Der Mensch, der den armen und hungrigen Vögeln hilft: Ein Futterhäuschen aufzustellen oder einen Meisenknödel aufzuhängen, gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Winterbeschäftigungen der Deutsch...
Der Mensch, der den armen und hungrigen Vögeln hilft: Ein Futterhäuschen aufzustellen oder einen Meisenknödel aufzuhängen, gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Winterbeschäftigungen der Deutschen. So können heimische Vögel auf Balkon, Terrasse oder im Garten aus der Nähe beobachtet werden. In den Wintermonaten noch vor dreißig, vierzig Jahren gab es dabei keine Diskussionen. Frostige Wochen und immer wieder Schneefall erschwerten die Nahrungssuche der Vögel beträchtlich.
Inzwischen sind die Winter milder geworden, auch der aktuelle zeigte sich bisher äußerst gemäßigt. Soll man da überhaupt füttern? Die Vögel können sich selbst versorgen, der Mensch sollte sich da raushalten, sagen manche. Andere verweisen darauf, dass aufgrund intensiver Landwirtschaft und häufig artenarmer Gärten auch bei milden Temperaturen mittlerweile Nahrungsengpässe entstünden.
Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) spricht sich sogar für eine Ganzjahresfütterung aus. Das verbessere das Immunsystem der Tiere und reduziere Stress. "Es gibt aber zu wenig wissenschaftliche Studien darüber, welche Effekte vom Menschen angebotene Nahrung hat", räumt LBV-Pressereferentin Sonja Dölfel ein. "Aber es ist bisher nichts bekannt, inwiefern es schaden könnte. Und es macht vielen Menschen Spaß, dies das ganze Jahr zu tun."
Auch Peter Berthold, einer der bekanntesten Ornithologen Deutschlands, rät zur ganzjährigen Fütterung. Wer den Vögeln helfen wolle, müsse das ganze Jahr über Nahrung hinausstellen - nicht nur im Winter. Vor so viel Fütterungseifer warnen allerdings andere Vogelkundler. Bei einer Fütterung im Sommer würden sich aufgrund der Temperaturen Krankheitserreger zu schnell verbreiten.
"Man muss nicht verzichten, wenn man ein paar einfache Regeln beachtet", sagt Dölfel. Allerdings werde man mit einem Vogelhäuschen nicht über Nacht zum Artenschützer. "Bedrohte Tierarten wie Kiebitz oder Feldlerche rettet man damit nicht." Man helfe wenigen Vogelarten, die alle nicht bedroht sind. In Deutschland gibt es insgesamt rund 200 Arten. Zum Fressen an die Futterstelle kommen höchstens zehn bis 15.
Hygiene ist das Wichtigste
Wer beim Winterfüttern mitmacht, sollte Ende Oktober beginnen, damit die Vögel den Futterplatz schon kennen, wenn es plötzlich gefriert. Außerdem ist laut den Vogelexperten gut, dies regelmäßig zu tun, weil sich die Vögel auf ihre Futterquellen verlassen.
Als Hauptregel gilt laut LBV-Referentin Dölfel: Auf Hygiene am Futterplatz achten! "Bei offener Fläche muss jeden Tag ausgefegt und regelmäßig mit heißem Wasser ausgebürstet werden", sagt Dölfel. Sogenannte Futterspender seien weniger arbeitsintensiv, weil das Futter vor Regen geschützt ist und die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verunreinigen. Insofern müssten diese Spender nur ein- bis zweimal im Jahr gereinigt werden.