Gerhard Deutschmann Ein überwiegend barockes Programm mit kurzem Ausflug ins 20. Jahrhundert bescherte eine Geistliche Abendmusik in der St. Nikolaus-Kapell...
Gerhard Deutschmann
Ein überwiegend barockes Programm mit kurzem Ausflug ins 20. Jahrhundert bescherte eine Geistliche Abendmusik in der St. Nikolaus-Kapelle den leider nicht so zahlreich erschienenen Zuhörern. Die Ausführenden waren die Flötistin Regina Bußmann und die Organistin Annerose Röder - beide in der Region als Künstlerinnen und Pädagogen bestens bekannt. Es wäre zu begrüßen, wenn die früher sehr beliebten Abendmusiken wieder öfter stattfinden würden.
Johann Sebastian Bach, zwei seiner Söhne und sein damals berühmterer Zeitgenosse Georg Philipp Telemann bildeten die Schwerpunkte der Vortragsfolge. Von Letzterem erklang zu Beginn die dreisätzige Kammersonate F-Dur für Flöte und Continuo, die Regina Bußmann mit differenzierter Tongebung, überlegener Grifftechnik und großem Atem wiedergab.
Als stets zuverlässige, fingerfertige, farbig registrierende Begleiterin und Solistin am Orgelpositiv bewährte sich Annerose Röder.
Flüssig, mit reizvollen Echowirkungen folgte eine Sonate des französischen Flötenvirtuosen und Komponisten Michel Blavet. Eine Reihe von Solostücken begann mit der von Annerose Röder beschwingt und ausdrucksvoll dargebotenen Sonate g-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach, dem als Komponist bedeutendsten Sohn des späteren Thomaskantors. Mit warmer Tongebung in der Sarabande und geläufig in der Bourree spielte Regina Bußmann diese zwei Sätze aus der Partita a-Moll für Flöte solo.
Von Wilhelm Friedemann Bach, dem ältesten Sohn des "alten" Bach hörte man drei von Annerose Röder durchsichtig gespielte Fugen. Als Kontrast hierzu folgte die von Regina Bußmann großbögig und meditativ dargebotene Tango-Etüde Nr.
4 von Astor Piazzolla.
Schluss- und Höhepunkt des einstündigen Konzerts war die bedeutende Sonate C-Dur BWV 1033 für Flöte und Orgel von J. S. Bach, die von beiden Künstlerinnen überlegen und mit bestem Zusammenspiel wiedergegeben wurde. Hierbei beeindruckten besonders die von der Flötistin virtuos und mit langem Atem bewältigten endlosen Sechszehntelfolgen im Allegro. Freundlicher Beifall als Anerkennung für diese gehaltvolle Abendmusik.