Vor 55 Jahren war die A 3 ganz neu

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Dieser Plan des Streckenverlaufs der A 3 hing in einer Baubaracke in Höchstadt. Foto: Manfred Welker (Archiv)
Dieser Plan des Streckenverlaufs der A 3 hing in einer Baubaracke in Höchstadt. Foto: Manfred Welker (Archiv)

Als 1962 der Autobahnabschnitt zwischen Tennenlohe und Höchstadt-Ost für den Verkehr freigegeben wurde, hatten sich die Planer nicht träumen lassen, dass fünf Jahrzehnte später der sechsspurige Ausbau dringend nötig wird.

Vor 55 Jahren wurde der Autobahnabschnitt Tennenlohe - Höchstadt-Ost für den Verkehr freigegeben. Der damalige Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm durchtrennte am 17. Juli 1962 das weiße Band des 24,8 Kilometer langen Autobahnstückes als erstes, neu erstelltes Stück der Autobahn Nürnberg-Würzburg im Beisein des damaligen bayerischen Innenministers Alfons Goppel und gab es dadurch für den Verkehr frei.
Die 31 Bauwerke des Streckenabschnitts kosteten 20,5 Millionen DM. Die Brücke aus Spannbeton über das Aurachtal mit 301 m Länge, acht Feldern und einer maximalen Stützweite von 36 Metern zieht sich in 15 Metern Höhe über die Aurach. Insgesamt mussten 100,5 Millionen DM aufgewendet werden. Die Strecke war der erste, neue Autobahnabschnitt, der nach dem Krieg in Mittelfranken fertiggestellt werden konnte. Dazu mussten 300 Hektar Boden erworben werden, davon waren lediglich 30 Hektar Staatswald. Bis zur Fertigstellung wurden 260 000 Kubikmeter Mutterboden abgeschoben und 614 000 Kubikmeter Fahrbahndecken verbaut. In Summe handelte es sich um eineinhalb Millionen Tonnen Baumaterial.


Kanalbrücke ist schon erneuert

Das Verkehrsaufkommen hat die ursprünglichen Planungen weit übertroffen. Inzwischen steht der sechsspurige Ausbau der stark befahrenen Route an. Bereits im Jahr 2014 wurde eine Fahrtrichtung der Brücke über den Kanal bei Frauenaurach erneuert, im Jahr 2015 wurde die Brücke in Fahrtrichtung Norden in Angriff genommen. Die Stahlbrücke wurde vor Ort zusammengeschweißt und dann am 20. August 2015 unter anderem mit Hilfe eines Lastschiffes in seine Position gebracht. Der Ausbau auf sechs Spuren beschäftigt die Planer und die beteiligten Kommunen.
Der Weiterbau der A 3 und damit der Lückenschluss zwischen Frankfurt und Nürnberg sollte die B 8 entlasten und damit zur Verkehrslenkung sowie zur verkehrsmäßigen Erschließung Frankens beitragen. Dazu waren auch die Zubringer aus Bamberg, Bayreuth und Schweinfurt von erheblicher Bedeutung. Besser erschlossen werden sollten dadurch auch die Erholungsgebiete in Steigerwald, Spessart und Frankenwald.
In Bayern fiel am 18. Juli 1957 die Entscheidung für die Trasse Dettelbach-Schlüsselfeld-Höchstadt/Aisch-Tennenlohe (Nordlinie). Die neue Trasse sollte zwischen den Dörfern Steudach und Haundorf hindurchführen.
Baron Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, als Direktkandidat des oberfränkischen Wahlkreises 222 (Forchheim-Ebermannstadt-Höchstadt/Aisch) Mitglied des Deutschen Bundestages, sandte im Februar 1959 ein Schreiben an die Regierung von Oberfranken in Bayreuth und gab zu bedenken, dass die landwirtschaftliche Struktur von Haundorf bereits in den 1930er Jahren durch die Abgaben von Ackerland für den Flugplatz (die spätere Herzo-Base) stark geschädigt wurde. Durch die Trassierung für die Autobahn hätte Haundorf nochmals Einbußen zu erleiden. In Steudach würden dagegen 20 Tagwerk Ackerland sowie 40 bis 50 Tagwerk Gemeindeland brach liegen. Ein Teil davon käme nach einer Trassierung der Autobahn auf Haundorfer Flur zu liegen und sollte den Haundorfer Bauern als Entschädigung vorgeschlagen werden.
Wie Baron zu Guttenberg außerdem ausführte, könnte damit auch die geplante Autobahnunterführung zwischen der Ortschaft Steudach und den Steudacher Grundstücken hinfällig werden. Sein Vorschlag, auf den Bau der Autobahnunterführung zu verzichten, fand aber zum Glück für viele Pendler kein Gehör, denn für sie stellt sie eine wichtige Verbindung von und nach Erlangen dar.


