"Wir sind die Problemlöser"

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Alles im Blick: Detlef Friedrich ist Schwimmmeister im rund 60 000 Quadratmeter großen Hallstadter Freibad. Fotos: Matthias Hoch
Alles im Blick: Detlef Friedrich ist Schwimmmeister im rund 60 000 Quadratmeter großen Hallstadter Freibad.  Fotos: Matthias Hoch
Redakteur Sebastian Martin traf Detlef Friedrich an einem heißen Tag. "Heute wird es noch voll", prophezeite Friedrich. So kam es auch.
Redakteur Sebastian Martin traf Detlef Friedrich an einem heißen Tag. "Heute wird es noch voll", prophezeite Friedrich. So kam es auch.
 

Der Mann passt auf, dass im Hallstadter Freibad alles in geordneten Bahnen verläuft. Schwimmmeister Detlef Friedrich spricht über seine Arbeit und den Grund, warum er nur selten selbst ins Wasser geht.

Detlef Friedrich verbringt sechs Tage in der Woche unter freiem Himmel im Hallstadter Bad. Einen Sonnenbrand hat er sich dabei bisher nicht geholt. "So empfindlich bin ich nicht", sagt der 47-Jährige, der ursprünglich gar nicht den Plan hatte, Schwimmmeister zu werden.

Sie arbeiten dort, wo andere gerne ihre Freizeit verbringen - ein entspannter Job ...
Detlef Friedrich: Das mag auf den ersten Blick so ausschauen, ist aber leider oft anstrengender als es scheint. Es gibt auch Stressmomente, wenn wir Erste Hilfe leisten oder nervösen Badegästen helfen, die ihre Kinder suchen. Es ist also nicht so, dass wir den ganzen Tag in der Sonne stehen, sondern viele verantwortungsvolle Aufgaben wahrnehmen müssen.

Wie sieht Ihr Tag aus?
Wir haben zwei Schichten: von 5.30 Uhr bis 14.30 Uhr oder von 14 bis 23 oder 24 Uhr. Wir arbeiten ungefähr zehn Stunden, vor allem, wenn heißes Sommerwetter herrscht.

Holt man sich da als Schwimmmeister manchmal einen Sonnenbrand?
Nein, wir sind ja Profis. Wir haben unsere Sonnenschirme schon so positioniert, dass wir uns ab und zu mal in den Schatten stellen können. So empfindlich bin ich ohnehin nicht!

Wie sieht die Arbeit des Schwimmmeisters aus?
Wir sind hauptsächlich mit dem Problemlösen unserer Gäste beschäftigt, wenn jemand sein T-Shirt vermisst oder Ähnliches - meist geht es um Kleinigkeiten, die aber für den Badbesucher sehr wichtig sind, damit er sich bei uns rundum wohlfühlt.

Hören die Leute auf Sie?
Im Großen und Ganzen schon - außer die Jugendlichen, aber das ist ja fast normal...

Gehört es auch zum Job, bei den Jüngeren die richtige Ansprache zu finden?
Ja, ich probiere es immer auf die freundschaftliche Art, wenn es allerdings nicht klappt, muss ich auch mal härter durchgreifen, schließlich müssen alle irgendwie aufeinander Rücksicht nehmen.

Aber meist sind die Badegäste freundlich?
Ja, auf jeden Fall. Man hat es meist mit netten Leuten zu tun, die sich für jedes Pflaster und jede andere Gefälligkeit bedanken.

Was ist die häufigste Frage, die Sie gestellt bekommen?
Wie warm ist Euer Wasser heute? Wann habt Ihr geöffnet? Wann macht das Bad zu? Es sind eigentlich immer die gleichen Fragen...

Gehen Sie auch mal schwimmen?
In der Arbeitszeit natürlich nicht. Und nach der Arbeit, wenn man Spätschicht hat, ist man oft allein, dann sollte man nicht mehr ins Wasser gehen. Kollegen in anderen Bädern sind bereits ertrunken oder haben dabei einen Herzinfarkt erlitten. Darum sage ich zu den Kollegen: Schwimmen, gerne, aber bitte nie alleine! Ich gehe eigentlich selten oder gar nicht ins Becken.

