kaum mehr vorstellen kann. Sie gönnt sich gute und schlechte Jahre und reagiert auf Witterungseinflüsse.
Dabei ist es völlig normal, dass der Fruchtertrag im zweijährlichen Rhythmus schwankt. Fachleute, wie Guntram Ulsamer nennen das "Alternanz." Der Kreisfachberater räumt ein, dass die Streuobsternte im Kreis Haßberge in diesem Jahr besonders mickrig ausgefallen ist.
"Das liegt einerseits an dem guten letzten Jahr", meinte er, "aber auch daran, dass die Bienen im Frühjahr wegen der Kälte nicht rechtzeitig zur Stelle waren, um die Blüten zu befruchten." In anderen Regionen, zum Beispiel in Hessen, habe es dieses Problem nicht gegeben.
30 Apfel- und 18 Birnensorten waren am Sonntag zu sehen, weniger als im letzten Jahr, dafür alle aus der Region, denn auch darauf legen die Veranstalter großen Wert. In den Körbchen türmten sich glänzende, und matte , goldbackige, grüne oder dunkelrote Früchte. Manche riesig und ohne jeden Makel. Das Auge kauft halt immer mit", bedauerte Guntram Ulsamer.
Die guten alten Sorten Da waren aber auch kleinere Sorten und Früchte mit Schrammen und Pusteln. "Neue Sorten erkenne man "an den Namen mit Re und Pi", etwa Retina oder Reanda, Pinova oder Pilot, erklärte er.
"Die sind aber anspruchsvoll und müssen gespritzt werden". Viele der älteren, unscheinbareren Sorten glänzen dafür mit "inneren Werten", schmecken "richtig nach Apfel und nicht so wässrig", sind robust und wetterfest oder können lange gelagert werden.
Als besonders widerstandsfähig erweisen sich die alten Sorten, Gravensteiner, Sternrenette oder Bohnapfel. Ein Grund, warum auch die Streuobstwiesen eine Renaissance erleben. "Die Leute erfassen zunehmend, welches Obst positiven Einfluss auf die Gesundheit hat," sagte der Pomologe Frank Schellhorn. Der Spezialist aus Hildburghausen war zur Stelle, um Apfelsorten zu bestimmen, die Interessenten von zu Hause mitgebracht hatten, und er gab Tipps für den Anbau. "Viele Menschen suchen Alternativen zum gespritzten Import-Obst aus dem Supermarkt," weiß er: "Gut, dass es noch Restbestände der alten Streuobstwiesen gibt."
Die Liebe geht durch den Magen - auch die zum Obst. So waren rund 40 Kuchen beim Apfelfest ratzfatz ausverkauft.