Von Politik bis Aphrodisiaka

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Die Kabarettistin Nessi Tausendschön mit ihrem Gitarristen William Mackenzie Foto: Richard Sänger
Die Kabarettistin Nessi Tausendschön mit ihrem Gitarristen William Mackenzie  Foto: Richard Sänger

Ein gebührender Abschluss für das Kulturfestival "hin & herzo": Nessi Tausendschön begeisterte mit ihrem Programm "30 Jahre Zenit" die Gäste.

Herzogenaurach  — Als "Königin von Deutschland" tourte sie schon durch das ganze Land. Jetzt setzte die preisgekrönte Kabarettistin und Sängerin Nessi Tausendschön den Schlusspunkt des Kulturfestivals "hin & herzo". Im ausverkauften Pavillon vor der Brauereigaststätte blickte Nessi Tausendschön (die als Maria Marx geborene Hannoveranerin) mit ihrem aktuellen Programm "30 Jahre Zenit" auf die Highlights der vergangenen Jahre zurück.

Elite der Kabarettisten

Eines ist sicher, Kabarettisten gibt es viele in Deutschland, aber Tausendschön gehört zur Elite. "Hier ist es schön warm, da bleib ich jetzt sitzen", meinte sie mit einem Augenzwinkern und wäre am liebsten unter dem Heizpilz im Eingangsbereich sitzen geblieben. "Dann drehen wir einfach die Stühle um", schlug sie dem Publikum vor. Bei dem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag protestierte allerdings sofort der Techniker. Natürlich hatte das Team um Helmut Biehler vorgesorgt, auch auf der Bühne stand ein Heizpilz.

Im Pavillon gab es bereits den ersten Beifall, als Tausendschön gefolgt vom Gitarristen William Mackenzie den Weg zur Bühne nahm. Schon von Beginn an betörte sie das Publikum nicht nur mit einer wunderbaren Stimme, sondern glänzte mit ihrem Improvisationstalent. Sobald sie die Bühne betreten hatte, verteilte sie artig Komplimente an die schöne Stadt Herzogenaurach.

Auch sei ihr Franken bestens bekannt und dazu gehören Nürnberg und Erlangen, weil sie dort von der Studienzeit noch Bekannte habe, die sie gern besuche. "Franken gehört eben auch zu den Orten, wo ich Heimatgefühle habe, wenn ich hierherkomme."

"Der Comedian macht's wegen dem Geld, und der Kabarettist macht's wegen des Geldes", erklärte sie mit Blick auf den voll besetzten Pavillon. Um dann den aus Toronto stammenden Musiker William Mackenzie vorzustellen.

Von Beginn an machte Tausendschön mehr als deutlich, dass sie gerne gegen den Strom schwimmt. Sie sei alles andere als angepasst. Die Welt müsse verbessert werden - denn mit Trump, Merkel, Seehofer und Erdogan müsse man sich gegen nicht besonders angenehme Zeitgenossen behaupten.

Um dann unvermittelt auf die aphrodisierende Wirkung von Nashornpulver und der Wilderei und den Islamischen Staat umzuspringen. "Es könnte doch statt des Nashornpulvers der IS gemahlen werden, dann wäre der IS auch schon gegessen", erklärte sie unter Beifall.

Eine ihrer Stärken ist ohne Zweifel ihre Improvisationsfähigkeit, und die kam beim Auftaktlied, dem GroKo-Song, zum Ausdruck: "Angela, warum lullst du uns so ein?", sang sie und zeigte dazu natürlich die weltberühmten Raute. Bei einem weiteren Lied scherzte sie: "Was gucken Sie so? Jetzt habe ich den Faden verloren! Das ist immer peinlich, wenn das am Anfang passiert."

Ihr Handwerkszeug ist in erster Linie ihre facettenreiche Stimme und ihre Mimik bei den Songs. Eine Stimme, mit der sie mal cholerisch wütet und provoziert, mal spielerisch abstruse Laute erzeugt oder mit verblüffender Ähnlichkeit Persönlichkeiten von Nina Hagen bis Angela Merkel parodiert.

Ihre Songs fügten sich geschmeidig in die wunderbare Musik von William Mackenzie der, der mit seiner Gitarre die Herzen erreichte. Das Kabarett-Original Nessi Tausendschön sorgte bei ihren Fans für einen energiegeladenen Abend mit Text und Gesang: komisch, rührend und garantiert unvergesslich. Ihre 30-jährige Bühnentätigkeit wurde aber mit Recht gewürdigt: Sie ist Trägerin des Deutschen Kleinkunstpreises und des Salzburger Stiers. Diese Auszeichnungen stehen stellvertretend für die vielen anderen Ehrungen, mit der die Kulturindustrie das Naturereignis Nessi Tausendschön gewürdigt hat.