Der Gräfenberger Ortschronist und Pfarrer Gustav Adler freute sich 1850 beim Rückblick auf den Dreißigjährigen Krieg über die Landung des Schwedenkönigs. Doch das Städtchen wurde mehrmals geplündert.
Auch das kleine Städtchen des "Wirnt von Grafenberc" hatte unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges zu leiden, da der Ort an einer wichtigen Handelsstraße nach Nürnberg lag. Allerdings sahen es die Chronisten des Ortes, allesamt Pfarrer, eher als Gott gewolltes Schicksal an, in den Konflikt hineingezogen zu werden.
Der Grund dafür ist einfach:
Gräfenberg ist laut Chronist Hans Ackermann seit rund 1540 evangelisch. Und seit 1618, dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges, tobte der Glaubenskrieg zwischen evangelischen und katholischen Christen. "Da kam von Gott gesandt Hülfe und Rettung aus Schweden", schrieb der andere Ortschronist und Pfarrer Gustav Adler 1850 beim Rückblick auf den Krieg über die Landung des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf auf der Insel Usedom im Jahre 1630.
Einnahme von Kunreuth
Von gottesfürchtigen Kriegern schrieb Adler weiter, "die beim Anblick des betenden Königs in Tränen ausbrachen". In den Dreißigjährigen Krieg stieg Adler mit dem Jahr 1630 ein, als die (katholischen) "kaiserlichen Soldaten" am 22. November das Schloss derer von Egloffstein in Kunreuth einnahmen. Vier Wochen später kamen diese Truppen nach Gräfenberg und besetzten den Ort.
Die Gräfenberger hatten davon Wind bekommen und flüchteten rechtzeitig. Bei Leupoldstein wurden einige Nachzügler von den Reitern eingeholt und geplündert. Der Rest schaffte es bis nach Pegnitz und Bayreuth. "Am 1. XII. 1631 nachmittag 4 Uhr kamen Gräfenberger mit Weib und Kind und 14 Wagen nach Pegnitz", berichtet die dortige Ortschronik.
Ein Jahr später, am 24. November, kamen Kroaten in die Stadt, gefürchtete Krieger des gegnerischen, katholischen Kriegsherrn Wallenstein. Sie plünderten die Stadt, "zerschlugen und verwüsteten alles", steckten Gräfenberg teilweise in Brand und nahmen alles mit, was sie gebrauchen konnten. Offensichtlich war es ein leichter Sieg, denn drei Monate später kamen die Kroaten wieder und plünderten den Ort noch einmal.
1633 kamen die schwedischen Soldaten - oftmals sogar deutsche Söldnertruppen - ein drittes Mal nach Gräfenberg. Sie hatten Nürnberg gegen Wallenstein zu verteidigen und benötigten für das riesige Heer von rund 70 000 Mann jede Menge Lebensmittel, die sie rund um Nürnberg "einsammelten". Da sich die Gräfenberger gegen den Überfall zur Wehr setzten, wurden "an die 60 Personen mörderisch erschossen, zerhauen und verwundet", schreibt der Chronist Adler. Gräfenberg brannte zur Hälfte nieder, alle Lebensmittel nahmen sie mit, weshalb Gräfenberg eine Zeit lang sogar unbewohnt blieb, da die übrigen Einwohner nach Nürnberg geflüchtet waren.
Spur der Zerstörung
Am 11. Juni 1633 zog der neue schwedische Feldherr Bernhard, Herzog von Weimar - König Gustav II. Adolf war in der Schlacht bei Lützen gefallen - durch Gräfenberg und die Umgebung und hinterließ ebenfalls eine Spur der Zerstörung. Guttenburg fast komplett verbrannt, Gräfenberg-Hüll verbrannt, Hiltpoltstein verbrannt. Vier Wochen später wurde Gräfenberg erneut eingenommen. Das ging insgesamt drei Jahre so weiter: Einmal waren die Kaiserlichen zum Plündern im Ort, dann wieder die schwedischen Soldaten.
Die kriegerischen Handlungen dauerten bis 1635, berichtete Ortschronist Adler, danach lagen zwar auch Soldaten im Ort. Sie plünderten jedoch nicht mehr, mussten aber verpflegt und ausgehalten werden. "Anno 1635 den 8. Oktober haben sich wallische und rotenbergische 200 Mann einquartiert und haben in 14 Tagen Gräfenberg ausgefressen", berichtet Ortschronist Adler bedrückend.
Die Kriegszeit hatte das Land verwüstet und die Bevölkerung halbiert. "Man wandert zehn Meilen und sieht nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling. In allen Dörfern sind die übrig gebliebenen Häuser voller Leichname: Mann, Weib, Kind, Pferde, Schweine neben- und untereinander, von Hunger und der Pest erwürget, von Wölfen und Krähen angefressen, weil niemand da ist, der sie begraben und beweint hat", berichtet ein Augenzeuge.
Auch die Zucht und Ordnung unter den Bürgern litt durch die rohe Behandlung. In Gräfenberg wurde am "neuen Galgen" Hans Lang aus Regenthal gehängt, weil er als Dieb und Frauenschänder gefasst wurde. Ein andermal ist ein gewisser Hans Behem an den Pranger gestellt und des Landes verwiesen worden, weil er Gotteslästerung verübte. Bei einer Hochzeit in Forchheim soll er geschrien haben: "... dass der Donner und Hagel Gott im Himmel erschlagen solle, weil er die Reiter und Soldaten das Land verwüsten ließ".