Wer hat für knapp 2500 Euro getankt, und wo ist die Karte?

2 Min

In einer Sicherheitsfirma ist eine sogenannte Poolkarte verschwunden. Dabei handelt es sich um eine Tankkarte, die nicht für ein spezielles Dienstauto, sondern für jedes Fahrzeug verwendet werden kann...

In einer Sicherheitsfirma ist eine sogenannte Poolkarte verschwunden. Dabei handelt es sich um eine Tankkarte, die nicht für ein spezielles Dienstauto, sondern für jedes Fahrzeug verwendet werden kann. 43 mal wurde die Karte zwischen 24. April 2017 und 30. Januar 2020 benutzt, davon mehrmals in Euerdorf, Schondra und Bad Kissingen. Entstandener Schaden: 2490,91 Euro. Jetzt stehen ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma und seine Frau in Bad Kissingen vor Gericht. Sie werden des gemeinschaftlichen und gewerbsmäßigen PC-Betrugs in 43 Fällen beschuldigt. Die beiden bestreiten jedoch vehement, die Tankkarte benutzt zu haben.

Jeder der beiden Angeklagten hatte zur Gerichtsverhandlung einen Verteidiger mitgebracht, und jeder Verteidiger hatte eine dicke Mappe dabei. Gut eine halbe Stunde dauerte jeweils die Verlesung der Angaben mit Datum, Uhrzeit und Begründung, warum der oder die Angeklagte die Betankung nicht durchgeführt haben kann. Darunter waren auch mehrere Auslandsaufenthalte, bei denen die Angeklagten nicht in der Nähe der jeweiligen Tankstelle waren.

Als Zeugen geladen waren der Mitarbeiter, der die Poolkarte an den Angeklagten heraus gegeben hatte, dessen späterer Vorgesetzter, der Firmenanwalt und die ermittelnde Polizistin. Der Mitarbeiter fand es keineswegs ungewöhnlich, dass sein Chef die Poolkarte haben wollte, obwohl dieser eine eigene Tankkarte für sein Dienstfahrzeug hatte. "Er sagte, er hätte seine vergessen, es war auch nicht das erste Mal" und "er war mein Chef, da fragt man doch nicht nach". Erst als die Karte nicht zurückgegeben wurde, fragte er nach. Der Chef habe sich rausgeredet. Und als er kurz darauf die Firma endgültig verlassen habe, informierte der Mitarbeiter den kommissarischen Vertreter, dass die Poolkarte fehle und benötigt werde.

Der gab eine neue Tankkarte aus, damit war für ihn das Thema erst einmal erledigt, wie er vor Gericht erläuterte. Er habe nicht gewusst, was der Angeklagte bei seinem Ausscheiden am anderen Standort der Firma abgegeben hat und habe erst von der Polizei erfahren, dass die Karte immer noch fehlt.

Die Polizei hatte der Firmenanwalt eingeschaltet, der ebenfalls vor Gericht aussagte. Obwohl der Angeklagte die Firma bereits Mitte 2017 verlassen hatte, sei das Fehlen der Poolkarte erst im Dezember 2019 aufgefallen. Denn die Tankkarten laufen alle drei Jahre ab und werden dann eingezogen und ersetzt. Die Poolkarte sei zunächst nicht dem Angeklagte zugeordnet gewesen. Erst als das Fehlen auffiel, habe man festgestellt, dass er der letzte war, der die Tankkarte hatte und die Betankungen seien alle in der Gegend seines Wohnortes erfolgt.

"Die Firma hat etwa 2000 Fahrzeuge deutschlandweit, die Verwaltung regelt ein Fleetmanagement", erläuterte der Anwalt. Der Code für die Betankung ist der Kilometerstand plus eine vierstellige Zahl, die auf der Kartenhülle steht. Der Kilometerstand habe bei dieser Karte kein System gehabt, was er persönlich auffällig fand, so der Zeuge. Man habe die Karte dann nicht gesperrt, um der Polizei bei den Ermittlungen zu helfen.

Die ermittelnde Polizistin informierte den Tankstellen-Inhaber über die Kartennummer. Und tatsächlich konnte dieser sich das Auto-Kennzeichen der Frau notieren, die mit dieser Karte getankt hatte. Das Passamt hatte nur ein altes Foto der Verdächtigen, also fertigte die Zeugin ein neues an und der Tankwart identifizierte aus sieben Frauen die Angeklagte.

Vier Zeugen und drei Stunden Verhandlung konnten kein Licht ins Dunkel bringen. Und so wurde ein weiterer Gerichtstermin festgesetzt, zu dem drei weitere Zeugen geladen werden. Das angeklagte Ehepaar muss nicht mehr erscheinen, den Rest übernehmen dessen Anwälte. Der Prozess wird fortgesetzt.