Der Oberbayer und die Thüringerin haben sich viel aufgebürdet, vielleicht haben sie sich übernommen. Er sprach stets von einer schönen Aufgabe, aber auch von einer Gratwanderung. Sie verwendete in einem Interview vor Jahren das Wort "Hassliebe". Manchmal frage sie sich: Was hast Du dir da angetan? Und dann sehe sie wieder die Schönheiten des Schlosses.
Eine WG vielleicht?
Wenn Fechner heute Verkaufsgedanken hegt, dann geht es nicht ums Geld! "Es ist nicht so, dass ich verkaufen müsste oder in finanziellen Nöten wäre." Er fürchtet das Alleinsein. Was, wenn er bei der Arbeit im 10,5 Hektar großen Park einen Unfall hat, aus gesundheitlichen Gründen umfällt?
"Zwei Drittel des Schlosses sind renoviert", schätzt er, aber irgendwann habe er, auch wegen der mangelnden öffentlichen Unterstützung, nicht mehr weitergemacht. Mit 64 Jahren gehe ihm langsam die Puste aus.
Birgit Richters Tod im Mai 2017 hat einiges verändert. Seither ist die Schlossküche geschlossen. Er wolle sich nicht mehr dem Druck der Lebensmittelkontrolleure aussetzen, sagt Fechner. Auch Weihnachtsmärkte gibt es im Schloss nicht mehr. Flohmärkte will er von Mai bis September nach wie vor monatlich ausrichten, und das Gartenfest wird, schon wegen der bestehenden Verträge, im Sommer nochmal durchgeführt.
Sonst aber stehen die Zeichen auf Rückzug. Der Biergarten ist ab 2019 zu verpachten. Wer will, kann das Schloss kaufen. Alternativ bietet Fechner die Möglichkeit, als Untermieter mit ins Schloss einzuziehen. Er und Birgit Richter hatten schon früher an eine Art Wohngemeinschaft gedacht, "halt ein bisschen mehr Leben im Schloss". Denkbar wäre auch eine Art Alters-WG. "Wohnen wie zu fürstbischöflichen Zeiten", nennt Fechner das. Mit jeder Menge Freiraum, aber ohne großen neuzeitlichen Komfort. "Das ist halt nicht jedermanns Fall."
Noch beim Tag des offenen Denkmals am 8. September hatte Schlossbesitzer Fechner Zuversicht verströmt. Doch dann kam ein gravierendes Erlebnis, das er als traumatisch schildert. Deshalb will er nicht mehr allein in dem riesigen Gemäuer leben. Er berichtet von Panik und Angstzuständen. Dafür verantwortlich macht er eine Polizei-Razzia am Morgen des 19. Oktober. An diesem Freitag hatten 13 Polizeibeamte aus Ebern und Schweinfurt und zwei Vertreter der Staatsanwaltschaft das Schloss durchsucht. Angeblich nach Schusswaffen - ohne Ergebnis. Fechner hinterfragt die Verhältnismäßigkeit der Mittel. "Die sind mit einem Aufgebot, Hundeführern, Rammwerkzeug und zehn VW-Bussen angerückt, als gehe es um eine Hochburg von Rechtsradikalen", sagt der Oberbayer, ,,das war fernsehreif." Für den 64-Jährigen jedenfalls war's zu viel. Er brach wenig später zusammen, musste ärztlich versorgt werden.
Von der Polizei ist zu dem Vorfall nichts Näheres zu erfahren. Siegbert Weinkauf, Leiter der Inspektion Ebern, bestätigt den Einsatz, verweist sonst aber auf laufende Ermittlungen. Deshalb könne er keine Auskunft geben. Laut FT-Informationen soll Rupert Fechner, der früher Sportschütze war, verdächtigt worden sein, illegal Waffen zu besitzen. Der Durchsuchungsaktion vorausgegangen war im Sommer eine Verurteilung wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und die Aufforderung durch das Landratsamt, alle seine Waffen abzugeben.
Fechner fühlt sich ungerecht behandelt, hat den Eindruck, man wolle ihn aus Gereuth vergraulen. Die Angst ist da, sagt er. Ein panisches Gefühl überfalle ihn seither immer dann, wenn seine Hunde bellen.