Außenstelle in Höchstadt

Um den Bau der Autobahn vor Ort zu koordinieren, wurde die Außenstelle Höchstadt eingerichtet. Die Bauleitung für die Planungsstelle nahm dort am 15. Juli 1959 in einem eigenen Gebäude in der Kerschensteiner Straße ihren Betrieb auf.
Die Strecke zwischen Stockstadt und Erlangen-Frauenaurach war in 15 Abschnitte eingeteilt, die dann von unterschiedlichen Firmen ausgeführt wurden. Für den Autobahnbau wurden zuerst die Brückenbauwerke erstellt. Dann folgte der Erdbau, die Trasse wurde planiert sowie die Entwässerung in der Mitte der Fahrbahn und am Rand verlegt.
Am Abschnitt von Frauenaurach bis Höchstadt-Ost (Gremsdorf) war für die Erdarbeiten die Firma Friedrich Glass aus Heilbronn und Karlsruhe tätig, wo Herbert Warter aus Hesselberg mit der Arbeit begann. Diese größeren Abschnitte waren wiederum auf verschiedene Arbeitstrupps aufgeteilt. Ein Bauabschnitt reichte vom Autobahnparkplatz bei Kosbach bis kurz hinter Klebheim, der nächste ging dann bis Gremsdorf auf Höhe der B 470, wie sich Warter erinnert. Für die weiteren Arbeiten wurden Deckenbaubahnhöfe in Frauenaurach (jetzt der Standort von Caterpillar) in Gremsdorf an der Autobahnausfahrt (jetzt Gewerbegebiet) und in Schlüsselfeld (gegenüber der Firma Veit Dennert, jetzt Meißner und Schwarz) eingerichtet.


Gleisanschluss an der Baustelle

Am Deckenbaubahnhof gab es einen Privatgleisanschluss, unterschiedliche Umschlagsanlagen und Vorratslager, einen Mischplatz, Labore zur Bestimmung des Materials, Förderbänder, sonstigen Baustellenbedarf und die Unterkünfte für die Arbeiter.
Auf die vorbereitete Trasse wurde eine rund 60 cm dicke Schicht Frostschutz aus Kies aufgebracht. Auf dieser Grundlage konnten die Randstreifen mit 75 cm Breite angelegt werden, darauf lief dann der "Fertiger", mit dem die Teerschichten für die 7,50 Meter breite Fahrbahn aufgebracht wurden.
Für die einzelnen Bauabschnitte waren auch Arbeitskräfte aus der Region gesucht. Aus dem Steigerwald kamen jeden Tag Arbeiter mit dem Bus zur Baustelle. Rund 50 Einheimische aus dem Seebachgrund kamen zum Einsatz, Arbeiter aus anderen Teilen der Republik heirateten in der Region. Auch italienische Gastarbeiter waren bei der Autobahnbaustelle beschäftigt, sie wohnten in Baracken am Rande der Baustelle.