Ganz unterschiedliche Aspekte ihrer Heimatforschung bereiteten die drei Nordhalbener Autoren Hans Blinzler, Horst Mohr und Norbert Neugebauer beim Themenabend der Frankenwaldvereins-Ortsgruppe Nordhal...
Ganz unterschiedliche Aspekte ihrer Heimatforschung bereiteten die drei Nordhalbener Autoren Hans Blinzler, Horst Mohr und Norbert Neugebauer beim Themenabend der Frankenwaldvereins-Ortsgruppe Nordhalben auf. Mit ihren Beiträgen sind sie im neuen Heimatkundlichen Jahrbuch des Landkreises Kronach vertreten, das Kreisheimatpfleger Hans Blinzler vorstellte. Er ging zunächst auf die Geschichte der Schriftenreihe ein, deren mittlerweile 29. Auflage aktuell in den Handel kommt. Aus den ursprünglich einfachen Monografien hat sich mittlerweile ein vielfältiges, liebevoll aufbereitetes Buch entwickelt, das die verschiedensten Themen aus dem Landkreisleben aufgreift.
Horst Mohr, gebürtiger Nordhalbener mit Wohnsitz in Berlin-Spandau, gab Einblick in den momentanen Stand seiner Nachforschungen, die die Naziverbrechen im Ort und in der Gegend an die Öffentlichkeit bringen. Die zunächst sehr dürftige und über Jahrzehnte fehlerhaft weitergegebene Datenlage mit nur wenig bekannten Fällen hat er durch Aktenforschung, andere Recherchen und Kontakte inzwischen korrigiert und erheblich ausgebaut. Erst in letzter Zeit stieß er zunehmend auf Fälle von Euthanasie an Behinderten, von denen ihm mittlerweile 60 im Landkreis zur Kenntnis gelangten. Weiterhin waren auch Zwangssterilisationen vorgenommen worden. Dazu klärte er die Sachverhalte von Erschießungen durch militärische und örtliche Vollzugsorgane im Gemeindegebiet. Sein Beitrag im neuen Heimatbuch trägt den Titel "Erinnern - Mahnen - Wachhalten".
"Die Vertriebenen von Nordhalben" ist der Beitrag von Norbert Neugebauer und Hans Blinzler benannt, der einen Vortrag des Erstautoren für die Ortsgruppe von 2017 zusammenfasst. Interviews mit noch lebenden Heimatvertriebenen beleuchteten ihre Schicksale und den Neubeginn in Nordhalben. Die Integration verlief nach seinen Erkundigungen und der eigenen Wahrnehmung offensichtlich so problemlos, dass ihm schon als Kind die Neubürger nicht mehr auffielen. Bis heute gibt es auch kaum sichtbare Zeichen im Ort an diese Vergangenheit, abgesehen von noch etlichen Grabsteinen mit den ursprünglich fremdartigen Namen und ihrer Herkunft auf dem Friedhof. Dafür haben die Neubürger viel in die örtliche Gemeinschaft eingebracht und sie in der Nachkriegszeit mit stabilisiert, resümierte der Verfasser.
Hans Blinzler hat aus dem ursprünglichen Vortrag den Buch-Beitrag geformt. Seine weiteren Themen entstammen der heimatlichen Sprachforschung. Neben Vergleichen zu oft ganz unterschiedlichen Ausdrücken in den Oberen Rodachtal-Gemeinden (im Kontext zu Kronach) spürt er dem heutigen Gebrauch und der Herkunft von überlieferten Begriffen nach. Viele noch sehr ähnliche Worte gründen im Mittelhochdeutschen, aber auch die Napoleonische Zeit hat ihre sprachlichen Spuren hinterlassen. Unter " Kennde dess nuch?" kann dieser Beitrag im Heimatbuch nachgelesen werden.
Zuvor würdigte ein Teil der Vortragsbesucher den "Tag des Wanderns" mit einer Tour durch die geschützten Nordhalbener Biotope unter Leitung von Wanderwartin Yvonne Simon. nn
Nach nunmehr 3 Jahren stelle ich fest,
dass ich auf dem Foto immer noch als Hans Blinzler geführt werde - aber immerhin gab es in der letzten Woche einen Beschluss des Gemeinderats, wonach für den im April 1945 als Deserteur erschossenen österreichischen Soldaten Willibald Frischmann wohl am örtlichen „Kriegerdenkmal“ endlich eine Tafel mit seinem Namen angebracht werden soll. Das im Mai 2016 mit kirchlichem Segen einige hundert Meter vom Hinrichtungsort an einer Birke angebrachte Holzkreuz – bis heute ohne Beschriftung – wird zufällig vorbeikommenden Wanderern weiterhin Rätsel aufgeben, welches vielleicht auf der zukünftigen Tafel aufgelöst werden kann, sofern darauf die Umstände seines Todes Erwähnung finden können:
gegen den letztendlich für die Erschießung Frischmanns Verantwortlichen, den ehemaligen österreichischen Oberfeldrichter Dr. Karl Eglseer, wurde in Österreich ein Verfahren wegen Verbrechens der Denunziation nach § 7 Abs. 1 und 3 des Kriegsverbrechergesetzes eingeleitet, weil er wenige Tage vor Kriegsende seinen Divisionskommandier hinrichten ließ:
der Mord an Frischmann hingegen wurde bis heute nicht juristisch aufgearbeitet, zumal in sämtlichen mir bekannten Veröffentlichungen bis 2015 das „Standgericht Helm“ für die Hinrichtung verantwortlich gemacht wurde – man schrieb halt einfach voreinander ab.