Nie?
Berufsmäßig schon, wir müssen ja unsere Rettungsübungen regelmäßig trainieren, aber sonst nicht.

Ist das wie bei einem Koch, der zu Hause auch nicht mehr kochen will?
So ähnlich, ja (lacht). Und wenn ich schwimmen gehe, dann gehe ich ganz gerne in einen See, da ist es etwas ruhiger. Weil ich den ganzen Tag Trubel um mich habe, vermeide ich mittlerweile privat größere Menschenansammlungen und genieße die Ruhe.

War das Ihr Traumberuf?
Eigentlich nicht. Ich war Polsterer, bis die Knie nicht mehr mitgemacht haben... Dann habe ich umgeschult. Was viele nicht wissen: Um Bademeister zu werden, muss man drei Jahre lernen!

Schwimmen sollte man logischerweise können...
Schwimmen sollte man einigermaßen können, ja (lacht). Man muss keine Olympianorm erfüllen. Es reicht, wenn man ein guter Schwimmer ist.

Hatten Sie persönlich schon einmal einen Vorfall hier?
Ich hatte Gott sei Dank noch keinen. Ich hoffe, das bleibt so.

Zu was raten Sie bei heißem Wetter?
Schatten, Schatten, Schatten - davon haben wir hier im Freibad Hallstadt eigentlich genug. Viele legen sich dennoch mitten in die Sonne, dabei ist viel Schatten und Trinken sehr wichtig!

Und mit Sonnencreme einschmieren?
Klar, das auch! Aber eigentlich ist das schlecht für mich, beziehungsweise mein Wasser ...

Warum?
Weil meine Wasserqualität darunter leidet (lacht). Das ist, wie wenn man Öl ins Wasser schüttet. Dann muss ich bei der Wasseraufbereitung nachsteuern...

Wie fällt Ihr bisheriges Fazit mit Blick auf die Saison aus?
Miserabel. Wir haben zwar dadurch, dass in Bamberg die Saisonkarten gestrichen wurden, mehr Zulauf an reinen Saisonschwimmern - früher hatten wir jeden Tag rund 100, nun sind es etwa 150. Aber die richtig warmen Tage haben gefehlt, an denen mal über 1000 Besucher da waren.

Wie viele Besucher haben Sie im Schnitt in der Saison?
80 000 Besucher sind normal. Letztes Jahr hatten wir 100 000. Heuer werden wir geschätzt vielleicht auf 70 000 kommen. Es hängt stark vom Wetter in den Sommerferien ab, wenn es drei oder vier Wochen durchregnet, dann wird es nichts. Bei 25 Grad kommt ja auch keiner... erst ab 30 Grad, obwohl wir tolle beheizte Becken haben.

Der Parkplatz ist voll heute...
Ja, aber da geht noch mehr. Wir schaffen gerade weitere Parkplätze auf der ehemaligen Minigolfanlage.

Die Leute, wann kommen die?
Meist ab 14 Uhr. In den Ferien und am Wochenende kommen sie schon früher.

Gibt es einen Lieblingsplatz für Sie?
Da unten vor dem Durchschreitebecken im Schatten! Da kann man sich auch mal reinstellen (lacht). Oder mir kaltes Wasser über den Arm laufen lassen, wenn es richtig heiß ist.

Sie müssen überall sein?
Wir laufen unsere Runden. Es ist ja von den Badegästen gewünscht, dass wir uns überall mal sehen lassen, die Gäste sollen sich ja auch sicher fühlen und wir möchten immer ansprechbar sein.

Man muss schon kommunikativ sein?
Ja, auf jeden Fall. Es ist manchmal nicht einfach, wenn alle was von einem wollen, aber dafür sind wir da. Ich sage immer, wir sind die Problemlöser!

Das Gespräch führte
Sebastian Martin.