In Zeil und Sand beginnt das Jahr mit offiziellen Empfängen. Oben am Zeiler Käppele braucht es drei Anläufe beim Böllern. Aller guten Dinge sind eben...
60 Mann halten auf dem Plateau den Atem an. Ruhe. Kommando! Schon kracht es ohrenbetäubend, das Grollen rollt hinüber in den Steigerwald, und der Schalldruck haut einem direkt die Daunenfedern aus den Anorak: Das Neujahrsschießen der Böllerschützen auf dem Zeiler Käppele bietet Auge und Ohr einiges, kein Wunder, dass sich da viele Zuschauer eingefunden haben. Schwarzpulver explodiert mit Wahnsinns-Krawumm und Rauch und mit allen Sinnen wird schlagartig klar, was die Akteure so fasziniert.
Prachtexemplar zum stolzen Preis
Das lässt die Mitglieder des Schützengaus Schweinfurt auch tief in die Tasche greifen. So eine Kanone, hüfthoch, kostet leicht 2000 Euro, die amerikanische Bürgerkriegskanone, die Bürgermeister Thomas Stadelmann punkt 14.30 Uhr nach dem Glockenläuten zünden darf, sicherlich mehr.
Herrlich die verdutzten Minen als auf Stadelmanns energisches Ziehen hin die Abzugschnur sang- und klanglos reißt. Kein Böllerschlag. Bei der erst im Sommer hier am Käppele eingeweihten Belgrader-Mörser, ein historischer Nachbau des Originals aus dem Türkenkrieg von Jürgen Burger aus Prappach, dasselbe. Der Bürgermeister fühlt sich wie im Fasching. Beim dritten Mal kracht es gewaltig, na also, die bösen Geister sind gebannt: 2014 kann kommen!
Nun folgt die ganze Chose mit etlichen Hand- und Schaftböllern, den sechs, sieben Kanonen im "Langsamen Reihenfeuer", "Doppelschlag", "Schnellen Reihenfeuer" und schließlich dem Salut, der nicht nur für Harald Lehnert und Bernhard Hofmann der aufregendste Moment ist. Klappt das Unisono? Alle in einem Moment.
Ja! Und so sind sie glücklich, die sich der Brauchtumspflege verschrieben haben und sich seit vier Jahren oben am Käppele zu Neujahr treffen - heuer bei Kaiserwetter.
Sand feiert seine 875 Jahre privat
Einer etwas anderen "Brauchtumspflege" widmen sich 2014 die Sander. Sie starteten gestern Abend mit Festgottesdienst und Empfang auf dem Dorfplatz ihr 875. Jubiläumsjahr unter dem Motto "Von Sandern für Sander". Bürgermeister Bernhard Ruß hatte seine rechte Freude, dass die Sander das wörtlich nehmen: "Das freut mich, dass die Leute da selber mit Ideen dabei sind." Mitglieder des Sander Blasorchesters probierten das Turmblasen.
Unter der Leitung von Matthias Mitrach, der beim Bürgermeister als Turm-Hausherren um Erlaubnis gefragt hatte, waren die Bläser hinaufgestiegen in den engen Turm und hatten von oben einen Gruß durch das enge Schallloch geschickt - leider war er kaum zu hören.
Der Einladung aus Sand sehr gerne folgten die früher hier wirkenden Franziskanerschwestern Iris und Pernella, als Handarbeitslehrerin und Kindergartenleiterin vielen Sandern vertraut und so verwachsen mit dem Ort, dass sie sich heute noch im Ruhestand in Bamberg gerne dem Gemeindeblättchen widmen, das sie regelmäßig zugeschickt bekommen. "Es ist ihre gefühlte Heimat", meinte Bernhard Ruß schmunzelnd, der die Schwestern bei der Übergabe des Vinzenzpreises in Haßfurt getroffen und sie für das Jubiläumsjahr eingeladen hatte.
Aus dem Jahr 1139 datiert die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Sand, damals "Sante", als Eigentum des
Bamberger Klosters Michaelsberg. Der Ort ist sicherlich älter.
Ganz privat zu Gast in Sand...
Die 875 offiziell verbürgten Jahre sollen vor den vollen 900 Jahren in einem Vierteljahrhundert nun lieber erst einmal "kleiner", ja fast "privat", gefeiert werden - als ein Jubiläum "von Sandern für Sander", hat sich Bürgermeister Ruß gewünscht. Der Wunsch geht 2014 sicher in Erfüllung - Gäste willkommen. Der Festabend am 29. März enthält einige Glanzlichter.
Beim Neujahrsempfang in der Stadtpfarrkirche in Zeil wandte sich der Zeiler Bürgermeister an die Bürger: "Stadt - das sind wir alle", unterstrich er, erinnerte an viele bewältige Aufgaben und sprach das neue Jahr mit vielen Veränderungen an. Beispielsweise im Stadtrat, denn da kämen sechs neue Stadträte hinzu. Er würdigte alle Bürger, die sich für die Gemeinschaft einsetzen und sprach auch drängende Aufgaben an. Etwa die Sanierung des Hetterichshauses oder die Bemühungen um einen weiteren Hausarzt in der Stadt Zeil.