Wird Army-Ausfahrt reaktiviert?

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Die Luftaufnahme zeigt die Anschlussstellen zur A 73, die seit der Schießung des US-Standorts gesperrt sind. Die Brücke mit Ein- und Ausfahrten in beide Richtungen steht in der Verlängerung der Zollnerstraße und führt direkt in die ehemaligen Warner Barracks. Foto: Ronald Rinklef
Die Luftaufnahme zeigt die Anschlussstellen zur A 73, die seit der Schießung des US-Standorts gesperrt sind. Die Brücke mit Ein- und Ausfahrten in beide Richtungen steht in der Verlängerung der Zollnerstraße und führt direkt in die ehemaligen Warner Barracks. Foto: Ronald Rinklef

Durch die neue Akademie der Bundespolizei in den ehemaligen Warner Barracks rückt der Autobahnanschluss für das frühere Kasernengelände wieder ins Blickfeld. Seit dem Abzug der Amerikaner ist er gesperrt.

Jutta Behr-GRoh

Was den Amerikanern recht war, ist der Bundespolizei billig: Sie würde für ihr am 1. September eröffnetes Aus- und Fortbildungszentrum in Bamberg-Ost gern den vorhandenen Autobahnanschluss zur A 73 nutzen. Der ist allerdings stillgelegt, seit die letzten US-Soldaten im Spätsommer 2014 Bamberg verlassen haben. Was zur Folge hat, dass der Berliner Ring, der östlichste Abschnitt der Zollnerstraße und Teile der Hauptsmoorstraße einen Großteil des Autoverkehrs von und zur Polizeiakademie verkraften müssen.


Dienstschluss gestaffelt

Vor allem am Freitagnachmittag, wenn für 800 Polizeischüler das Wochenende beginnt, ist das Verkehrsaufkommen sehr hoch. Dass es bisher ohne Chaos abging, ist einem gestaffelten Dienstschluss zu verdanken, den Stadt und Bundespolizei von Anfang an vereinbart haben: 400 Polizeischüler werden freitags um 14 Uhr ins Wochenende entlassen, die andere Hälfte erst um 15.30 Uhr.
Das funktioniert laut Johannes Nagengast, Leiter der Stabsstelle Controlling und Öffentlichkeit im BPOLAFZ, recht gut. Damit sich niemand benachteiligt fühlt, werde alle zwei Wochen gewechselt: Einmal kommt die eine Gruppe in den Genuss des frühen Dienstschlusses, das nächste Mal die andere. "Die Ideallösung" wäre es aus seiner Sicht aber, wenn die Polizeischüler die Zollnerstraße in östlicher Richtung verlassen und direkt auf den Frankenschnellweg fahren könnten.


Erst zu einem Drittel belegt

Zumal die Zahl der Akademiebesucher bald zunehmen wird. Die nächsten 800 sollen im März 2017 kommen. Im Endausbau werden nach heutigem Stand 2400 junge Frauen und Männer in Bamberg ihre Ausbildung bei der Bundespolizei absolvieren.
Zuständige Behörde für die Autobahnanbindung der ehemaligen Warner Barracks ist die Autobahndirektion Nordbayern mit Sitz in Nürnberg. "Die Bitte, die ,Armee-Ausfahrt‘ für das Ausbildungszentrum der Bundespolizei zu öffnen, ist von verschiedenen Seiten an uns herangetragen worden", lässt Pressesprecherin Edith Kolarik auf Anfrage wissen. Man prüfe derzeit, ob, und wenn ja, unter welchen Bedingungen die Ausfahrt genutzt werden könnte.
Ein erhebliches Problem stellt es aus Sicht der Autobahndirektion dar, dass die Ausfahrt relativ nah zu den Anschlussstellen Memmelsdorf und Bamberg-Ost liegt. "Eine regelkonforme Beschilderung" sei auf dieser kurzen Strecke nicht möglich, sagt Kolarik. Die Frage der Unterhaltskosten soll noch kein Thema sein und ist angeblich nicht entscheidend. In die Gespräche um die Autobahnanbindung der Polizeiakademie sind auch die beiden Bamberger Bundestagsabgeordneten eingebunden. Beide, Thomas Silberhorn (CSU) und Andreas Schwarz (SPD), befürworten die Öffnung des vorhandenen Anschlusses für die Bundespolizei und setzen sich - jeder auf seine Weise - wenigstens für eine zeitlich beschränkte Nutzung am Freitagnachmittag ein.
Laut Thomas Silberhorn geht es in Bamberg-Ost um eine Einzelfallentscheidung, die die Autobahndirektion Nordbayern im Benehmen mit dem Bundesverkehrsministerium treffen müsse. Es dürfe kein Präzedenzfall geschaffen werden.


Kein Anschluss für Allgemeinheit

Die alte Armee-Ausfahrt entspricht laut Andreas Schwarz nicht dem in der Bundesrepublik üblichen Ausbaustandard. Weil sie aber nun einmal vorhanden ist und den Amerikanern getaugt hat, würden es die Steuerzahler seiner Meinung nach nicht verstehen, wenn man sie ungenützt ließe.
Dass Bamberg auf Höhe Zollnerstraße eine zusätzliche öffentliche Anschlussstelle an die A 73 bekommen könnte, schließen beide Politiker aus. Auch im Rathaus glaubt man nicht daran.
Die Stadt habe sich mit diesem Ansinnen schon einmal eine Abfuhr bei der Autobahndirektion in Nürnberg eingehandelt, berichtet Harald Lang, der Leiter des Amtes für Strategische Entwicklung und Konversionsmanagement im Rathaus. Der Vorstoß soll vor geraumer Zeit erfolgt sein, als die Polizei-Akademie in Bamberg noch kein Thema war. Einer reinen Betriebsausfahrt für den neuen Hauptnutzer der ehemaligen Warner Barracks gibt Harald Lang Erfolgschancen.
Johannes Nagengast stimmen die Gespräche, die es mit den verschiedenen Beteiligten gab, zuversichtlich. Er sagt: "Da ist Bewegung drin." Die nächste Besprechung sei im Januar geplant.
Nach Verkehrszählungen, die im Auftrag der Stadt Bamberg am 20. und 21. Oktober durchgeführt wurden, sind es vor allem die Zollner- und die
Hauptsmoorstraße, die vor und nach Dienstschluss in der Polizei-Akademie deutlich mehr Autos als früher verkraften müssen. Klagen über die Verkehrszunahme scheint es im Stadtteil Gartenstadt trotzdem nicht zu geben. Ihm seien jedenfalls noch keine zu Ohren gekommen, sagt Matthias Neller, der Erste Vorsitzende des Bürgervereins. Man ist im Stadtteil nach seinen Worten "froh, dass die Bundespolizei da ist".