Zuhören in Zeiten des Abschieds

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Katharina Hellmold in ihrem Garten, aus dem sie die nötige Kraft schöpft, um als Sterbebegleiterin für den Hospizverein Forchheim tätig sein zu können. Foto: Carmen Schwind
Katharina Hellmold in ihrem Garten, aus dem sie die nötige Kraft schöpft, um als Sterbebegleiterin für den Hospizverein Forchheim tätig sein zu können. Foto: Carmen Schwind

Katharina Hellmold begleitet Sterbende auf ihrem letzten Weg. Es braucht viel Mut, sich für eine solche Aufgabe zu entscheiden, sich auf Menschen am Ende ihres Lebensweges einzulassen und in schweren Momenten Nähe zuzulassen.

In der heutigen Zeit wird oft vergessen, dass das Leben endlich ist. Wer im Leben mit anderen in Beziehung stand, soll das auch im Tod können. Deshalb bietet der Hospizverein Forchheim eine anteilnehmende und wertschätzende Begleitung in der letzten Lebensphase an.

Für die Ehrenamtlichen des Vereins gehört viel Mut dazu, sich auf die Sterbenden, die sie vorher nicht kannten, einzulassen. Katharina Hellmold aus Forchheim ist ehrenamtliche Sterbebegleiterin beim Hospizverein und gehört zu diesen Mutigen. "Als ich in die Rente ging, wollte ich einfach noch etwas machen", erzählt die 67-jährige ehemalige Krankenschwester.

Eine frühere Arbeitskollegin hatte sie auf den Hospizverein aufmerksam gemacht. Katharina Hellmold ging dann zu einem Treffen und war angetan von der positiven Atmosphäre. "Als Krankenschwester ging es um die Pflege und man hatte nicht so viel Zeit für den Einzelnen. Das ist hier ganz anders. Da stehen der Sterbende und seine Angehörigen im Vordergrund", erklärt sie und erinnert sich, dass allen Mut zusammennehmen musste, um die Fortbildung zur Sterbebegleiterin zu beginnen.

Nicht allein

"Mut bedeutet für mich, dass ich mich mit einem Thema im Kopf eine Zeit lang auseinandersetze. Dann überwinde ich mich und entschließe mich, das zu tun. Aber dann ziehe ich das auch durch", erklärt die Sterbebegleiterin ihr Vorgehen und verrät, dass ihr der Hospizverein viel Sicherheit gibt: "Denn da kann ich mir Hilfe holen oder mich austauschen. Ich bin nicht alleine, und das ist viel wert."

Bei Bedarf wird sie von einer Koordinatorin des Hospizvereins angerufen. Wenn sie will, kann sie die Begleitung übernehmen. Dann erhält sie Informationen zum Sterbenden. "Da mache ich mir vorab Gedanken darüber, was ich sagen kann, was ich tun kann. Ich überlege, was finde ich vor. Jede Situation ist anders. Da braucht man schon Mut, um sich einzulassen", erklärt Katharina Hellmold und erzählt von einer jungen Krebspatientin, die im Sterben lag, starke Schmerzen hatte und erst keine körperliche Berührung zulassen wollte.

Jüngere haben mehr Redebedarf

Beim nächsten Besuch cremte Katharina Hellmold ihr vorsichtig die Beine ein - und die Sterbende war glücklich, weil sie eine Stunde hatte schlafen können. "Manche Fälle gehen einem schon nach", sagt die Sterbebegleiterin und erklärt, dass sie den Sterbenden nicht pflegt, sondern für ihn da ist, zuhört oder erzählt - wie es gewünscht wird.

"Wenn die Sterbenden die Situation angenommen haben, erzählen sie oft von ihrem Leben und ziehen ein Resumee. Jüngere wollen eher erzählen, ältere eher zuhören", fasst Katharina Hellmold zusammen. Manchmal hadern auch die Angehörigen und brauchen jemanden, der ihnen zuhört.

"Ich bin auch schon mal zu einem Hof gekommen, da war der Papa gerade gestorben. Die ganze Familie war da und nahm Abschied", erzählt die Sterbebegleiterin und findet es schade, dass es die alten Rituale zum Abschied immer seltener gibt. Katharina Hellmold stammt vom Dorf. Dort wurde der Verstorbene erst im Haus, dann im Leichenhaus aufgebahrt. Und die Nachbarn kamen zur Verabschiedung und um den Angehörigen Trost zu spenden.

Phasen des Abstands

"Ich war auch schon mal bei einer Familie am Land. Da starb die Mutter kurz vor Weihnachten", erinnert sich die Sterbebegleiterin. Da die Verstorbene ein Fan von Weihnachten gewesen sei, hätten die Angehörigen für sie noch einen letzten Weihnachtsbaum geschmückt. "Abschied nehmen ist ganz wichtig, da gehört auch viel Mut dazu", sagt Katharina Hellmold.

Sie selbst braucht nicht nur Mut für ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Sie ist eine Bereicherung für ihr Leben - die ihr jedoch auch viel abverlangt. Deshalb braucht auch Katharina Hellmold Phasen zur Entspannung, um Abstand zu gewinnen oder die Dinge einzuordnen. Das kann sie am besten bei Spaziergängen oder im üppigen Grün ihres Gartens, wo sie neue Kraft und Mut schöpft.