Im ehemaligen Schlachthof soll die "Creapolis" entstehen. Teil Eins, der "Maker-Space", erfreut sich bereits großer Beliebtheit. Ein Ziel ist es, Hochschule und Unternehmen zusammenzubringen für neue Forschungsprojekte. IHK-Präsident Herdan geht das alles noch nicht weit genug.
Es soll schon was bei rumkommen, wenn der Bund Geld an die Hochschulen verteilt. Deshalb wird "Creapolis", das Schlachthof-Projekt der Coburger Hochschule, auch ständig überwacht. Maya Schulte ist dafür zuständig, sie arbeitet bei "Projektträger Jühlich", einem Unternehmen des gleichnamigen Forschungsinstituts.
Doch gelegentlich kommt auch jemand vom Bundesbildungsministerium selbst, in diesem Fall Staatssekretär Michael Meister (CDU). Vermittelt hat den Besuch der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach. Meister war vorher Finanzpolitiker, wie Michelbach.
Aber nun geht es um innovative Hochschulprojekte: Die Creapolis erhält fünf Jahre lang Mittel vom Bund; weitere fünf Jahre sind möglich, wenn sich das Projekt gut entwickelt. Meister fragt den Projektleiter Markus Neufeld nach den nachhaltigen Effekten. Schließlich sollen die Förderprogramme die Forschung und damit die Wirtschaft voranbringen.
Was die Nachhaltigkeit der Creapolis angeht, hat der Coburger IHK-Präsident Friedrich Herdan klare Vorstellungen: Es müsse mehr Unternehmensgründungen geben, fordert er, und da habe ja die Schlachthofvilla noch nicht viel vorzuweisen. In der Schlachthofvilla residieren die Creapolis mit ihrem "Maker-Space" (eine top ausgerüstete Werkstatt für alle) und obendrüber der Verein Zukunft.Coburg.Digital, der Voraussetzungen schaffen soll für eine digitale Gründerszene.
Gründungen sind aber nicht das erste Ziel der Creapolis: Menschen zusammenbringen, die Möglichkeit eröffnen, kreativ Neues zu schaffen, beschreibt Neufeld die Aufgabe des Maker-Space. Natürlich stehe die Creapolis auch den Unternehmen offen, die die Angebote durchaus auch nutzen. Und immer wieder erwachsen aus der Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschule neue Forschungsprojekte. Neufeld verweist auf die Zahl der Förderanträge. "Ich wünsche mir, dass die Offenheit der Deutschen Forschungsgesellschaft für Anträge aus Fachhochschulen steigt", kommentiert der Staatssekretär.
Was Existenzgründungen angeht, hat die Hochschule Coburg auch schon Anläufe unternommen. "Doch der Antrag wurde leider abgelehnt", sagt Hochschul-Vizepräsidentin Aileen Funke, in der Hochschulleitung zuständig für die Creapolis. Beim Nachfolge-Antrag für die Creapolis sei dieser Punkt möglicherweise dabei. "Wir wollen Zukunft.Coburg.Digital aber nicht das Wasser abgraben", betont Funke.
Schon 460 Nutzer
"Da können Sie gar nichts abgraben", grummelt Herdan. "Was nutzt es, wenn ein Bespaßungssystem herauskommt?" Das war auch auf den Maker-Space gemünzt, der gut angenommen werde, wie Markus Neufeld berichtet: Schon 460 Menschen haben die Einführungskurse durchlaufen, die Voraussetzung dafür sind, dass man die Schreinerwerkstatt, den Lasercutter oder den 3D-Drucker benutzen darf. Das sei eine sehr hohe Zahl, auch gemessen an ähnlichen Einrichtungen in Großstädten, sagt Aileen Funke. Neufeld ist jedenfalls zufrieden mit dem Zuspruch, den die Angebote in der Schlachthofvilla erfahren. Als dort ein Vortrag über Demenz angeboten wurde, habe man zahlreiche Zuhörer wegen Überfüllung abweisen müssen. "Wir sind zwar Hochschule, aber wir sehen nicht so aus." Hinsichtlich der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sei die Coburger Creapolis "weiter als viele andere", bestätigt Maya Schulte.