Wegen Sharon Stone

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Markus Häggberg Wo beginnen? Was ich jetzt erzähle, klingt reichlich verrückt, ist aber so passiert. Das macht es allerdings auch nicht besser. Vielleicht könnten die besonderen Umstände dieser Corona...

Markus Häggberg Wo beginnen? Was ich jetzt erzähle, klingt reichlich verrückt, ist aber so passiert. Das macht es allerdings auch nicht besser.

Vielleicht könnten die besonderen Umstände dieser Corona-Zeit wenigstens eine mildernde Erklärung liefern, aber ich gebe zu, dass sie auf wackeligen Füßen stünde. Ich möchte an dieser Stelle nur eindringlich betonen, dass wir alle Menschen sind und somit hoffend und schwach und mit Fehlern. Also es war so, dass ein alter Spezi, mit dem ich schon seit Monaten keinen Umgang mehr pflegte, vor ein paar Tagen mit einer Bitte an mich herantrat.

Hans, so heißt er, hat nämlich aufmerksam die Boulevard-presse verfolgt, wozu er coronabedingt jetzt ja auch mehr Zeit hat. Abgesehen davon stellen die aktuellen Umstände an uns auch verstärkt die Frage, um was es im Leben geht, ob wir nicht auch mal etwas verändern oder Neues wagen sollten. Da greift man schon mal nach auch dünneren Strohhalmen.

Wie ich Hans einschätze? Er ist vielleicht ein bisschen kapriziös, aber durchaus lebenstauglich. Und er hat Fantasie. Man könnte auch sagen, dass da noch einer Visionen hat. Na jedenfalls las er, dass die amerikanische Schauspielerin Sharon Sto ne einen neuen Freund sucht. Sie sei da wohl auf so einer Dating-Plattform unterwegs gewesen und das geisterte nun durchs Internet. Hans fand Sharon Stone immer schon toll. Man kann sagen, dass sie absolut sein Typ ist, und nun bat er mich, doch mal zu recherchieren, wie er sie telefonisch oder per Mail erreichen könnte.

Nachdem ich mich bei Hans erkundigte, wie es so gesundheitlich um ihn steht und ob er ausreichend Schlaf abbekommt, versprach ich ihm, mich um die Sache zu kümmern. Über dunkle Kanäle (New York - Kairo - Budapest) stellte ich meine Anfrage und über dunklere Kanäle (Schwürbitz - Mitwitz - Gleiwitz) erhielt ich Kenntnis von einer Telefonnummer in Los Angeles. Die teilte ich Hans mit und da wir nun schon mal wieder so nett Kontakt hatten, plauschten wir jetzt etwas ausführlicher miteinander.

Dabei kam natürlich zur Sprache, dass Sharon Stone bei einer Szene in dem Film "Basic Instinct" kein Unterhöschen trug. Hans erwiderte nur, dass er das Sharon nie übel genommen habe und den Film auch besitze. "Du weißt aber schon, dass du bei eurem ersten Date kein Unterhöschen tragen musst?", fragte ich ihn neckend. "Na klar, Markus, das weiß ich doch", gab Hans fröhlich-ausgelassen zurück und stellte eine Gegenfrage.

Er wollte wissen, ob er Sharon Stone besser in dieses oder jenes Lichtenfelser Café einladen sollte. Eine kniffelige Frage, weil in jenem Café der Kaffee besser ist, in dem anderen aber das Gebäck, dummerweise der Stone aber Kaffee und Gebäck gleichermaßen wichtig sind. Das ist ja weithin bekannt. Hans nickte und ich glaube, er sah das ein. Dabei schaute er sehr traurig drein, und man sah ihm an, dass es ihn nach einer Lösung verlangte. Oder wenigstens nach einem Plan zum weiteren Vorgehen.

"Die Zeit drängt, eine Frau wie die Sharon bleibt ja nicht lange alleine und ich möchte ihr schon einen konkreten Vorschlag machen - also was mache ich denn jetzt als nächstes?", sagte er sehr leise. In solchen Momenten kann ich nicht anders, ich werde weich und so gut ich es halt kann, biete ich meine Hilfe an. Vor allem, wenn es sich um einen alten Spezi von mir handelt, bin ich mir das schuldig. "Jetzt beruhigst du dich erst mal, gehst in dich und checkst mal ab, in welchem der beiden Cafés man dich schon ohne Unterhose kennt und das schlägst du der Sharon dann vor", riet ich ihm. Ich habe jetzt schon länger nichts mehr von ihm gehört.