Wohin bloß mit den Kindern?

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Der private Kindergarten "Schneckenhaus" schließt demnächst. Eine Übernahme durch die Stadt ist im Gespräch. Foto: Ronald Heck/Archiv
Der private Kindergarten "Schneckenhaus" schließt demnächst. Eine Übernahme durch die Stadt ist im Gespräch.  Foto: Ronald Heck/Archiv

In Forchheim fehlen Dutzende von Kita- und Kindergarten-Plätzen. Kurzfristige Abhilfe tut dringend not.

Josef Hofbauer Nach Forchheim zuziehende Familien haben so gut wie keine Chance, einen Betreuungsplatz für ihre Kinder zu finden. Dies räumte Abteilungsleiterin Gabriele Obenauf bei der jüngsten Sitzung des Haupt- und Kulturausschusses ein. Allein im Kindergartenbereich fehlten 34 Plätze. Im Krippenbereich gibt es derzeit für 54 Kinder keinen Betreuungsplatz.

Am schwierigsten, so Obenauf, sei die Situation im Forchheimer Osten in Reuth und im Innenstadtgebiet, wo jeweils 13 Kinder ohne Kindergartenplatz seien. Auch bei den Kinderkrippen lägen die örtlichen Schwerpunkte bei den nicht versorgten Kleinkindern in Forchheim-Ost und Reuth (22), sowie im Innenstadtbereich, wo für 17 Krippenkinder Betreuungsmöglichkeiten fehlten.

Begrenzte Möglichkeiten

Hinzu kommt: Die Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen seien begrenzt. "Wir können uns keine Kindergartenplätze aus den Rippen schneiden", hatte Stadträtin Annette Prechtel (Forchheimer Grüne Liste) formuliert.

Zwar seien Maßnahmen in die Planung aufgenommen, die zu einer Platzerweiterung beitragen sollen, wie der Neubau des Carl-Zeitler-Kindergartens oder der beschlossene Umbau des Gebäudes Karolinger Straße 13, doch sei davon erst mittelfristig eine Entspannung der Situation zu erwarten. Dies gelte auch für die Gespräche mit dem Träger des Kindergartens Verklärung Christi über eine Generalsanierung bzw. einen Neubau der Einrichtung. Das Diakonische Werk Bamberg, so Gabriele Obenauf habe sich als Träger eines Kindergartens angeboten, doch dieses Angebot sei gescheitert, weil die Stadt kein geeignetes Grundstück habe anbieten können.

Als kurzfristige Maßnahmen schlug die Leiterin des Amtes für Jugend, Bildung, Sport und Soziales eine Erweiterung des Gerhardinger-Kinderhauses vor. Im Waisenhausgebäude sei geplant, eine weitere Gruppe unterzubringen. Die Fachaufsicht habe bereits zugestimmt. "Wir sind zuversichtlich, dass diese Maßnahme kurzfristig umgesetzt werden kann", die aber einräumte: "Es sind weitere Interimsmaßnahmen erforderlich."

Detaillierte Angaben fehlen

Höchst unzufrieden zeigte sich mit dieser Darstellung der Situation Stadtrat Thomas Werner (CSU). Der Vortrag sei unzureichend, bilde den tatsächlichen Bedarf nicht ab, ignoriere den pädagogischen Anspruch und ende in einem wachsweichen Beschlussvorschlag. Kritik übte Werner, dass Obenauf (fortgeschriebene) Zahlen vom Januar präsentierte. Dabei vermisste der CSU-Stadtrat detaillierte Informationen, welcher Kindergarten aktuell wie viele Kindergartenplätze zur Verfügung stellen könne. Aus dem Vortrag sei auch nicht hervorgegangen, wie die einzelnen Kindergartengruppen ausgelastete seien.

Lösungen mit Zeitangabe

"Diese Zahlen hätten wir für eine Beurteilung der Situation gebraucht", rügte Werner. Sein Fazit: Gabriele Obenauf sei in ihrem Vortrag nicht auf die offenen Fragen der CSU Fraktion zur Kindergartensituation in der Stadt eingegangen. Deshalb erwarte er einen konkreten Zeitstrahl, wann wo welche Kindergartenplätze zur Verfügung stehen werden. Dabei lege die CSU Wert auf eine dezentrale Versorgung. "In jedem Stadtteil müssen die notwendigen Kindergartenplätze geschaffen werden", forderte Werner, der sich mit Absichtserklärungen nicht zufrieden geben wollte. Er wolle sich nicht länger mit Worthülsen zufrieden geben, sondern dringe darauf, dass der Rechtsanspruch erfüllt werde. "Um die Situation zu verbessern, müssen wir endlich etwas tun", forderte Werner.

Verhandlungen aufnehmen

Stadträtin Lisa Hofmann (SPD) regte als kurzfristige Maßnahmen an, mit der Kirchenverwaltung in Burk Gespräche zu führen und das zum Verkauf stehende Pfarrhaus in einen Kindergarten umzuwandeln. Auch die Übernahme des Kindergartens "Schneckenhaus" durch die Stadt sei in Erwägung zu ziehen, um die Kindergarten-Situation in Forchheim nachhaltig zu verbessern.

Manfred Mauser (FBF) griff den pädagogischen und integrativen Aspekt der Kinderbetreuung auf. Gerade für Kinder mit Migrationshintergrund, die es nach Worten von Gabriele Obenauf besonders schwer hätten, einen Platz in einer Einrichtung zu finden, sei eine Kinderbetreuung besonders wichtig. Deshalb regte er an, dass diese Kinder "halbwegs gerecht" auf die städtischen Einrichtungen verteilt würden.

Frühzeitig planen

Kollegin Annette Prechtel regte für die Zukunft an, dass Betreuungseinrichtungen bereits in der Stadtplanung berücksichtigt werden müssten. Andererseits könne die Stadt aber nicht aus jedem Leerstand eine Kinder-Betreuungseinrichtung schaffen.

Die Verwaltung wurde beauftragt die Schaffung von zusätzlichen Betreuungsplätzen im Krippen und Kindergartenbereich zur Deckung des akuten Bedarfes kurzfristig zu verwirklichen. Der Ankauf des Pfarrhauses in Burk sowie Verhandlungen bezüglich einer Übernahme des "Schneckenhauses" wurden explizit als akute Maßnahmen aufgegriffen.