Anlieger in Ebern wollen den neuen Nachbarn helfen

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Spielen schon vergnügt vor der Gemeinschaftsunterkunft: vier der Kinder aus Syrien.Fotos: Ralf Kestel
Spielen schon vergnügt vor der Gemeinschaftsunterkunft: vier der Kinder aus Syrien.Fotos: Ralf Kestel
Franz Hümmer, Dieter Sauer, Bürgermeister Hennemann, Manfred Wetzel und Lothar Menzel (von links) bei der Informationsveranstaltung am Dienstagabend.
Franz Hümmer, Dieter Sauer, Bürgermeister Hennemann, Manfred Wetzel und Lothar Menzel (von links) bei der Informationsveranstaltung am Dienstagabend.
 

Das Interesse war groß, die Hilfsbereitschaft auch. Wenige Stunden nach dem Einzug der ersten Asylbewerber im einstigen Feldwebelwohnheim in Ebern wurden die Bewohner und Firmenchefs im einstigen Kasernen-Areal im Tagungssaal des Landhotels informiert, wie's nun weitergeht, und hörten auch, wo's noch hapert.

Spontan erklärte sich deswegen Michael Batzner bereit, eine WLan-Einrichtung für die aktuell 37 Bewohner, deren Zahl sich schon am Donnerstag erhöhen dürfte, zur Verfügung zu stellen, damit sie Kontakt in ihre Herkunftsländern aufnehmen können

Damit ist den Mitgliedern des Asylhelfer-Kreises schon eine Sorge genommen. Es gibt aber noch welche, die Sabine Klüpfel artikulierte. "Mit den Arztfahrten für die 15 Flüchtlinge in Ebern und 15 in Jesserndorf sind wir jetzt schon an unsere Grenzen gestoßen." Peter Ruppert wusste von der Zugfahrt einer Familie nach Haßfurt, die 47 Euro kostete, weil Haßfurt nicht mehr zum Verkehrsbund gehört. Sabine Klüpfel: Zugfahrten nach Bamberg wären viel billiger.

Viele Fahrdienste strengen an
Wegen der Fahrten nahmen die Mitglieder des Helferkreises auch eine Information mit Skepsis auf, die Abteilungsdirektor Manfred Wetzel von der Regierung von Unterfranken gab, wonach in Zeil Deutschkurse angeboten werden sollen, da man davon ausgehe, dass die Syrer für längere Zeit bleiben. Der Mietvertrag für das Gebäude sei auf fünf Jahre abgeschlossen.

Frau Klüpfel: "Wir sollen die denn nach Zeil kommen?" Sie fände einen Unterricht im Berufsförderzentrum in Bamberg leichter machbar. "Das ist aber wieder Oberfranken", kamen Wetzel Zweifel.

Das Beispiel des Asylbusses, der die Hilfesuchenden einmal in der Woche nach Haßfurt fährt, damit sie im Landratsamt dort ihr Geld ausbezahlt bekommen, fand Klüpfel jedenfalls nicht nachahmenswert: "Da werden die Leute in einen Bus gesetzt, um sie nach Haßfurt zu fahren. Warum geht's nicht andersrum?"

Keine Auszahlmöglichkeiten
Aus Sicherheits- und praktischen Gründen gab Dieter Sauer, Leiter der Sozialabteilung im Landratsamt, zur Antwort. "In Ebern gibt es keine Möglichkeit, wo wir so viel Geld ausbezahlen können." Er rechnete vor, dass in den nächsten Tagen auch weitere Asylbewerber in Maroldsweisach, Pfarrweisach und Untermerzbach eintreffen werden. "Das sind Dimensionen, da müssten wir einen Beamten mit einem Sicherheitsdienst losschicken. Das lässt sich in Haßfurt alles einfacher machen, zumal auch andere Angelegenheiten erledigt werden können."
Außerdem seien in Haßfurt auch mehr Fachärzte ansässig.

Argumente, die Sabine Klüpfel zum Teil überzeugten. "Wir stehen zu den Asylbewerbern und möchten aber auch die Organisation nahe dran haben."

Das gilt auch für die Kleiderkammer, da Kleiderspenden wegen der Aufbereitung nur über das Rote Kreuz abgewickelt werden können. Deshalb sollte eine Nebenstelle der Haßfurter Einrichtung in der Eberner Rettungswache etabliert werden. Das sei nicht möglich, erklärte eine Vertreterin des Rot-Kreuz-Kreisverbands, da für Kleiderfahrten ausgebildete Leute notwendig seien. "Und diese Kapazitäten haben wir nicht."
Was sonst noch gebraucht werde?, wollte eine Firmenchefin wissen. "Fernseher, Fahrräder, Vorhänge", listete Franz-Josef Zeheter, der Sprecher des Asylhelfer-Kreises, auf, der beklagte, dass es noch an einem geeigneten Lager mangele.

Zugesichert wurde von den Vertretern der Regierung von Unterfranken, dass in Ebern ein Büro eingerichtet werde. "Die Stelle war ausgeschrieben, erste Bewerbungsgespräche sind gelaufen." Das sei aber nur während der normalen Dienstzeiten besetzt und keine 24 Stunden.

Was die Nachfrage provozierte, wie es um die Sicherheit bestellt sei? Dazu Bereichsleiter Lothar Menzel: "In jedem Treppenhaus wird ein Notruftelefon installiert."

Fragen der Anlieger
Wegen des nahen Altmetall-Lagers gab Doris Mahr zu bedenken, dass der als Abenteuerspielplatz betrachtet werden könne. "Da steht ja ein Bagger rum." Für die Aufsichtspflicht seien die Eltern verantwortlich und würden auch entsprechend instruiert, erklärte Franz Hümmer, der als Regierungsvertreter für alle Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis zuständig ist.

Und dies seit fast 30 Jahren. "Ich verstehe alle Sprachen", weswegen er auch große Gelassenheit ausstrahlte. "Ich sehe für Ebern keine größeren Probleme." Seine Erfahrung lehre ihn, dass die Kriminalitätsrate nicht höher als in der Normalbevölkerung sei. "Wenn die Kinder aber unbeaufsichtigt auf der Straße herumrennen, gibt's ein Problem", erklärte er.

"Wir sind doch ein Gewerbegebiet", sagte Michael Lang und verband damit die Frage, ob die Asylbewerber arbeiten dürften? "In den ersten neun Monaten nicht", antwortete Regierungsdirektor Wetzel. "Wir wollen ihnen aber Betätigungsmöglichkeiten geben, wenn zusätzliche, gemeinnützige Arbeiten abzudecken sind", formulierte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) eine entsprechende Vorgabe, die laut Dieter Sauer auch strikt einzuhalten ist.
Franz-Josef Zeheter regte noch ein Kinderprogramm an, etwa durch das Rote Kreuz.



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