Am Freitag öffnet offiziell das "Laufparadies"

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Geradewegs durch die Natur verlaufen die Strecken des "Laufparadieses". Bei Hofheim präsentieren Marco Depner und Hubert Karl (von links) eine Karte aus der Projekt-Broschüre, die ab sofort für Laufsportler zu haben ist. Foto: Hendrik Steffens
Geradewegs durch die Natur verlaufen die Strecken des "Laufparadieses". Bei Hofheim präsentieren Marco Depner und Hubert Karl (von links) eine Karte aus der Projekt-Broschüre, die ab sofort für Laufsportler zu haben ist.  Foto: Hendrik Steffens

Die letzten Wegweiser bringen Marco Depner und Hubert Karl noch an. Ab Freitag können Jogger dann die Pfade vom "Laufparadies Haßberge-Maintal-Steigerwald" testen. Es soll Sport mit der Schönheit des Landkreises in Einklang bringen.

Auf dem Schreibtisch des Knetzgauer Kämmerers liegt dieser Tage neben Ordnern und Stempeln ein atmungsaktives Laufshirt. "Ist gerade alles a weng chaotisch hier", sagt Marco Depner. Sein Projekt "Laufparadies Haßberge-Maintal-Steigerwald" steht vor der Vollendung. Am morgigen Freitag wird Deutschlands größtes Laufstrecken-Netzwerk offiziell freigegeben. Aber vorher bringt Depner mit seinem Co-Organisator Hubert Karl die letzten Streckenschilder an.

Alle Strecken abgelaufen

Das "Laufparadies" in Daten: 68 Strecken, beschildert mit 2500 Wegweisern auf 845 Kilometern in 25 Kommunen im gesamten Landkreis - alle bis auf Rentweinsdorf. Die kürzeste Strecke ist etwa vier Kilometer lang, die längste rund 30. Alle ist Marco Depner, der Knetzgauer Kämmerer, schon abgelaufen.
Dem Hobby-Athleten mit dem Verständnis für Zahlen ist zu verdanken, dass die Haßberge zum Laufparadies werden.

Ein Muster sah Depner "vor sieben oder acht Jahren" im Urlaub an der Ostsee. Da gab es schon Strecken, die Läufern vorgeschlagen wurden. "Ich hab' mich gefreut, mich auch im Urlaub läuferisch betätigen zu können", sagt Depner. Laufend die Umgebung erkunden und die Familie - so sie Lust hat - mitnehmen, das gefiel dem Kämmerer. Vor zwei Jahren kam ihm die Idee, das Konzept auf den Kreis Haßberge zu übertragen. "Schauen Sie sich um, das Streckennetz ist ein System, das perfekt auf unseren Landkreis passt. Der gibt so viel her", sagt der Knetzgauer und weist auf den Plan.

Orientierung online

Der Kreis Haßberge ist seit Jahren beliebt bei Radlern und Wanderern, hat ein gut beschildertes Rad- und Wanderwegenetz. Fürs Laufen sind sie laut Depner aber nicht ausgelegt: "Diese Strecken sind nicht optimal miteinander verknüpft und man kommt am Ende nicht da an, wo man gestartet ist". Außerdem sind sie nicht in einem Internet-Portal dargestellt - was bei dem Projekt "Laufparadies" ein wichtiger Faktor ist. Per Smartphone können Läufer die Karten auf dem Internetportal www.laufparadies.info zur Navigation nutzen. Die Routen können auch verbunden und individuell angepasst werden: Wer in Knetzgau starten und in Ebern ankommen will, findet eine Empfehlung, genau wie jemand, der den gesamten Landkreis in fünf Tagen umrunden will.

Der Läufer in Depner sieht die ideale Landschaft, die Erholung und - wenn gewünscht - die Herausforderung auf den Strecken. Der Kämmerer in ihm sieht den finanziellen Aufwand, den so ein Streckennetz erfordert. Info-Material, Beschilderung, die Website und andere Posten mussten bezahlt werden. Rund 160 000 Euro kostet alles. 60 000 Euro davon sind über "Leader"-Mittel aus Brüssel gedeckt. Den Rest teilen sich der Landkreis, die beteiligten Kommunen und Sponsoren. Projektträger ist die Gemeinde Knetzgau, da von dort der Impuls zu dem Projekt kam. Ursprünglich war das Projekt auch nur klein für Knetzgau geplant. "Aber ich dachte mir, eigentlich ist das etwas Größeres", sagt Depner.

Als Kämmerer wusste er, welche Anträge wo zu stellen waren. Als Läufer kannte er Fachleute für attraktive Laufstrecken, Routenplanung und Beschilderung. Hier kam Hubert Karl ins Spiel, begeisterter Extremläufer und Betreiber einer Laufschule in Zeil. Er wurde beauftragt mit der Streckenanalyse, den Streckenentwürfen, der Vermessung sowie der Beschilderung. "Ich meinte, den Landkreis schon vor dem Projekt gut zu kennen. Jetzt, da ich alle Routen mehrfach gelaufen bin und dokumentiert habe, kenne ich ihn richtig", sagt Karl.

So kamen die Strecken zustande

Depner hat zusammen mit Hubert Karl alle Strecken getestet. Für den fitten Kämmerer und den Zeiler, der am letzten Wochenende seinen 150 000. Laufkilometer gemacht hat, waren die 845 Kilometer gut zu schaffen. Mitgenommen haben sie oft Bürger aus der Region - meist aus Laufgruppen des Zeilers. "Dadurch, dass wir die Bürger schon bei der Planung mitgenommen haben, konnten wir auf Erfahrungswerte zurückgreifen", sagt Depner. Als er loslief, um Strecken bei Maroldsweisach zu erkunden, war sogar Landrat Wilhelm Schneider - selbst begeisterter Läufer - dabei.

Die Lieblingsstrecke des Kämmerers liegt bei Königsberg und ist etwa zwölf Kilometer lang. Zwischen den Weinbergen, Felspassagen und durch den ruhigen Wald läuft er gern. Wie Depner schätzt auch Karl unberührte Natur. Deshalb hat er bei der Beschilderung acht gegeben: "Wir wollten nicht die Natur umkrempeln. Wir haben die Beschilderung so zurückhaltend wie möglich, aber so ausführlich wie nötig gemacht", sagt Karl. Die 2500 Schilder weisen nur darauf hin, wenn abgebogen werden muss. Wenn an Abzweigungen kein Hinweisschild den Weg zeigt, darf geradeaus weitergelaufen werden.

Offizielle Eröffnung

Am Freitagnachmittag um 17 Uhr beginnt der Auftaktlauf anlässlich der Fertigstellung des Projektes am Landhotel Rügheim. Daran teil nimmt Dieter Baumann, ehemaliger deutscher Leichtathlet und Olympiasieger sowie Comedian. Der kann zwar verletzungsbedingt nicht selbst mitlaufen, "er hat sich aber schon ein Mountainbike reservieren lassen, um mitzufahren", sagt Marco Depner.

Nach dem Lauf tritt Baumann mit seinem Comedy-Programm "Dieter Baumann, die Götter und Olympia" ab 20 Uhr im Schüttbau Rügheim auf. Der Eintritt ist frei. Reservierungen können in der Gemeinde Knetzgau vorgenommen werden.