Wenn Platten zum Politikum werden

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Siegfried Beyer
Siegfried Beyer

Heiß diskutiert wurde in der Bürgerversammlung die Instandhaltung des Friedhofs von Reichenbach. Die Anlage wurde von der Gemeinde in den 1970er Jahren ange...

Heiß diskutiert wurde in der Bürgerversammlung die Instandhaltung des Friedhofs von Reichenbach. Die Anlage wurde von der Gemeinde in den 1970er Jahren angelegt. Inzwischen sind die Wege in einem schlechten Zustand. Die Platten haben sich verlegt, es gibt einige Stolperstellen.
Die Wege herzurichten ist entweder Aufgabe der Grabbesitzer oder der Kommune. Letztere müsste die dafür entstehenden Kosten allerdings auf die Grabstellen umlegen, denn der Friedhof muss kostendeckend betrieben werden.


Wer muss sich kümmern?

Darüber bestand in der Zusammenkunft aber nicht unbedingt Einigkeit. Gemeinderätin Anni Reuther hatte als Alternativvorschlag an dem von ihr gepflegten Grab die Wegplatten entfernt und durch Kies ersetzt. Dieser Vorschlag fiel allerdings bei den Reichenbachern ohne Ausnahme durch. Einen Kiesweg könne man schlecht sauber halten. Außerdem würde er gleich zerstört, sobald ein neues Grab ausgehoben werde. Und wahrscheinlich müsste man den Kies alle ein bis zwei Jahre neu ausbringen. Man lege keinen Wert darauf, "dass in Reichenbach der einzige Friedhof in ganz Deutschland ist mit so Kies-Zeug", wie es hieß. Der Plattenweg wäre schon gut, vorausgesetzt, die Grabbesitzer würden sich darum kümmern, lauteten mehrere Zwischenrufe.
Aber gerade dem ist nicht so. Wo die Platten nicht selbst instandgehalten werden, müsste die Gemeinde handeln, so Bürgermeister Siegfried Beyer, der darauf hinwies, dass die Kosten hierfür nicht aus der Gemeindekasse fließen dürften, sondern umgelegt werden müssten. "Warum eigentlich?", wurde gefragt. "Für Wanderwege habt ihr doch auch Geld." Warum sei man dann bei den paar Metern Friedhofsweg geizig? Der Bauhof schneide doch auch Hecken; wenn der Bauhof die Friedhofswege in Ordnung bringen würde, könnte man das doch als Heckenschneiden deklarieren, so ein Tipp an die Verwaltung für eine trickreiche Abrechnung.
Beyer stellte schließlich den Wunsch der Reichenbacher "zur Information für den Gemeinderat" zur Abstimmung. Mit dem einmütigen Resultat: Kein Kies, die Platten sollen bleiben und befestigt werden. Zuständig seien die jeweiligen Grabbesitzer vor und links ihrer jeweiligen Grabstelle. Der Weg am Eingang sei Sache der Gemeinde. Mit diesem Thema wird sich der Gemeinderat schon am kommenden Montag beschäftigen.
Nach Jahren der Stagnation, in der die Gemeinde praktisch handlungsunfähig gewesen sei, zeichnete Bürgermeister Siegfried Beyer nun ein positiveres Bild. Als Konsolidierungsgemeinde und als Schlusslicht bei den Steuereinnahmen habe Presseck seit 2014 etwa eine Million Euro als Stabilisierungshilfen zum Schuldenabbau bekommen. Und man könne nun auch mit Zuschüssen bis zu 90 Prozent wieder investieren. So habe man 330 000 Euro in die Kinderbetreuung gesteckt und für 300 000 Euro die Fabrikstraße erneuert sowie eine Million Euro für Straßensanierungen aufgewendet. Renoviert und weiter vermietet worden sei das alte Rathaus, das Rathaus und das Arzthaus habe man saniert und barrierefrei gemacht, marode Anwesen und Industriebrachen angekauft und abgerissen, eine Halle für den Bauhof gebaut und den Breitbandausbau weiter verbessert.
Jetzt steht laut Beyer die Sanierung des Schulhauses an, die etwa 4,6 Millionen Euro verschlingen werde. Das Gebäude solle dann auch für die Kleinkinderbetreuung genutzt werden, da der Kindergarten abermals voll ausgebucht sei.


Schulden abgebaut

Der Schuldenstand konnte laut Bürgermeister in zehn Jahren von 2,1 Millionen auf aktuell 936 000 Euro gesenkt werden.
Am Knock sei ein Info-Zentrum mit öffentlichen Sanitäranlagen und einem Niedrigkletterseil-Garten geplant, im Lautengrund eine Kneippanlage. Dies alles tue man, um dem demografischen Wandel zu trotzen und Presseck als Wohnort attraktiver zu machen. Probleme, so Beyer, bereite zunehmend die alternde Wasserversorgung. 100 000 Euro müsse man im Jahr für die Reparatur von Rohrbrüchen aufwenden, die Hauptleitung nach Trottenreuth müsse heuer ganz erneuert werden.