Was der junge Schürzenjäger und Verseschmied in Ebern suchte und fand

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Zwischen seinem 21. und 40. Lebensjahr verbrachte Rückert viel Zeit in Ebern. Ab 1809 wirkte dort sein Vater, der Advokat Johann Adam Rückert als Rentamtsvorsteher. Das Wohnhaus der Familie beherbergt...

Zwischen seinem 21. und 40. Lebensjahr verbrachte Rückert viel Zeit in Ebern. Ab 1809 wirkte dort sein Vater, der Advokat Johann Adam Rückert als Rentamtsvorsteher. Das Wohnhaus der Familie beherbergt bis heute das Finanzamt. Der junge Friedrich hatte gerade in Würzburg Jura, Philologie und Ästhetik studiert und konnte mit den Bewohnern in der Kleinstadt Ebern - damals hauptsächlich Bauern und Handwerker - wenig anfangen. 1814, als er sich nach kurzer Zeit als Gymnasiallehrer in Gera wieder mal im Elternhaus eingenistet hatte, klagte er über Ebern "hier ist keine Seele, außer einige Tabakraucher, Biertrinker, Kegelschieber und Mädchenjäger."

Aber mindestens dreien der angeprangerten Laster, dem Tabak, dem Bier und den Mädchen frönte er selbst. Den Röcken muss der spätere Vater von zehn Kindern regelrecht nachgestiegen sein.

Innerhalb weniger Monate verknallte er sich mehrfach in Mädels aus der Umgebung: Bekannt wurde seine Liebschaft mit der 15-jährigen Agnes Müller in Rentweinsdorf. Als diese an den Folgen eines Blutsturzes plötzlich starb, verfasste er den Sonettenkranz "Agnes - Bruchstücke einer ländlichen Totenfeier". Nach kurzer Zeit warf er ein Auge auf Maria Elisabeth Geuß, die Wirtstochter im Gasthaus "Specke" (Eyrichshof). Die Angebetete aber zeigte dem jungen Doktor die kalte Schulter.

Der schwierige fränkische Dialekt

Der verhinderte Galan bekennt im "Liebesfrühling", dass er mit mit seinem hochdeutschen Verstand am fränkischen Dialekt gescheitert ist: "O wenn ich doch nur rede könnt / gut fränkisch wie mei Mädle, dass sie besser mich verständ / des Nachts am Fensterlädle". Koran-Übersetzungen waren für ihn kein Problem, aber der fränkische Dialekt, da musste er passen. Der "Marielies", wie sie genannt wurde, widmete Rückert 70 Gesänge, den bekannten Zyklus "Amaryllis".

Der produktive Rückert, der einige 1000 lyrische Werke hinterließ, zählte zu den meistgelesenen Poeten seiner Epoche.

Populär machten ihn seine "Geharnischten Sonette". Die schrieb er aus Frust, weil er trotz mehrfacher Bewerbungen nicht am Krieg gegen Napoleon teilnehmen durfte. Grund für die Ablehnung war seine gesundheitliche Anfälligkeit. So schickte er dem in Leipzig geschlagenen, flüchtenden Kaiser der Franzosen 47 Glimpf- und Schimpflieder hinterher ("Kann denn kein Lied / krachen mit Macht / so laut wie die Schlacht / hat gekracht in Leipzigs Gebiet?"). So was kam an in der vom Liberalismus geprägten Zeit. Rückert wurde als politischer Lyriker der Befreiungskriege bekannt. Die Bedeutung seiner vielfach vertonten Dichtung wird beispielsweise bei den "Eberner Musiktagen" hochgehalten. Heute schätzt man ihn vor allem wegen seiner Übersetzungsleistung und als Begründer der deutschen Orientalistik.

Auf Schritt und Tritt

Rückert begegnet Besuchern in Ebern auf Schritt und Tritt: als Namensgeber des Gymnasiums, in der Rückertgasse, anhand einer Tafel am Finanzamt, einem Stein am Friedrich-Rückert-Weg, einem ihm gewidmeten Teil des Anlagenrings samt Denkmal und nun auch auf dem neuen Rückert-Rundweg. eki