Über den Landkreis Erlangen-Höchstadt sind am Donnerstagabend heftige Unwetter gezogen. Vor allem in Adelsdorf kam es in vielen Straßen zu Überflutungen. Manche fragen nun, welche Rolle das Neubaugebiet "Seeside" dabei gespielt hat.
Franziska Rieger
Einen Tag nach den heftigen Überschwemmungen in Adelsdorf hat sich der erste Schock gelegt. Die Einsatzkräfte ziehen bei einem Pressegespräch Bilanz. "Ich habe immer gehofft, dass es wieder nachlässt", sagt Rainer Hubert, Zweiter Kommandant der Adelsdorfer Feuerwehr.
In manchen Häusern seien vor allem nicht funktionierende oder fehlende Rückstauklappen ein Problem gewesen, berichtet Bürgermeister Karsten Fischkal (FW). Er betont, wie wichtig es sei, dass diese auch funktionieren. "Häuser, die regelmäßig gewartet werden, hatten keine Probleme", sagt er.
Dass sich das Wasser trotzdem seinen Weg bahnen kann, musste er selbst erfahren. Er selbst habe Rückstauklappen, trotzdem stand das Wasser 1,40 Meter in seinem Keller. Erschwerend zu den Regenfällen sei der starke Wind gekommen, betont Adelsdorfs Zweite Bürgermeisterin Jutta Köhler. So konnte das Wasser oftmals über die Fenster eindringen.
79 Einsätze in Adelsdorf
79 Mal wurde die Feuerwehr in Adelsdorf alarmiert. Besonders stark betroffen waren die Schillerstraße, die Jahnstraße, die Maria-Ludwig-Straße, die Adalbert-Stifter-Straße, die Beethovenstraße, die Bahnhofstraße, die Albert-Schweitzer-Straße, die Siedlung Frankenring samt Grünsee, sowie das Neubaugebiet Reuthsee ("Seeside").
Wasser kam aus Neubaugebiet
Gegen 18.30 Uhr setzte der Starkregen die Straßen in Adelsdorf unter Wasser. Die Wassermassen spülten den Schlamm vom Neubaugebiet Reuthsee in die Jahnstraße und in die Bahnhofstraße, wo das Gemisch nicht nur die Straßen überflutete, sondern auch in etliche Keller floss. Wie die Feuerwehr Adelsdorf mitteilt, ging gegen 19.20 Uhr der erste Alarm ein. "Reißender Bach in der Bahnhofstrasse" lautete die erste Meldung. Aus dem Neubaugebiet Reuthsee bahnten sich die Wassermassen ihren Weg durch die Gärten bis zum alten Bahnhof. Mehrere Nachbarfeuerwehren mussten nachalarmiert werden.
Welche Rolle das Neubaugebiet bei den Überflutungen tatsächlich gespielt hat, war auch Thema bei dem Pressegespräch am Freitag.
CSU-Gemeinderat Uwe Pöschl meinte dazu: Befürchtungen, dass es durch das Baugebiet "Seeside" zu Problemen beim Wasserablauf kommen könnte, habe es ja gegeben. Nun müsse man überprüfen, welche Rolle das Neubaugebiet bei den jüngsten Überschwemmungen gespielt hat. Das Kanalsystem sei nicht überlastet gewesen, nur an einem Gullideckel sei das Wasser herausgesprudelt, berichtet Markus Steger, Bereichsleiter der Kläranlage Adelsdorf. "Wir hatten Glück, dass es kein Hochwasser gab. Das wäre der Super-Gau gewesen", sagt Steger. Die Regenrückhaltebecken seien alle voll gelaufen, planmäßig liefen sie in die Aisch über.
Starke Regenfälle
Besonders erschwerend sei gewesen, dass der Regen in kurzen starken Niederfällen gekommen war. Dadurch konnte der Boden nicht mehr viel Wasser aufnehmen.
Insgesamt waren über 130 Einsatzkräfte unterwegs, um Keller auszupumpen und die Straßen von dem Schlamm zu befreien. Darunter waren die Feuerwehren Adelsdorf, Neuhaus, Aisch, Höchstadt, Gremsdorf und Buch. Außerdem waren das THW Baiersdorf und das BRK im Einsatz. Gegen 1 Uhr in der Nacht war der Einsatz beendet, erklärt Rainer Hubert, Zweiter Kommandant der Feuerwehr Adelsdorf.
"Es war bemerkenswert, wie ruhig die Arbeiten abgelaufen sind", sagt Bettina Pöschl vom BRK. Man habe gemerkt, dass jeder seine Aufgabe im Griff hatte. Die Polizei musste die B 470 zwischen Adelsdorf und Zeckern einige Zeit wegen Überflutung sperren.
Nicht nur in Adelsdorf wurden die Einwohner von den Überschwemmungen getroffen. Eine Frau aus Aisch berichtet unserer Zeitung, dass das gesamte untere Stockwerk ihres Hauses geflutet sei. "Wir haben ein Haus am Hang in Aisch und wir haben Schlafräume und Bad unten.
Das Wasser stieg in der Badewanne und in der Toilette hoch und überschwemmte das ganze Stockwerk", sagt sie. Weil sie selbst nicht zuhause war, schauten Nachbarn zu dem Haus. Die konnten aber auch nicht mehr viel gegen die steigenden Wassermassen ausrichten.
Mann rutscht auf Treppe aus
Wasser im Keller wurde einem Mann in Aisch zum Verhängnis. In der Nacht auf Freitag wollte der 70-Jährige an seinem Anwesen in Aisch nach dem Rechten sehen. Er rutschte hierbei jedoch auf der Treppe aus und stieß mit dem Kopf gegen die Stufen, wie die Polizei mitteilte. Dabei zog er sich eine leicht blutende Platzwunde am Kopf zu und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Auch andere Orte im Landkreis waren betroffen. Das teilt Kreisbrandinspektor Stefan Brunner mit. In Kleinseebach wurden mehrere Keller überflutet und Kanaldeckel aus der Straße gedrückt. Aus dem Markwald lief das Wasser Richtung Baiersdorf und überflutete die Straße rund 40 Zentimeter.
Großeinsatz auch andernorts
Auch die Wehren Hemhofen/Zeckern und Röttenbach waren im Großeinsatz. Zwischen den Gemeinden überflutete das von den Feldern laufende Wasser die Straße, in zahlreiche Keller drang Wasser ein.
A 73 überspült
Um 18.57 Uhr wurde die Feuerwehr Baiersdorf auf die A 73 gerufen, die zwischen Baiersdorf-Nord und Forchheim-Süd ebenfalls rund 30 Zentimeter überflutet war. Hier floss das Wasser jedoch schnell wieder ab, so dass kein Eingreifen der Feuerwehr mehr notwendig wurde.
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