Das Herzogenauracher Schloss hat eine bewegte Vergangenheit. Vermutlich gab es bereits im 13. Jahrhundert eine Burg im Ort, die dann von mehreren Bischöfen immer weiter ausgebaut wurde. 1959 kaufte die Stadt das Gebäude.
Der massive Bau des Schlosses mit seinen drei Geschossen und zwölf Fensterachsen dominiert die Nordseite des Marktplatzes von Herzogenaurach. Von dem Gebäude waren lange Jahre nur wenige Baudaten bekannt.
Die erste urkundliche Erwähnung von Herzogenaurach im Jahr 1002 als Uraha bezog sich auf einen Königshof. Daraus entwickelte sich allmählich eine Siedlung. Nach der Beschreibung des Jahres 1348 im Rechtsbuch des Bamberger Bischofs Friedrich von Hohenlohe gab es die Stadt Herzogenaurach mit einem Schloss, das mit einer ständigen Besatzung belegt und von einem Wassergraben umgeben war. Im Innenhof stand ein Turm, der eine Seitenlänge von 13 Metern hatte und in der Höhe vielleicht mit den beiden erhaltenen Stadttürmen vergleichbar war.
Der bekannte fränkische Forscher Eduard Rühl nahm bereits 1921 in seiner Dissertation über Herzogenaurach an, dass die westliche Hälfte des Südflügels des jetzigen Schlossbaues den ehemaligen Wohnbau der Burg beherbergte, den Palas. Dieser ursprüngliche Baukörper hatte eine Länge von 20,8 Metern und eine Gebäudetiefe von 11,6 Meter. Nach außen schützte eine Mauerdicke von bis zu zwei Metern die Bewohner vor Angreifern. Das Kellergeschoss war mit einem Tonnengewölbe ausgestattet und beherbergt jetzt zum Teil den Ratskeller. Das Erdgeschoss wurde vermutlich als Stall genutzt. Der Zugang zum ersten Geschoß erfolgte über eine hölzerne Freitreppe, die bei Gefahr schnell abgebrochen werden konnte.
Ein Giebel ist verschwunden
Eine Giebelwand, die im Dachgeschoss noch zu erkennen ist, markierte die östliche Begrenzung. In diesem Giebel befindet sich eine von gemaltem Ornament gerahmte Nische. Rühl vermutet rein dekorativen Charakter. Der Gebäudekubus verfügte ursprünglich auch nach Westen ehemals über einen Giebel, erst in der Barockzeit wurde er mit einem Walm versehen.
Nach Osten schloss sich die Georgenkapelle an, die beim Bau des Ratskellers aufgelassen wurde. Die Kapelle konnte im Ernstfall auch zur Verteidigung des Tores verwendet werden. Dann folgte das Tor, das auch heute noch als Durchfahrt vom Marktplatz zum Schloss genutzt wird. Über dem Eingang befindet sich das Wappen von Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn.
Unterkunft für den Bischof
Der Kernbau der Burg muss bereits in staufischer Zeit vollendet gewesen sein. Beim Umbau des Ratskellers im Jahr 1979 tauchte ein Eichenbalken auf, den die Universität Hohenheim dendrochronologisch untersuchte. Dabei stellte sich heraus, dass er 1228 gefällt wurde. Vermutlich wurde er im gleichen Jahr auch in der Herzogenauracher Burg verbaut.
In der Burg bzw. dem Schloss hatte der Vogt, später der Amtmann, seinen Verwaltungssitz. Hier wurden auch die Abgaben der Bürger, der sogenannte "Zehnt", gesammelt. Außerdem diente es für den Landesherrn, den Bischof von Bamberg, als Unterkunft, wenn er in Franken das südlichste Amt seines Fürstbistums besuchte, nämlich Herzogenaurach.